Lexicon alpinum

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DESF verweist auf das vorrömische Substrat mit dem Hinweis auf das Gallo-Lateinische (vgl. DESF 2, 519)

ALM - Konzept (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Der Begriff ALM oder auch ALP (Schweizer Standarddeutsch) umfasst die über dem Talboden gelegene Hochweidestufe, "die wegen ihrer räumlichen Entfernung von den Heimgütern und der durch die Höhenlage bedingten klimatischen Verhältnisse nur während der Sommermonate zu einer weidewirtschaftlichen Nutzung geeignet" (Eibl/Kremer 2009, 37) ist, sowie die zugehörigen, mehr oder weniger einfachen Gebäude für das Almpersonal und/oder Almvieh (Jungvieh, Milchvieh; vor allem Kühe, Schafe, Ziegen, auch Pferde). Neben der Weidewirtschaft steht die Milchverarbeitung im Mittelpunkt des ALMWESENS genutzt; privatrechtliche und genossenschaftliche Betriebsformen sind zu unterscheiden (vgl. die klassische Darstellung von Weiss 1992 sowie Baer 2000 und neuerdings Eibl/Kremer 2009, 7-17 sowie Bätzing 1997, 18-23, http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8569.php).

(auct. Thomas Krefeld)

ALMHÜTTE - Konzept (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Ebenso wie die Milchverarbeitung ist auch die Existenz von "zugehörigen, festen Steinbauten aus dem 1. Jahrtausend v.Chr.
als einfache alpwirtschaftliche Installationen, | die primär dem täglichen Melken des Alpviehs
sowie der erforderlichen Weiterverarbeitung der
Milch gedient haben" (Reitmaier 2016, 26 f.) mittlerweile archäologisch gesichert.

(auct. Thomas Krefeld)

anko - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

 Anko

Dieser Basistyp beruht auf ahd. ancho ‘Butter’ (vgl. Id. I: 341) bzw. auf ahd. anko, welches dann im mhd. zu anke wurde. Seinen Ursprung hat es in dem indogermanischen Stamm *ongwen- ‘Salbe, Fett, Butter’, woraus sich dann ger. *ankwōn m. ‘Fett, Butter’ entwickelte. Zu diesem indogermanischen Stamm können auch lat. ungĕre ‘schmieren’ und ŭnctum ‘Fett’ gestellt werden (vgl. Kluge 2012: 437; vgl. Id. I: 341). Es wurde im Deutschen zwar zum größten Teil durch Butter ersetzt, ist aber dennoch im südwestdeutschen Gebiet noch präsent (vgl. SSA IV: 5.11a) und findet sich ebenfalls in der deutschen Schweiz (vgl. SDS V: 179; vgl. Id. I: 342).

(auct. Myriam Abenthum)

baita - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Die Etymologie ist unklar; es werden Herleitungen aus der isolierten Sicht einzelner Sprachfamilien vorgeschlagen, die dem großen Verbreitungsgebiet im Deutschen, im Romanischen und im Slowenischen nicht gerecht werden.
Ohne auf das alem. Beiz, bair. Boazn, Beisl 'Kneipe' bzw. das Slow. bajta 'schlechtes Haus' einzugehen, schlägt DELI rom. baita, bait wahta vor. Damit können die genannten germanischen Formen mit ts, s nicht erklärt werden. Kluge 2011, 106 leitet die alem. und bair. Formen aus jiddisch bajis 'Haus' bajit 'Haus' ab, was nicht zum rom. t passt (vgl. EWD I, 203). Direkte Vermittlung aus dem Hebräischen (ohne jidd. Vermittlung also) ist angesichts des großen Areals und des Bezugs zum bergbäuerlichen Alltag historisch wenig plausibel. Die Semantik der romanischen Formen ('Hütte, Almhütte, Stall' u.ähnl.) sowie der slowenischen Belege ('schlechtes Haus') liefert keine Motivationen für die Annahme einer großräumigen Verbreitung einer ursprünglich adstratalen Entlehnung aus dem friaulisch-slowenische Kontaktgebiet; viel plausibler erscheint die substratale Entlehnung aus dem vorslawischen und vorgermanischen Altromanischen der Ostalpen.

(auct. Thomas Krefeld)

*barica (* = rekonstruiert) - Basistyp (Auf Karte visualisieren)

Vgl. DRG 2, 179-189 und 192-197 zum Derivat bargun, margun.

bassus - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser Basistyp geht zurück auf das lat. Etymon bassus ‘niedrig’ (vgl. REW 978). Im klassischen Latein ist es eigentlich nur als Zusatz zu Familiennamen belegt im Sinne von ‘der Dicke’ (vgl. Georges 1: 793). In den meisten Glossen erhält es in adjektivischer Verwendung die abwertende Bedeutung ‘fett, dick, untersetzt’, was auch die eigentliche Bedeutung des Wortes ist. Es ist hier also nicht niedrig im Sinne von ‘tiefliegend’ gemeint (vgl. FEW 1: 275). Im Französischen wurde daraus das Adjektiv bas, das je nachdem, ob es vor oder nach dem Substantiv steht, seine Bedeutung ändern kann. Wenn man einem Substantiv eine äußere oder geographische Eigenschaft zuschreiben möchte, steht es nach dem Substantiv. Möchte der Sprecher allerdings eine subjektive Wertung ausdrücken, steht es vor dem Substantiv, welches dadurch abgewertet wird (vgl. TLFi: s.v. “bas”). Das fr. babeurre ‘Buttermilch’ ist eine Komposition aus zwei Basistypen: bassus und butyrum ‘Butter’ (vgl. TLFi: s.v. “babeurre”). In der Verbindung mit fr. bas kommt zum Ausdruck, dass die Buttermilch nur als Abfallprodukt angesehen wurde. Sie entsteht bei der Butterherstellung und enthält zum größten Teil Wasser. Die Bauern in den Alpen haben sie nur sehr selten konsumiert, hauptsächlich wurde sie in der Zigerherstellung weiterverwendet oder aber an die Schweine verfüttert.

(auct. Myriam Abenthum)

*brenta (* = rekonstruiert) - Basistyp (Auf Karte visualisieren)

vgl. HDR 1, 121.

*brod (* = rekonstruiert) - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser Basistyp kann anhand von anord. brot ‘Fleischbrühe’, e. broth, mndl. brode, ahd. proth ‘Brühe’ auf germanischen Ursprung zurückgeführt werden. Daraus haben sich auch it. brodo, broda, piem. breu oder kat. brou entwickelt. Brühe war eine typische Speise der Germanen, die Römer kannten sie nicht. Das ist der Grund, warum das Wort aus dem Germanischen in die romanischen Sprachen entlehnt wurde. Es hat aber neben seiner eigentlichen Bedeutung ‘Brühe’ auch noch die sekundäre Bedeutung ‘Schaum’ entwickelt, welche in die Terminologie der Milchverarbeitung eingedrungen ist. So finden sich im Galloromanischen Ableitungen wie zum Beispiel brou de beurre ‘Butterschaum’ oder brôe ‘Schaum auf der Milch’ (vgl. FEW 15/1: 291-300). Es hat dann seine Bedeutung auf das Konzept BUTTERMILCH erweitert, was in unserem Gebiet für Trient belegt ist.

(auct. Myriam Abenthum)

*brottiare (* = rekonstruiert) - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Das Etymon dieses Basistyps ist vorrömisch. Er kann aufgrund von Formen aus dem Okzitanischen, Frankoprovenzalischen, Korsischen und Katalanischen erschlossen werden. Zuvor hatte Gamillscheg 1920:148 für fr. brousse ‘Topfen aus Ziegen- und Schafmilch’ ein got. Etymon *brŭkja vorgeschlagen. Er hat fr. brousse mit nhd. Brocken in Verbindung gebracht, aber eine Entlehnung ins Französische aus ahd. brokko abgelehnt, denn das hätte im Französischen eher brocon ergeben. Er bekräftigt seine Theorie für eine Entlehnung aus dem Gotischen damit, dass gotisches -k- in der Weiterentwicklung mit lat. -cc- zusammenfällt und auch die geographische Verbreitung des Wortes dafür spricht. Hubschmied 1936: 95 nimmt ein kelt. *brus- ‘brechen’ an, das *brussa oder *brussia als Etymon für fr. brousse ergibt. Schüle GPSR 2: 822 verwirft diese Ansätze allerdings. Gegen Gamillschegs Ansatz wendet er ein, dass ein Wort gotischen Ursprungs kaum in die konservative alpine Terminologie der Milchverarbeitung eingedrungen sein kann. Gegen Hubschmieds Vorschlag führt er an, dass ein kelt. Etymon des Typs *brussa oder *brussia das korsische und sardische brocciu nicht erklären kann. Stattdessen schlägt er ein vorröm. Etymon *brottiare unbekannter Herkunft vor, was aus etymologischer Sicht alle Formen überzeugend erklären kann.

(auct. Myriam Abenthum)

brousse (roa.) - Morpho-lexikalischer Typ (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser morpho-lexikalische Typ ist über das Frankoprovenzalische und Okzitanische hinaus auch im Katalanischen und Korsischen (brocciu) belegt (vgl. TLi s. v. brousse 2); die früher angenommene Herleitung aus dem Gotischen ist im Hinblick auf diese Verbreitung (vor allem in Korsika) und die Onomasiologie (MILCHVERARBEITUNG, inbesondere: FRISCHKÄSE AUS SCHAFS- UND ZIEGENMILCH) wenig plausibel. Viel überzeugender ist die von Ernest Schüle vorgeschlagene vorrömische Etymologie, die TLFi im Resümee der Wortgeschichte erwähnt:
"D'apr. Brüch dans Z. rom. Philol. t. 35, p. 635, GAM. Rom.1t. 1, p. 369, t. 2, p. 38 et Gamillscheg dans Z. rom. Philol. t. 40, p. 148, ce groupe de mots est issu du got. *brǔkja « ce qui est brisé », dér. du got. gabruka « morceau » (FEIST, s.v. gabruka; KLUGE20, s.v. Brocken). E. Schüle dans Pat. Suisse rom., s.v. brochyè, estime au contraire qu'un terme got. peut difficilement s'être implanté dans le vocab. laitier des Alpes, et propose une base préromane *brottiare, d'orig. inconnue.” (TLFi).
(auct. Thomas Krefeld)

bruma - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Das lat. Etymon dieses Basistyps ist bruma mit der eigentlichen Bedeutung ‘Wintersonnenwende’. Bruma ist die zusammengezogene Form von *brevŭma, (vgl. Treccani: s.v. “bruma”; vgl. Georges 1: 867). Daneben bezeichnet es im generellen Sinn den ‘Winter’ und im engeren Sinn den ‘Winterfrost’. In der Westromania hingegen wurde es mit der Bedeutung ‘Nebel’ aus dem Lateinischen entlehnt, wie fr. brume, sp., pg. bruma und kat. broma. Diese Bedeutung hat auch friaul. brume (vgl. FEW 1: 562). Dieser Basistyp als Ausgangspunkt für Bezeichnungen des Rahms und der Sahne findet sich im Dolomitenraum und in Karnien in der Form brama. In diesen Gebieten gingen die konkreten Wortformen allerdings wohl daraus hervor, dass gall. crama und lat. bruma miteinander verschmolzen sind. Da aber das dolomitenladinische Gebiet nicht von den Galliern besiedelt war, kann die Verschmelzung der beiden Typen dadurch erklärt werden, dass gall. crama von Westen her bis in das zentralladinische Gebiet vorgedrungen ist und sich dort mit dem ursprünglich verbreiteten Typen bruma vermischt hat, was schließlich die ladinischen Wortformen des Typus brama ergab. Dies muss vor der Germanisierung des Eisack- und Etschtals geschehen sein (vgl. EWD I: 337-338). Im angrenzenden Gebiet findet sich, wie bereits erwähnt, auch friaul. brume einerseits mit der verschobenen Bedeutung ‘Nebel’ (vgl. FEW 1: 562), andererseits kann es in metaphorischer Übertragung auch ’Sahne’ bedeuten (vgl. REW: 1335). Auch im FEW (2: 1273) wird darauf hingewiesen, dass womöglich das angrenzende friaul. bruma ‘Nebel, Sahne’ Einfluss auf die lautliche Gestalt der ladinischen Formen ausgeübt hat.

(auct. Myriam Abenthum)

BUTTER - Konzept (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Der dominierende Basistyp (vgl. lat. butyru(m); eine antike Entlehnung aus dem Griechischen) bezeichnet bereits im Lateinischen das Konzept BUTTER (vgl. auch: butyru(m)).
Die anderen Basistypen sind onomasiologisch interessant, da sie ganz unterschiedlich motiviert sind:
- über die fette und cremige Konsistenz, (vgl. den Basistyp lat. pĭngue(m) 'Fett', lat. ŭnctu(m) 'Fett', ahd. ancho 'Fett' );
- über das Stampfen als Herstellungsverfahren (vgl. Basistyp lat. *pisiare 'zerstossen');
- über das Auslassen als elementare Technik der Konservierung (vgl. Basistyp deu. Schmalz vom Verb schmelzen).


(auct. Thomas Krefeld)

butyru(m) - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Das lat. Etymon des Basistyps ist unproblematisch; es handelt sich um eine Entlehnung aus dem Griechischen, der ein Kompositum aus tyrós 'Käse' und bóus 'Kuh' zu Grunde liegt. Allerdings sind zwei Akzentvarianten zu unterscheiden:
  • paroxytones lat. butӯru(m), auf das der ita. Typ butirro zurückgeht (vgl. DELI 179);
  • lat. bútyru(m) mit griechischem Initialakzent; daraus hat sich franz. altfra. bure bzw. neufra. beurre entwickelt. Dieser Typ wurde ins Italienische entlehnt und ergab auch standardita. burro (vgl. DELI 178).
Weniger eindeutig ist die Entlehnungeschichte aus dem Rom. ins Germ. Zu beachten ist Varianz des Genus von deu Butter: im Alemannischen und Bairischen dominiert der maskuline Typ; aber der SDS belegt auch das Femininum und sogar ein Neutrum. Kluge 166 sieht den maskulinen Typ als sekundäre Entwicklung in Analogie zum ebenfalls maskulinen alemannischen Synonym Anke(n); primär sei dagegen die feminine Variante, die aus der Umdeutung des lat. Neutrum Pl. auf -a als feminines Singular erklärt wird. Dazu passt spätalthochdeutsch butira. Im Licht der interlingualen Sprachgeographie kann diese Deutung nicht überzeugen, denn der maskuline Typ bildet im bairischen Sprachraum Tirols ein gemeinsames Areal mit dem sich südlich anschließenden und ebenfalls maskulinen rom. Typ but'ir. Es ist daher viel naheliegender, in dieser Form die primäre adstratale Entlehnung zu sehen und den femininen Typ die Butter als sekundäre Variation. Die Entlehnung scheint wegen des unverschobenen Dentals -t- nicht sehr früh (nicht vor dem 8. Jh. n.Chr.), sondern erst nach Abschluss der 2. Lautverschiebung erfolgt zu sein.
Im Alpenraum scheint also der Typ butyrum im Ggensatz zur Auffassung von Kluge, 1670 älter als der Typ anko zu sein.

(auct. Thomas Krefeld)

cabane (roa.) - Morpho-lexikalischer Typ (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Eigenschaften des morpho-lexikaischen Typs: Substantiv, Fem, kein Affix

Zu diesem Typ gehören mehrere phonetische Typen. VerbaAlpina differenziert auf Grund folgender Kriterien:
(1) Varianz des Wortanlauts:
  • [K-] erhalten; vgl. frz. cabane;
  • [K-] palatalisiert:
    • [k-] > [ts-];
    • [K-] > [t)/-]; vgl. bündnerrom. chamona;
    • [K-] > [ts^-];
(2) Anlaut der 2. Silbe in intervokalischer Position:
  • [P-] erhalten; vgl. it. capanna;
  • [P-] geschwächt:
    • [P-] > [b-]; vgl. frz. cabane;
    • [P-] > [v-];
(3) Auslaut
  • [-a];
  • [-a1];
  • [-e];
  • [-o].

(auct. Thomas Krefeld)

*cala (* = rekonstruiert) - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser Basistyp "ist als ortsname und Appellativum über ein weites gebiet in den westl.mittelmeersprachen verbreitet" (FEW II, 51). Es ist wohl vorindogerm. und scheint ursprünglich eine Geländebezeichnung mit der Bedeutung 'geschützte Stelle' gewesen zu sein. So erklärt sich cala 'Bucht' im Italienischen (z.B. Sizilianisch) und im Iberoromanischen (vgl. FEW ebd.). Im Untersuchungsgebiet von VA liegt die Basis auch dem Namen der Val Calanca, einem Seitental des Misox/Misocco, zu Grunde.

(auct. Thomas Krefeld)

capănna(m) - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser Basistyp wir nur durch einen morpho-lexikalischen Typ repräsentiert:
(1) rom:
  • Sub, Fem, kein Affix; vgl. ital. capanna; fra cabane; roh chamona.

Wortgeschichtlicher Kommentar:
Lat. capanna ist laut FEW II, 246 nur ein einziges Mal (bei Isidor) belegt; "sein ursprung ist dunkel" (FEW II, 246). Die Formen mit -m- bilden eine alpine Variante; vgl. DRG 3, 336-339. Zur Semantik der bündnerrom. Formen heisst es: "In der Bed. 'Hütte, einfaches, armeliges Haus' nimmt das heute lit. gefärbte camona eine Mittelstellung ein zwischen fam. --> baita DRG (2,76) 'Baracke, verfallenes Haus, schlechte Hütte' und --> teja 'Hütte, Senn-, Alphütte'. Vgl. auch --> fögler" (239).

(auct. Thomas Krefeld)

*cappellus (* = rekonstruiert) - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser Basistyp geht aus lat. cappellus ‘eine Art Kopfbedeckung’ hervor und ist ein Diminutiv von lat. cappa ‘Hut’. Ursprünglich bezeichnete lat. *cappellus verschiedene Arten von Kopfbedeckungen. Hüte zu tragen war den Römern eigentlich fremd. Nur die einfachen Leute, die viel draußen arbeiteten, trugen zum Schutz Hüte verschiedenster Formen und aus unterschiedlichstem Material. Aus lat. *cappellus entwickelten sich fr. chapeau, it. cappèllo, eng. tśapé und auch friaul. tśapel (vgl. FEW 2: 293). Laut Kramer (EWD II: 153) ist das Grundwort ćiapél ‘Hut’ ein reines Erbwort. In unserem Gebiet konnte es auch als Bezeichnung für die Schlagsahne gefunden werden. Ableitungen von lat. cappa konnten in Bezeichnungen für den Schaum auf Cidre oder Bier oder für die Haut, die sich auf gekochter Milch bildet, belegt werden (vgl. ibd.II: 275). Auch lat. *cappellus hat eine weitere Bedeutung entwickelt, nämlich ‘Schaum’ (vgl. ibd.II: 291). Dies könnte erklären, warum sich *cappellus auch in Bezeichnungen der Schlagsahne wiederfindet.

(auct. Myriam Abenthum)

căput - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Als Basis dient hier klat. caput ‘Kopf’. In den meisten Sprachen gibt es für das Wort Kopf mehrere Wörter, wovon eins in eher abwertender Weise benutzt wird und meist auch das normale Wort dann verdrängt. Auch im Lateinischen bestanden zwei Wörter nebeneinander: testa und caput. Im größten Teil des romanischen Sprachgebiets wurde caput zugunsten von vlat. testa aufgegeben (vgl. FEW 2: 345). Überlebt hat es in seiner Grundbedeutung aber in der Lombardei, in Süditalien, in der Toskana, in Friaul, Graubünden, Rumänien, Katalonien, Südostfrankreich und im dolomitenladinischen Gebiet. Aus lat. caput wurden it. capo, lad. ćé oder friaul. ciâf entlehnt (vgl. DELI 1: 199-200; vgl. EWD II: 74-75). Schon lat. caput wurde vielfältig in metaphorischer Weise benutzt, so etwa im Sinne von ‘das Oberste, die Spitze, die Kuppe’ (vgl. Georges 1: 989-992). Im romanischsprachigen Gebiet der Alpen finden sich ebenso Metaphern mit dem Basistyp căput zur Bezeichnung des RAHMS, denn der Rahm ist das, was sich auf der Milch absetzt.

(auct. Myriam Abenthum)

caseāria - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Die Herleitung diese Typs aus lateinisch casearia[m], einer adjektivischen Derivation von caseus, caseum ist unproblematisch; DELI 213 weist auf einen mittellat. Beleg casiera aus Bergamo aus dem Jahre 1145 hin.
- Zum alem. chäsere[n] vgl.
https://digital.idiotikon.ch/idtkn/id3.htm#!page/30513/mode/1up

(auct. Thomas Krefeld)

caseolus - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Vgl. DRG 3, 444-450.

Die Herleitung dieses lateinischen Basistyps ist relativ unkompliziert. Es handelt sich hierbei um den Diminutiv von lat. cāseus ‘Käse’, kann also mit ‘kleiner Käse’ übersetzt werden. Dieser ist in den lombardischen und rätischen Alpen zu finden (vgl. FEW 2: 456) So gibt es die Formen it. caciolo, engad. kazöl, nprov. kazieu (vgl. REW: 1738). Das Surselvische kennt die Form caschiel, das Venezianische casuòla (vgl. EWD II: 126).

(auct. Myriam Abenthum)

cāseus - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Der Basistyp geht auf lat. cāseus ‘Käse’ zurück (vgl. Kluge 2012: 5371; FEW 2: 456-458) zurück. Die Germanen kannten zuvor nur die Produktion von Weichkäse und so übernahmen sie nicht nur die neue Technik der Labkäserei von den Römern, sondern auch deren Bezeichnung für den Käse (vgl. Kluge 2012: 5371). Dieser Typ ist weit verbreitet. Er findet sich sowohl in nicht-romanischen Sprachen, wie beispielsweise im Deutschen, als auch in allen romanischen Sprachen mit Ausnahme des Ladinischen, Friaulischen, Rätoromanischen, Französischen, Frankoprovenzalischen, Okzitanischen, Gaskonischen und Katalanischen (vgl. DéROM: s.v. “*/`kasi-u/”). Im gesamtromanischen Gebiet war dieser Typ zunächst dominant, bevor er im galloromanischen Gebiet durch den Typen formaticu(m) (vgl. FEW 2: 456-458) abgelöst wurde. Heutzutage lebt er in it. càcio fort, welches für das 13. Jahrhundert erstmalig belegt ist. Verbreitet ist er in der Toskana und in den Dialekten Mittel- und Süditaliens (vgl. DELI 1: 182). Das Dolomitenladinische bezeichnet den Käse mit ćiajó, was ebenfalls auf lat. cāseus zurückgeht (vgl. EWD II: 126). In Norditalien hingegen wird der Käse formaggio genannt, dennoch ist càcio dort nicht unbekannt, es gehört dort allerdings in den Bereich der gehobenen Sprache (vgl. Treccani: s.v. “càcio”). Ins Deutsche wurde er bereits im 8. Jahrhundert, also schon sehr früh, entlehnt. Im Althochdeutschen haben wir noch die Form kāsi, welche im Mittelhochdeutschen dann zu kæse wurde (vgl. Kluge 2012: 5317).

(auct. Myriam Abenthum)

cautum - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser Basistyp beruht auf lat. cautum ‘eingehegter Platz’, was zu lat. cautus ‘sicher, sichergestellt’ gehört (vgl. Hubschmid 1950: 338; vgl. REW: 1784; vgl. FEW 2: 547). Ins Dolomitenladinischen wurde daraus ćiàlt ‘Schuppen’ entlehnt (vgl. EWD II: 129). Friaul. ciôt ‘Schweinestall’ ging daraus als Erbwort hervor (vgl. FEW 2: 547). Dieser Basistyp konnte aber auch als Ausgangspunkt für den ZIGER belegt werden (vgl. ALD II: 853). Möglicherweise könnte dieser Bedeutungswandel von ‘Schweinestall’ zu ‘Ziger’ folgendermaßen erklärt werden. Ziger entsteht bei der zweiten Scheidung der Milch. Wenn der Rohziger abgeschieden ist, bleibt er noch gemäßigter Hitze ausgesetzt, sodass er fester wird und zu Boden sinkt. Die so entstandene Zigermasse sollte dann bei erneuter Hitzezufuhr allmählich nach oben kommen, sodass sie abgeschöpft werden kann. Dabei entsteht oft ein Schaum, der Dreckpartikel enthält. Dieser wird dann an die Schweine verfüttert (vgl. Frehner 1919: 86-89).

(auct. Myriam Abenthum)

cellārium - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Die Verbreitung der Formen, die zu diesem Basistyp gehören, ist nicht leicht zu beurteilen. Denn auf das lat. cellārium geht auch das standarddeu. Keller zurück, so dass sich die Frage erhebt, ob die alemannischen und bairischen Belege des Untersuchungsgebiet als Varianten zu sehen, die mit dem Standarddeutschen gekommen sind oder ob man in ihnen Relikte des lateinisch-romanischen Substrats vermuten sollte. Für die Substraterklärung spricht zweifellos die Semantik, denn im germanischen Alpengebiet dominiert so wie im romanischen und de Bedeutung 'Milchraum, Raum/Häuschen zum Lagern von Milch und Käse' oder auch 'Hütte zur Verarbeitung von Milch'. Diese Bedeutung ist eher funktional und weniger architektonisch definiert ist und entspricht daher viel eher der klassischlat. Bedeutung von cellārium, nämlich 'Speisekammer, Vorratskammer' als der Bedeutung 'Untergeschoss' des standarddeu. Keller. Auch italienisch cellaio bezeichnet eher den Vorratsraum; das 'Untergeschoss' wird dagegen cantina genannt. Die romanischen Belege zeigen also eine ethnographisch naheliegende, leichte semantische Spezialisierung. Auch die Bedeutungsentwicklung von 'Vorratsraum' zu 'Keller' ist sehr plausibel, speziell im Fall von Wein, der gern im Keller gelagert wird. Sehr unwahrscheinlich ist dagegen die Rückentwicklung von deu. 'Keller' zu 'Vorratsraum für Milch und Käse', d.h. genau zur mutmaßlich schon alten Bedeutung der benachbarten romanischen Formen.
Allerdings ist die Phonetik der alemannischen und bairischen Formen schwierig, da sie keinen Reflex der romanischen Palatalisierung des initialen [k-] zeigen. Dieses Problem stellt sich allerdings nicht nur für den süddeutschen, sondern für den gesamten frühen lateinisch-romanisch/deutschen Entlehnungsraum, wie das Nebeneinander der verschobenen (deu. Zwiebel cēpŭlla [REW 1820]) und unverschobenen Formen (deu. Kiste cĭsta 'Korb', deu. Wicke vĭcia) zeigen. Angesichts des hohen Alters der romanischen Palatalisierung ist es nicht überzeugend, hier nur mit dem Zeitpunkt der Entlehnung zu argumentieren. Vielmehr sollte man damit rechnen, dass unverschobene, konservative und verschobene, innovative Varianten über einen langen Zeitraum im Frühromanischen nebeneinander bestanden. Man beachte, dass sich der Plosivs ja keineswegs nur im früh romanisierten und isolierten und recht weit entfernten Sardisch erhalten hat (vgl. die bekannten Beispiele wie sard. kentu 'hundert' centu[m] usw.), sondern auch im Dalmatischen existiert zu haben scheint – in diesem Fall ist die Entfernung zum Alpenromanischen nicht mehr sehr groß (vgl. dalmatisch kapula cēpŭlla [REW 1820]).

(auct. Thomas Krefeld)

clarus - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Zugrunde liegt lat. clarus ‘hell’, welches in Bezug auf zwei Sinneswahrnehmungen genutzt wird: Sehen und Hören. So kann lat. clarus ‘hell’ bezogen auf Licht bedeuten oder ‘deutlich, klar, laut’ in Bezug auf die Stimme, Töne, etc. Die romanischen Sprachen haben das so beibehalten, wie fr. clair, it. chiaro. Aus lat. clarus ‘hell’ in Bezug auf Licht haben sich weitere Bedeutungen entwickelt, wobei hier die übertragene Bedeutung ‘verdünnt’ interessant ist. Das erklärt sich daraus, dass mit höherem Wassergehalt eine Flüssigkeit auch heller ist. So findet sich im mfr., nfr. zu Beginn des 17. Jahrhunderts lait clair, wörtlich ‘klare Milch’, als Synonym für petit-lait ‘Buttermilch’ (vgl. FEW 2: 739-745).

(auct. Myriam Abenthum)

coagŭlum - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Diesem Basistyp liegt lat. coagulum zugrunde, was schon im klat. sowohl ‘Lab’ als auch metonymisch ‘geronnene Milch’ bedeutete (vgl. Georges 1: 1220). Es besteht in allen romanischen Sprachen fort. Allerdings ist hier zu beachten, dass etwa it. caglio oder obeng. keł nur noch die Bedeutung ‘Lab’ haben. Die Bedeutung ‘geronnene Milch’ ist nur im Galloromanischen vorhanden, was in enger Verbindung zum lat. Verb coagulare ‘gerinnen machen’ steht. Zunächst war es ein transitives Verb, seit dem 5. Jahrhundert wird es aber auch intransitiv in der Bedeutung von ‘gerinnen’ benutzt. Es ist im gesamten romanischen Gebiet anzutreffen, wie beispielsweise frz. cailler, it. quagliare (vgl. FEW 2: 816-820).

(auct. Myriam Abenthum)

cohortem - Basistyp (Auf Karte visualisieren)

Die Grundbedeutung von lat. cohors ist gemäß Georges 1252 f. "ein rings eingezäunter Ort, der Hofraum, das Gehege, bes. fürs Vieh, der Viehhof". Durch metonymische Übertragung ergab sich die Bedeutung 'Menge, Schar, Gefolge'.

cŏlare - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser Basistyp geht zurück auf lat. cŏlare ‘sieben, seihen’, was von lat. cŏlum ‘Sieb’ abgeleitet ist (vgl. DELI 2: 250-251). Außer in der Terminologie der Metallverarbeitung ist es vor allem in der Milchwirtschaft im Sinne von ‘die Milch sieben, seihen’ verbreitet. Dies gilt auch für die romanischen Sprachen: fr. couler, it. colàre, obeng. culer, kat., sp. colarer, pg. coar, obeng. culer, etc. (vgl. FEW 2: 877-885; vgl. REW 2035). Auch im Dolomitenladinischen ist es mit lad. corè vertreten, allerdings ist hier der Wandel von -l- zu -r- zu beobachten (vgl. EWD II: 274).

(auct. Myriam Abenthum)

crama - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Das Etymon des Basistyps crama ist gallischen Ursprungs. Der erste Beleg findet sich im 6. Jahrhundert bei Venantius Fortunatus, danach taucht es wieder im 9. und 10. Jahrhundert in einer Glosse und medizinischen Rezepten auf. In primärer Bedeutung bezeichnet der Basistyp crama das Konzept RAHM, welcher im altfr. mit craime ‘crême du lait’ bezeichnet wird. Im Mittelfranzösischen liegt seit dem 13. Jahrhundert die Form cresme ‘la partie la plus épaisse du lait, qui s´élève à la surface quand on le laisse reposer, et dont on faire le beurre’ vor (vgl. FEW 2:1271-1274). Die Form cresme erklärt sich aus einer Kreuzung mit chrisma (vgl. TLFi: s.v. "crème"). Die eigentliche Bedeutung des lat. Etymons chrisma ist ‘Salbung, Ölung’, welches sich als cresme lautlich an das gr. Etymon χρισμα angeglichen hat (vgl. Georges 1: 1120). Im Neufranzösischen hat sich dann die Form crème etabliert, welche wiederum als crèma ins Italienische entlehnt wurde (vgl. DELI 1: 295). Der Basistyp crama ist vor allem im Piemontesischen, Lombardischen und Rätoromanischen verbreitet, allerdings wurde in diesen Gebieten der Anlaut cr- durch gr- ersetzt, wie etwa in obengad. grama (vgl. FEW 2: 1273).

(auct. Myriam Abenthum)


Der lexikalische Typ deu. Rahm wird hier ebenfalls zum Basistyp crama gestellt; es wird also auf Grundlage der alpinen Sprachkontaktverhältnisse eine neue Ableitung vorgeschlagen. Im Kluge 2011 wird die Wortgeschichte aus indogermanistischer Sicht folgendermaßen skizziert:

"Rahm[.] Sm ‛Sahne’ std. (11. Jh.), mhd. roum, mndd. rōm(e)[.] Aus wg. *rauma- m.Rahm’, auch in ae. rēam; im Ablaut dazu ­anord. rjúmi. Falls von *raugma- auszugehen ist, vergleicht sich avest. raoγna- n., raoγniiā- f. ‛Butter’. Weitere Herkunft unklar. Die neuhochdeutsche Form beruht auf einer Mundart, die mhd. ou zu ā entwickelt hat. Wo Rahm gegen Sahne semantisch differenziert wird, bezieht es sich eher auf den sauren Rahm. Präfixableitung: entrahmen; Partikelableitung: abrahmen. Hinweise[:] Ebenso nndl. room." (Kluge 2011, Online s.v. Rahm 1)

In diesem Ansatz werden die dialektalen Verhältnisse ausgeblendet; es muss jedoch berücksichtigt werden, dass im romanischen Alpenraum, und zwar unmittelbar südlich der germanischen romanischen Sprachgrenze der Typ fra. crème | ita. crema gehören, weit verbeitet ist.




Die zugehörigen phonetischen Typen mit den Tonvokalvarianten [æ], [e], [o] und [a] führen ganz selbstverständlich auf eine gemeinsame Ausgangsform [a] zurück, denn die Hebung von betontem /a/ > [e]  bzw. > [æ] in offener Silbe und die Rundung /a/ > [o] vor Labial sind vollkommen unauffällig. Es ergibt sich somit ein Basistyp crama, der ursprünglich wohl aus dem Gallischen (d.h. aus dem Keltischen) stammt   (vgl. FEW  2, 1271-1274, s.v. crama); das Wort ist übrigen bei Venantius Fortunatus (*540-600/610) belegt, der in Valdobbiadene, d.h. am südöstlichen Alpenrand nördlich von Treviso geboren wurde. Es wäre nun wenig plausibel, das gemeinsame Areal der synonymen Typen von deu. Rahm und rom. crama aus einem zufälligen Zusammentreffen zu erklären. Vielmehr sollte der deutsche zum selben gallo-romanischen Basistyp  geschlagen werden.

Die Reduktion des Anlauts  lat.-rom. [kr-] > deu. [r-] ist im Zusammenhang damit zu sehen, dass "im d. h-vor konsonant im 9. jh. schwindet" (FEW 16, 249, s.v. *hrokk), wie zahlreiche analoge Formen belegen. In der frühen Zeit des germ.-romanischen Sprachkontakts muss die Variante [hr-] noch existiert haben, denn fra.  froc 'Kutte' kann nicht auf althochdeutsch roc, sondern nur auf hroc mit Substitution des laryngalen durch den labiodentalen Frikativ zurückgehen. So auch Kluge:

"Rock[.] Sm std. (9. Jh.), mhd. roc, rok, ahd. (h)roc, as. rok [.] Aus wg. *rukka- m.Rock’, auch afr. rokk. Außergermanisch vergleicht sich air. rucht ‛Tunika’, kymr. rhuchen ‛Mantel’. Alles weitere ist unklar. Es besteht auch eine Variante mit Anlaut hr- in ahd. hroc, as. hroc, afr. hrokk, die vermutlich über das Französische zu Frack geführt hat. Hinweise[:] Ebenso nndl. rok." (Kluge 2011, Online s.v. Rock)

Ebenso erklärt sich das Nebeneinander von engl. horse neben deu. Ross germ. *hrussa (vgl. Kluge 2011, s.v. Ross und deu. röcheln neben  nisl. hrygla ‛Rasseln in der Kehle’, lett. kraũkât ‛husten, Schleim auswerfen’ idg. *kruk-  ‛schnarchen, röcheln, grunzen’  (vg. (Kluge 2011, s.v. röcheln)..

(auct. Thomas Krefeld)

*crassia (* = rekonstruiert) - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Der Basistyp *crassia ‘Fett’ ist das Kollektivum zum lat. Adjektiv crassius ‘dick, fett’. Letzteres war die im gesprochenen Latein gebräuchliche Variante, demgegenüber steht die klat. Form crassus (vgl. DELI 2: 517). Mit dem 3. Jahrhundert hat es das ursprünglich in der gesamten Romania geltende pinguis verdrängt, wobei diese Verdrängung nicht vollständig ist, denn im Gebiet von VerbaAlpina finden sich lomb. pench ‘Buttermilch’ oder bündnerrom. paintg ‘Butter’. Der Anlaut wurde durch lat. grossum beeinflusst. In dieser Form wurde es dann in die romanischen Sprachen entlehnt (vgl. FEW 2: 1285). Das ait. grassa bezeichnete noch ‘alles zum Leben notwendige’ (vgl. DELI 2: 517). Aus dem Italienischen wurde dann fr. graisse entlehnt (vgl. FEW 2: 1277). Im Alpengebiet gehen aus diesem Basistyp vereinzelt Bezeichnungen für den Rahm hervor, da dieser der fetthaltige Teil der Milch ist.

(auct. Myriam Abenthum)

crŭsta - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser Basistyp geht zurück auf lat. crŭsta ‘Kruste’ zurück, was ‘die harte, trockene Oberfläche eines sonst weichen Körpers’ beschreibt. Dazu gehören lat. crudus ‘roh’ und cruor ‘der rohe Blutsaft’ (vgl. Georges 1: 1771-1772, 1774, 1775-1776). Es beschreibt im Latein auch schon im engeren Sinne die Rinde des Brotes. It. cròsta ist eine Lehnprägung aus fr. croûte (vgl. Treccani: s.v. “cròsta”), welches schon im afr., mfr. croste, crouste seit dem 11. Jahrhundert mit der Bedeutung ‘die äußere Schicht des Brotes, die durch das Backen hart und knusprig wurde’ belegt ist. Es führte also schon die im Latein gängige Bedeutung von crusta fort. Interessant ist, dass für den Ort Bozel im französischen Savoyen der Ausdruck raclure du fromage, was die Abschabung des Käses bezeichnet, in Nizza crousta ‘Rahm’ und im nicht unweit entfernten französischen Département Aveyron descroustá ‘abrahmen’ belegt werden konnte (vgl. FEW 2: 1371-1375). Das zeigt, dass das Wort auch in den Bereich der Milchverarbeitung eingedrungen ist. Es ist nicht verwunderlich, dass das Wort, das zunächst in der Romania die Brotrinde bezeichnete, dann auch zur Benennung der Käserinde verwendet wurde.

(auct. Myriam Abenthum)

*excŏcta (* = rekonstruiert) - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser Basistyp ist eindeutig lateinischen Ursprungs und bezeichnet als excocta materia eine ‘herausgekochte Substanz’ (vgl. REW: 2977). Es handelt sich um die feminine Form von *excoctus, was wiederum das Partizip Passiv von lat. *excoquere ‘herauskochen’ ist. Bei letztgenanntem handelt es sich um eine zusammengesetzte Form aus lat. coquere ‘kochen’ und dem Präfix ex- (vgl. DELI 5: 1167). Dieses Präfix trägt die eigentliche Bedeutung ‘die Bewegung-, das Ausgehen aus dem Innern eines Gegenstandes heraus’ (vgl. Georges 1: 2495-2500) und verstärkt so das Verb (vgl. DELI 5: 1167). In Oberitalien und dem rätischen Gebiet finden sich viele Vertreter dieses Basistyps: emil., obeng. scota, lomb. skoča, friaul. skuete (vgl. FEW 3: 278; vgl. REW: 2977). Das Tirolische kennt die Form tschotte, die dann über den Bozener Raum und das östliche Pustertal als ciót ins Ladinische gelangte (vgl. EWD II: 199-200). Auch slow. skuta geht aus diesem Basistypen hervor. Auffallend ist die Verwandtschaft zu it. scotta und friaul. skuete. Was die Entlehnungsrichtung angeht, finden sich unterschiedliche Ansätze in der Literatur. Es gab Erklärungsversuche, die eine Ableitung von ahd. scotto aus dt. schottlen/ schütt(l)en sehen wollten, was dann ins Romanische entlehnt wurde. Diese Annahme wurde aber als unwahrscheinlich verworfen, denn lomb. scoččia mit -čč- kann nur auf das Etymon *excocta zurückgeführt werden und nicht auf ahd. scotto. Auch ist die Ähnlichkeit von ahd. scotto und it. scotta oder rät. scotga, scoccia zu auffällig, als das sie nicht miteinander in Zusammenhang stehen könnten (vgl. Id. VIII: 1536; vgl. REW: 2977). Der Entlehnungsweg von excocta über das nordit. scota ins Althochdeutsche wird auch im EWD (II: 200) bekräftigt. Des Weiteren spricht für die Entlehnung aus dem romanischen bzw. lateinischen, dass die Terminologie der Milchverarbeitung in den Alpen sehr stark durch das Romanische bzw. Lateinische geprägt ist (vgl. Id. VIII: 1536).  Dt. Schotte ist in Bayern, Tirol, Österreich und im deutschsprachigen Teil der Schweiz anzutreffen (vgl. FEW 3: 278). Es ist Teil der ältesten Schicht der romanischen Reliktwörter in den Alpen (vgl. Gabriel 1991: 194). Erstmalig belegt ist es für das 9. Jahrhundert. Aus ahd. scotto wurde mhd. schotte. Diese beiden Formen tragen jedoch das maskuline Genus. Im Neuhochdeutschen ist es feminin (vgl. Kluge 2011: 825). Die Genusvarianz ist heute noch in den deutschsprachigen Gebieten des Alpenraums präsent. In der Schweiz, im südlichen Vorarlberg, in Liechtenstein und in Westtirol ist es feminin, im nördlichen Vorarlberg ist es maskulin (vgl. VALTS IV: 37). Das maskuline Genus ist auch für das Schwäbische belegt (vgl. Id. VIII: 1531). Bei der Entlehnung ins Deutsche machte Schotten einen lautlichen Wandel durch. Das E- im Anlaut ist abgefallen und das lat. anlautende exc(octa) wurde zu einem stimmhaften s-. Der Abfall des anlautenden E- ist wohl früh erfolgt zu sein, denn die Vereinfachung der Lautfolge -kʃk- zu -sk- ist schon im Althochdeutschen belegt. Weiterhin wurde dann -sk- zu š, was im Bairischen schon etwa um das Jahr 1110 n. Chr. eingetreten ist (vgl. Gabriel 1991: 195). Interessant ist, dass dieser Basistyp in unterschiedliche Konzepte eingedrungen ist. Es kann einerseits nur als Bezeichnung für die Käsemasse nach der ersten Scheidung dienen, andererseits aber auch für die Molke nach der ersten und zweiten Scheidung oder nur nach der zweiten Scheidung (vgl. ibd.: 204). Im Vorarlberg und dem südlichen Schwaben bedeutet Schotten ‘Molke’. Die vorherrschende Bedeutung ist aber ‘Quark’, d.h. die Käsemasse nach der ersten Scheidung (vgl. Id. VIII: 1536).

(auct. Myriam Abenthum)


Der Basistyp liefert ein charakteristisches Beispiel metonymischer Polysemie, da er die beiden Produkte bezeichnet, die bei der Gerinnung der Milch bzw. der Molke durch Erhitzen (lat. EXCOQUERE 'auskochen') entstehen: die Flüssigkeit einerserseits und die Käsemasse bzw. der Ziger und die aufsteigenden Eiweißteilchen andererseits.
(auct. Thomas Krefeld)

exsūctus - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser Basistyp geht zurück auf lat. exsūctus ‘ausgesogen’, welches das Partizip Perfekt von lat. exsugere ‘aussaugen, eine Flüssigkeit usw. aussaugen’ (FEW 3: 325; vgl. Georges 1: 2622). In der Galloromania hat es keine Vertreter mehr, wohingegen es aber in der Bedeutung von ‘trocken’ im it. asciutto, piem. sü(i)t, engad. süt, kat. aixut, sp. enjuto, pg. enxuto weiterbesteht. Im Sinne von ‘mager’, was eine andere Bedeutung von exsūctus ist, existiert es noch in rum. supt (vgl. FEW 3: 324-325). Dieser Basistyp findet sich in Bezeichnungen für das Konzept KÄSE. Zu erklären ist dies dadurch, dass Käse im Herstellungsprozess getrocknet werden muss. Des Weiteren ist dieser Basistyp auch in Bezeichnungen für mageren Käse eingegangen.

(auct. Myriam Abenthum)

flōs - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Flos

Dieser Basistyp ist aufgrund seiner breitgefächerten Polysemie sehr interessant. Er beruht auf dem lat. Etymon flos ‘Blume’. Dieses Wort ging aber im übertragenen Sinne in zahlreichen weiteren Konzepten auf. Interessant sind hier vor allem zwei. Es findet sich zunächst in Umschreibungen für DER BESTE, SCHÖNSTE TEIL EINER SACHE, so etwa in lat. flos aetatis ‘die Blüte der Jahre, die Jugendkraft, Jugendfülle’ (vgl. Georges 1: 2795). Dieser Ausdruck ging auch ins Französische über. Für das 15. Jahrhundert ist mfr., nfr. la fleur de l´âge für la jeunesse ‘die Jugend’ belegt (vgl. FEW 3: 631). In der Galloromania ist mit konkretem Bezug auf die Landwirtschaft fleur de la farine ‘la partie la plus fine de la farine’ weit verbreitet (vgl. FEW 3: 632; vgl. ALF: 540). Dieser Ausdruck findet sich mit derselben Bedeutung in zahlreichen anderen Sprachen, wie it. fior de la farina, obeng. flur d´farina oder im schweizerdt. Blume (vgl. FEW 3: 636). Weiterhin kommt flos in zahlreichen Ausdrücken für die OBERFLÄCHE vor, wie in afr., mfr. à fleur de ‘à la surface, au niveau de’. Des Weiteren fungiert der Basistyp flos neben den obengenannten Konzepten auch in manchen Gegenden des Untersuchungsgebietes als Ausgangspunkt für Bezeichnungen des Konzeptes RAHM. Das Neufranzösische défleurer beispielsweise bedeutet wie écrémer ‘abrahmen’ (vgl. FEW 3: 632, 634). Auch das REW (3382) führt nprov. sanflurá, sonflurá mit der Bedeutung ‘den Rahm abnehmen’. Bereits im Lateinischen entwickelte flos durch bildliche Übertragung sekundäre Bedeutungen. Es kannte auch schon flos lactis ‘Rahm’. Semantisch motiviert ist dieser Vorgang der metaphorischen Bedeutungsübertragung dadurch, dass die Blüte der schönste Teil einer Pflanze ist und sie gleichzeitig auch immer ganz oben ist. Die Verbindung dieser beiden semantischen Motive ergibt auf unserem Gebiet nach dem Vorbild des Lateinischen flos lactis zahlreiche Bezeichnungen für den Rahm, wie vor allem im Frankoprovenzalischen, in lombardischen und vereinzelt in rätischen Mundarten (vgl. FEW 3: 636).

(auct. Myriam Abenthum)

formaticu(m) - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Formaticu(m)

Der Basistyp formaticu(m) ist aus lat. forma ‘Form, Gefäß’ abgeleitet. Es kommt aus dem Gallischen und war in einer ersten Phase eigentlich nur ein Adjektiv zu cāseus ‘Käse’. Zusammen ergaben sie die Benennung für den geformten Hartkäse. In seiner weiteren Entwicklung wurde das Substantiv cāseus fallen gelassen und das Adjektiv formaticum machte eine Substantivierung durch. Von diesem Wort kann man ausgehend, dass es schon sehr alt ist, denn es finden sich bereits die ersten Belege in einem nordfranzösischen Glossar aus dem 8. Jahrhundert. Des Weiteren spricht für sein hohes Alter das mbret. fourondec, was darauf schließen lässt, dass es schon vor dem Wandel von -aticu zu -age entstanden ist. Neben dem Wandel des Suffixes kann man außerdem noch anhand der altfranzösischen, mittelfranzösischen und neufranzösischen Formen eine Metathese beobachten. Das Altfranzösische kennt die Form formage ‘substance alimentaire qu´on obtient en faisant subir diverses préparations au lait caillé; masse de cette substance moulée en pain’. Im Mittelfranzösischen hingegen existieren dann zwei Formen nebeneinander: zum einen ist fourmage belegt, zum anderen gibt es auch die Variante froumage. Im Neufranzösischen hat sich die Metathese dann endgültig mit der Form fromage vollzogen. Von der Galloromania ausgehend wurde es dann in zahlreiche andere romanische Sprachen entlehnt. So finden sich im gesamten norditalienischen Gebiet it. formaggio, piem. furmágg, lomb. formai, oder ven. formagio (vgl. FEW 3: 717-719). Im Dolomitenladinisch hingegen ist der Typ formaticu(m) jedoch fast gänzlich durch den Typen cāseus verdrängt worden, denn es ist nur noch im Gadertal und Gröden mit der Form formài präsent (vgl. EWD II: 126). Der Wandel des lat. Basistyps formaticu(m) lässt sich gut anhand einer Verbindung von Wort und Sache erklären, denn hier wurde das Wort von der neuen Herstellungsart, also dass der Käse in einer Form gemacht wird, motiviert.

(auct. Myriam Abenthum)

jŭncus - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Jŭncus

Dieser Basistyp geht auf lat. jŭncus ‘Binse’ zurück. Er ist weiterhin in vielen romanischen Sprachen vertreten, so it. giunco, piem. gionch, kat. jonc, sp., pg. junco und frz. jonc ‘Binse’. Im Mittelfranzösischen finden sich zwei Ausdrücke, um die Gerätschaft zu bezeichnen, in der der Weichkäse hergestellt wurde: jonchiere ‘petit panier en jonc pour la preparation du fromage mou’ und jonchée ‘panier en jonc pour la préparation du fromage mou’. Jonchée ist aber auch als Bezeichnung für ‘fromage préparé dans un petit panier’ bekannt. Diese Bedeutung hat auch it. giuncata (vgl. FEW 5: 65-67 und Treccani). Erklären lässt sich dies aus einer Verbindung von Wort und Sache. Für das Formen von Ziger oder Käse werden unterschiedliche Geräte genutzt, so auch Körbchen, die zum Großteil aus Binsen geflochten sind. In diese Körbchen wird die Käsemasse gegeben und auf ein Tropfbrett gestellt, um die überschüssige Flüssigkeit dann von Hand ausdrücken zu können (vgl. Scheuermeier 1943: 41). Hier liegt also eine metonymische Übertragung von dem Material der Geräte zur Herstellung von Ziger auf das Endprodukt vor.

(auct. Myriam Abenthum)

KÄSE - Konzept (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Unter diesem Konzept werden ausschließlich die Milchprodukte zusammengefasst, die aus den Feststoffen bestehen, die sich bei der ersten Scheidung der Milch (auf Grund der Gerinnung) ergeben. Aus der ebenfalls entstehen Flüssigkeit (MOLKE) können durch ein zweite Gerinnung wiederum Feststoffe gewonnen werden, die ein käseähnliches Milchprodukt ergeben, das ital. als ricotta, alem. als Ziger und im Deutschen manchmal ein wenig irreführend als 'Molkenkäse' bezeichnet wird: Im Unterschied zum eigentlichen Käse enthält der ZIGER jedoch kein Kasein, sondern ein anderes Eiweiß (Albumin).
Im HLS wird darauf hingewiesen, dass die Labkäserei womöglich nicht überall in antiker Kontinuität steht: "Aus sprachwissenschaftl. Sicht (K. von lat. caseus) ist denkbar, dass die Römer die Kunst des Verkäsens von fetter Milch mit Lab zu einem haltbaren, gesalzenen Fettkäse gekannt und über die Alpen in die kelt. Gebiete gebracht haben. K. war bereits in der Antike ein alpines Exportprodukt Rätiens. Mit dem Rückzug der rom. Kultur verschwand im HochMA die Herstellung von Labkäse im alemann. Gebiet, doch blieben die Produktionskenntnisse in den rom. Gebieten wahrscheinlich erhalten. Quellen des 13. bis 14. Jh. aus dem Unterwallis und Greyerzerland weisen auf Fettkäseproduktion hin. Die archäolog. Untersuchung ma., alpiner Temporärsiedlungen (bisher v.a. Innerschweiz) brachte Einrichtungen zum Bereiten und Lagern des K.s zutage, so Unterlagen zum Käsepressen, nach Art der Trulli errichtete Milch- und Käsespeicher, Felsklüfte, die als Lagerräume gedient haben mochten. Auf Bergeten im glarner. Braunwald wurde ein Felskeller mit Wasserkühlung entdeckt. Unbekannt bleibt die Art des hier produzierten K.s." (Dominik Sauerländer/Anne-Marie Dubler). Dazu ist allerdings festzuhalten, dass es eine deutliche breitere und auch anders gelagerte sprachwissenschaftliche Evidenz für eventuelle Kontinuität gibt. Vor allem scheint es, als hätten die Römer ihrerseits bereist von vorrömischer Alpenbevölkerung spezielle Techniken der Milchverarbeitung übernommen. Offenkundig vorlateinisch sind die Bezeichnungen Senn, Ziger, Brente, Tomme. Eine andere Schicht ist lateinisch (Schotten, Gebse, Käse; vgl. Hubschmid 1951). Die Archäologie bestätigt mittlerweile das hohe Alter der alpinen Milchverarbeitung, denn sie liefert: "Belege einer eigentlichen Alpwirtschaft am Ende des 2. bzw. im frühen 1. Jahrtausend v.Chr." (Reitmaier 2016, 28; vgl. auch Carrer 2012 und Carrer et al. 2016).

(auct. Thomas Krefeld)

kruppa - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Für den Ursprung des Basistypen mascarpa werden unterschiedliche Ansätze diskutiert. Im DEI (2380) wird mascarpa mit lat. mascarpiō, -ōnis ‘masturbatore’ in Zusammenhang gebracht, was auf dem rekonstruierten Verb *manū scarpere ‘prendere con la mano, mit der Hand nehmen’ beruht, woraus wiederum mascherpa abgeleitet ist. Das DELI (3: 726) verwirft diese Möglichkeit mit Verweis auf die zeitliche Abfolge der Belege. Hubschmied 1936 schlägt eine andere Erklärung vor. Er führt das in der Lombardei, im östlichen Piemont und in den Provinzen Piacenza und Parma geltende mascarpa ‘Ziger’ auf gallischen Ursprung zurück. Ausgehend von dem keltischen Wortstamm skar- ‘trennen, scheiden’ rekonstruiert er *skarpā- im Sinne von ‘Trennung, Scheidung’. In vielen Sprachen werden einerseits die Wörter Vater und Mutter bildlich auf bildlich auf Ausdrücke für ‘Erzeuger, Ursache’ übertragen, so zum Beispiel in dt. der Wunsch ist oft der Vater des Gedanken oder lat. omnium malorum sultitia est mater. Andererseits wird im Irischen mac ‘Sohn’ in derselben Weise verwendet, um das Erzeugnis selbst oder die Herkunft auszudrücken, zum Beispiel mac mallachtain ‘Teufel’ (lat. filius maledictionis), macc-alla ‘Echo’ – wörtlich ‘Sohn des Felsens’ – oder mac-órna ‘Whisky’, was wörtlich übersetzt ‘Sohn der Gerste’. Davon ausgehend stellt er die Hypothese auf, dass auch das Keltische über solche Wortbildungsverfahren verfügt hat und rekonstruiert ein gall. *mapo- bzw. *makko-, was dann *mapo-skarpā bzw. *makko-skarpā ‘Sohn der Scheidung, Produkt der Scheidung’ ergeben haben könnte. Er stützt seine Annahme durch eine Verbindung von Wort und Sache, denn der Ziger entsteht ja als Produkt durch Gerinnung der Milch (vgl. Hubschmied 1936: 100-102).  Lomb. mascarpón ist eine typische Käsespezialität aus der Lombardei, welche mit süßer Sahne hergestellt wird und einen hohen Rahmgehalt hat. Ausgehend vom Lombardischen ist das Wort mit der Sache entlehnt worden und so auch in andere italienische Mundarten eingedrungen (vgl. DELI 3: 726).

(auct. Myriam Abenthum)

LAB - Konzept (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

In der Labkäserei wird zur Herstellung von Käse Lab (lactic acid bacteria) eingesetzt, welches die Laktose fermentiert. Lab ist ein Enzym, welches das Kasein aus der Milch ausfällt. In der traditionellen Käserei wird es aus dem Labmangen von Kälbern extrahiert wird. Heutzutage kommen aber auch pflanzliche, mikrobielle oder biotechnologisch hergestellte Austauschstoffe zum Einsatz. Die Reaktion von Lab ist temperaturabhängig und ist für die Koagulation (Gerinnung) der Milch verantwortlich. In der Labkäserei wird als Ausgangsstoff süße Milch verwendet. Zunächst wird die Milch erwärmt und dann wird ihr Lab zugefügt. Die Zugabe von Lab bewirkt, dass das in der Milch enthaltene Protein Kasein zum Gerinnen gebracht wird. Die dadurch entstandene Gallerte wird dann nach der Ausfällung und kompletten Entwässerung in der weiteren Verarbeitung zerkleinert. Der Masse wird dann noch eventuell Salz beigefügt, bevor sie zum Festwerden in eine Käseform gegeben wird. Danach wird die festgewordenen Masse getrocknet und anschließend setzt die Reifung ein (vgl. König 1893: 326-327; vgl. Rehm 1967: 93).

(auct. Myriam Abenthum)

lăcte(m) - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Der Basistyp leitet sich aus lat. lac ‘Milch’ ab, was eine Entlehnung aus gr. *glact. γάλα oder γλάγος ist (vgl. Georges 2: 525). Später wurde das Genus von Neutrum zu Maskulin, was dann lat. lăcte(m) ergab. Die meisten romanischen Sprachen haben lat. lacte(m), also mit dem maskulinen Genus, als Erbwort fortgesetzt, woraus fr. lait, it. làtte, friaul. lait, piem. lait und auch der dolomitenladinische Typ làt (vgl. FEW 5: 114; vgl. EWD IV: 177; vgl. DELI 3: 655). Es gibt aber auch ein paar wenige Vertreter, die das Femininum erhalten haben, wie etwa venez. late (vgl. DéROM: */'lakt-e/). In einigen Gebieten der Alpen, beispielsweise in der Schweiz und in Savoyen, wurden die Wörter zur Bezeichnung der Milch aus lat. *lacticellum entlehnt, was der Diminutiv zu lat. lăcte(m) ist (vgl. FEW 5: 114). Daraus wurde auch it. laticèllo ‘Buttermilch’ entlehnt (vgl. DELI 3: 655). Aus dem Basistyp gingen auch einige Ausdrücke zur Benennung der MOLKE hervor. Einerseits dienen dazu Ableitungen mit dem Suffix -ata, die eigentlich ein Kollektivum bezeichneten. Andererseits finden sich auch häufig Diminutiva, denen die Vorstellung zugrunde liegt, dass die Molke, die bei der Herstellung des Käses entsteht, keine gehaltvolle Milch ist. Im Französischen hat sich zur Bezeichnung der MOLKE der Ausdruck petit-lait gebildet. Wörtlich heißt das eigentlich ‘kleine Milch’, aber durch die Voranstellung des Adjektivs petit ‘klein’ kommt genau dieselbe Vorstellung wie bei den Diminutiva zum Ausdruck (vgl. FEW 5: 114).

(auct. Myriam Abenthum)

mascarpa (rom) - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Für den Ursprung des Basistypen mascarpa werden unterschiedliche Ansätze diskutiert. Im DEI (2380) wird mascarpa mit lat. mascarpiō, -ōnis ‘masturbatore’ in Zusammenhang gebracht, was auf dem rekonstruierten Verb *manū scarpere ‘prendere con la mano, mit der Hand nehmen’ beruht, woraus wiederum mascherpa abgeleitet ist. Das DELI (3: 726) verwirft diese Möglichkeit mit Verweis auf die zeitliche Abfolge der Belege. Hubschmied 1936 schlägt eine andere Erklärung vor. Er führt das in der Lombardei, im östlichen Piemont und in den Provinzen Piacenza und Parma geltende mascarpa ‘Ziger’ auf gallischen Ursprung zurück. Ausgehend von dem keltischen Wortstamm skar- ‘trennen, scheiden’ rekonstruiert er *skarpā- im Sinne von ‘Trennung, Scheidung’. In vielen Sprachen werden einerseits die Wörter Vater und Mutter bildlich auf Ausdrücke für ‘Erzeuger, Ursache’ übertragen, so zum Beispiel in dt. der Wunsch ist oft der Vater des Gedanken oder lat. omnium malorum sultitia est mater. Andererseits wird im Irischen mac ‘Sohn’ in derselben Weise verwendet, um das Erzeugnis selbst oder die Herkunft auszudrücken, zum Beispiel mac mallachtain ‘Teufel’ (lat. filius maledictionis), macc-alla ‘Echo’ – wörtlich ‘Sohn des Felsens’ – oder mac-órna ‘Whisky’, was wörtlich übersetzt ‘Sohn der Gerste’. Davon ausgehend stellt er die Hypothese auf, dass auch das Keltische über solche Wortbildungsverfahren verfügt hat und rekonstruiert ein gall. *mapo- bzw. *makko-, was dann *mapo-skarpā bzw. *makko-skarpā ‘Sohn der Scheidung, Produkt der Scheidung’ ergeben haben könnte. Er stützt seine Annahme durch eine Verbindung von Wort und Sache, denn der Ziger entsteht ja als Produkt durch Gerinnung der Milch (vgl. Hubschmied 1936: 100-102).  Lomb. mascarpón (vgl. Treccani ist eine typische Käsespezialität aus der Lombardei, welche mit süßer Sahne hergestellt wird und einen hohen Rahmgehalt hat. Ausgehend vom Lombardischen ist das Wort mit der Sache entlehnt worden und so auch in andere italienische Mundarten eingedrungen (vgl. DELI 3: 726).

(auct. Myriam Abenthum)

mulgēre - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser Basistyp geht auf lat. mŭlgēre ‘melken’ zurück. Bei diesem ist später ein Konjugationswechsel und die Veränderung von -l- zu -n- zu beobachten, was auch in it. mungere fortgeführt wird (vgl. FEW 6/3: 199; vgl. EWD IV: 488; vgl. Treccani: s.v. “mùngere”). Im Dolomitenladinischen hingegen ist dies nicht der Fall, denn lad. mùje wurde ganz normal aus lat. mŭlgēre gebildet (vgl. EWD IV: 487-488). Des Weiteren wurde afr., mfr. moudre aus dem lat. mŭlgēre entlehnt, was aber nur noch vereinzelt in Mundarten weiterlebt, denn durch den Konjugationswechsel wäre es lautlich mit lat. mŏlěre ‘mahlen’ zusammengefallen. Deshalb wurde es größtenteils durch Verben wie traire ersetzt, die den ersten Schritt beim Melken repräsentieren, nämlich das Erweichen der Zitzen durch Streicheln und vorsichtiges Ziehen, sodass die Milch ungehindert ausfließen kann (vgl. FEW 6/3: 199). Das dt. melken hingegen geht laut Kluge (2012: 7205) auf ig. *melǵ-melken’ zurück, wobei lat. mulgēre ‘abstreifen’ älter ist.

(auct. Myriam Abenthum)

*nīta (* = rekonstruiert) - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser Basistyp geht auf vorlat. *nīta zurück. Daraus ergab sich lad. nìda ‘Buttermilch’ (vgl. EWD V: 49-50). Eine Entlehnung aus dem Deutschen ins Romanische wurde abgelehnt. Das fast ausschließlich in der deutschsprachigen Schweiz vertretene Nidel ‘Rahm, Rahmschicht auf der gekochten Milch’ kann zwar über ein Verb *nidare ‘abrahmen’ mit dem romanischen Typ verbunden werden, aber dt. Nidel beruht auf *nida, wohingegen die romanischen Formen auf *nīta zurückzuführen sind (vgl. Jud 1924: 201-203).

(auct. Myriam Abenthum)

pannus - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Pannus

Dieser Basistyp geht auf lat. pannus ‘Tuch, Stoff’ zurück. Daraus wurde it. panno mit derselben Bedeutung entlehnt. Aus dieser Grundbedeutung heraus hat sich dann eine weitere Bedeutung entwickelt: ‘Haut, Schicht, die sich auf der Oberfläche einer Flüssigkeit bildet, wenn sie abkühlt oder an der Luft stehen gelassen wird’. Der erste Beleg dafür kann auf das 14. Jahrhundert datiert werden. Diese Bedeutung wurde als Metapher auf it. panna, friaul. pane  ‘Rahm, Sahne’ übertragen, denn der Rahm setzt sich auf der Milch wie eine Decke ab, wenn man sie einfach stehen lässt (vgl. DELI 4: 871; vgl. Treccani: s.v. “panna”; vgl. REW: 6204).  Daraus gehen auch einige Ableitungen hervor: it. pannare ‘Rahm ansetzen’, engad. pen(n), bergell. lač plaina ‘Buttermilch’ (vgl. REW: 6204).

(auct. Myriam Abenthum)

pasteur / pastore (roa.) - Morpho-lexikalischer Typ (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser morpho-lexikalische Typ umfasst zwei in der Romania verbreiteten phonetischen Typen:

[p'astor] und [past'ore]

Die erste Form hat ihren Urspung in dem Kasus Rektus, die zweite in dem Obliquus. In einigen Gebieten sind beide Formen parallel in leichter semanitischen Differenzierung zu treffen.

VerbaAlpina charakterisiert einen morpho-lexikalischen Typ über folgende Kategorien: Genus, Suffix, Wortart. Daher ist die Zusammenfassung der genannten phonetischen Typen unter dem pasteur / pastore sinnvoll.

(auct. Aleksander Wiatr)

pellīcia - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Pellīcia

Dieser Basistyp geht aus dem Adjektiv lat. pellĭceus ‘aus Fell gemacht’, welches zum Substantiv lat. pěllis ‘Haut, Fell, Pelz’ gehört, hervor (vgl. Georges 2: 1542-1543). Das Adjektiv wurde dann substantiviert, wobei die feminine Form pellīcia aus einer mtl. Wortverbindung mit tunica oder vestis hervorgeht, womit die ‘Kleidung aus Pelz’ bzw. dann verkürzt der ‘Pelz’ bezeichnet wurde. Daraus gingen dann fr. pelisse und it. pellìccia hervor (vgl. FEW 8: 162-164). Aus mtl. pellīcia wurde ahd. pelliz, mhd. bel(lī)z, bellez bzw. dt. Pelz entlehnt (vgl. Kluge 2012: 8196). Im Alpengebiet findet sich dieser Basistyp einerseits vereinzelt als Metapher für den ‘Rahm’ und andererseits sehr häufig in der Bedeutung ‘Rahmschicht auf gekochter Milch’, wobei die letztgenannte Bedeutung im germanischsprachigen Gebiet dominant ist.

(auct. Myriam Abenthum)

pĕllis - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Pěllis

Dieses Wort geht zurück auf lat. pěllis ‘Fell’ und beschrieb zunächst nur das tierische Fell. Im späteren Latein wurde seine Bedeutung dann auch auf die menschliche Haut erweitert. Die romanischen Sprachen haben das so fortgesetzt, wie etwa rum. piele, sp. piel, it. pelle, pg. pelle oder fr. peau. Sehr verbreitet ist auch eine weitere Übertragung auf Bezeichnungen der äußeren Schicht, also Schale, von Obst, Gemüse, Pflanzen, etc. All diese Fälle sind davon motiviert, dass das Wort eine äußere, undurchlässige Schicht bezeichnet, die sich natürlich auch auf einer Oberfläche bilden kann. So findet sich der Basistyp pěllis auch in Bezeichnungen für den Rahm, der sich auf der Milch oben als Schicht absetzt (vgl. FEW 8: 164-172; vgl. TLFi: s.v. “peau”).

(auct. Myriam Abenthum)

pigna (roa.) - Morpho-lexikalischer Typ (Auf Karte visualisieren)

pinguĕ(m) - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser Basistyp geht zurück auf lat. pĭnguis ‘fett’. Dieses lebt in engadin. painch weiter (vgl. REW 6513). Es hat aber seine Bedeutung von ‘fett’ zu ‘Butter’ spezialisiert. Dies lässt sich onomasiologisch leicht erklären, denn in Gegenden, wo traditionell kein Öl produziert wurde, besser: weerden konnte, gilt BUTTER als das FETT schlechthin. Öl war dort auch in der traditionellen Küche nicht typisch. Die Verwendung von Öl statt Butter dominiert hingegen in der mittel- und unteritalienischen Küche (vgl. Scheuermeier 1943: 28).

(auct. Myriam Abenthum)


Vgl. REW 6513; die Bedeutungsspezialisierung von lat. pĭnguis 'fett' zu engad. 'Butter' ist in Gegenden, wo traditionell kein Öl produziert wurde, besser: werden konnte, onomasiologisch naheliegend: BUTTER gilt hier als das FETT schlechthin.

(Thomas Krefeld)

*pinguia (* = rekonstruiert) - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Das Konzept BUTTERFASS, speziell das so genannte STOSSBUTTERFASS wird mit zahlreichen Geosynonymen bezeichnet.




Manche Bezeichnungen weisen im Stamm eine so auffällige lautliche Ähnlichkeit auf, dass man ihre Zusammengehörigkeit kaum in Frage stellen kann:
  • (1) rom. pigna, mit den Tonvokalvarianten [ɪ, e, ɛ, a] u.a.;
  • (2) slaw. pinja, ein offenkundiger Romanismus, da sich sein Verbreitungsgebiet an dasjenige von (1) anschließt;
  • (3) rom. pinacc, eine suffigierte Form von (1);
  • (4) rom. panaglia (mit Varianten des hier unbetonten, initialen Stammvokals, die den unter (1) genannten entsprechen); bei diesem Typ dominieren die Varianten mit dem unbetonten Stammvokal [a]
  • (5) der auch im Standardita. bekannte Typ pignatta 'Topf'  mitsamt seiner dialektal häufigen mask. Variante (vgl. AIS 973) ist ebenfalls zu (1) zu stellen; er ist zwar im VA-Gebiet eher in der Bedeutung 'Topf aus Terracotta' belegt (vgl. AIS 955), bezeichnet jedoch außerhalb des VA-Gebiets, nämlich in der Emilia-Romagna ausdrücklich einen Topf, in dem durch Schlagen (mit einem Holzlöffel u.a.) kleinere Mengen von Butter hergestellt werden (vgl. AIS 1206, Punkte 427, 453, 455).
Morphologisch und semantisch liegt es somit nahe, an eine Gefäßbezeichnung pigna als Basistyp zu denken. Für einen solchen Grundtyp, als Bezeichnung des allgemeinen Konzept BUTTERFASS, d.h. GEFÄSS ZUM BUTTERN spricht auch der Bezeichnungstyp:
  • latte di pigna BUTTERMILCH, d.h. wörtlich 'Milch aus dem Butterfass' (im Trentino).
Sachkundlich von Interesse ist, dass das archaisch erscheinende STOSSBUTTERFASS gemessen an seinen Bezeichnungen eben nicht die älteste Technik darstellt, wie seine spezifizierten bündnerromanischen Bezeichnungen panaglia lunga, wörtlich 'langes Butterfass', und panaglia dret sü, wörtlich 'aufrechtes Butterfass' (Unterengadin), zeigen (vgl. AIS 1206).

Allerdings kann die für ita. pignatta vorgeschlagene Rückführung auf ita. pigna 'Pinienzapfen' (pīnea[m]) – "prob. [...] per la somiglianza di forma delle più antiche pignatte con una pigna" (link) – semantisch nicht überzeugen; zwar mag die konische Form mancher Terracotta- und auch Bronzetöpfe durchaus an Pinienzapfen erinnern (vgl. DELI#). Aber ein für die Wortgeschichte entscheidender sachgeschichtlicher Hinweis lässt sich der bereits genannten AIS-Karte 955 LA PENTOLA (PIGNATTA) DI TERRACOTTA entnehmen: Sie enthält nämlich auch eine Liste mit Bezeichnungen des BRONZETOPFS (AIS 955_2), die insbesondere im alpinen Raum teilweise sekundär darauf übertragen wurden, da sie auf ein ganz anderes Material zu Herstellung von Kochtöpfen zurückgehen, nämlich auf den so genannten Speckstein, ita. laveggio, dt. auch Lavetz(stein) (vgl. AIS 963 Komm. LA MARMITTA, AIS 970 IL VASO PER LO STRUTTO) . Dieses vielseitig und wegen seiner geringen Härte vergleichsweise leicht nutzbare Material, das vor allem in den Tessiner und lombardischen Bergen abgebaut wurde, diente auch zur Fertigung von anderen Gegenständen, wie zum Beispiel von Öfen, die auf bündnerromanisch ebenfalls als pegna, engad. pigna bezeichnet werden (HWbR, 571; LRC, 798; zu pigna, pegna 'Ofen aus Speckstein' vgl. AIS 937, Kommentar); diese Öfen sind übrigens "annähernd kubisch" (AIS 937, Kommentar) und haben nicht die geringste Ähnlichkeit mit einem Pinienzapfen.

Hier handelt es sich demnach um einen klaren Fall von metonymischer Polysemie (und nicht von Homonymie); pigna 'Ofen' und pigna 'Gefäss zum Butterschlagen' werden nach dem Material benannt, aus dem beide Dinge hergestellt wurden – dem Specksein. Es ist jedoch nicht unbedingt nötig, ein vorrömisches Etymon anzunehmen, wie Alexi Decurtins im LRC, 798#) für bündnerromanisch pegna | pigna 'Ofen' vorschlägt, sondern formal käme als Etymologie durchaus das von G. B. Pellegrini vorgeschlagene *pinguia (zu lat. pĭnguis 'fett') in Frage – allerdings nicht elliptisch aus pinguia(m) (ollam) im Sinne eines 'Gefäßes (= lat. olla) für Fett' ("Recipiente particolare per conservare il grasso, fosse esso strutto, sugna, o burro cotto, oppure un arnese elementare per fare il burro" ([1976, p. 171 zit. DELI 928]), sondern im Sinne eines hinsichtlich seines Aussehens und seiner Konsistenz fettähnlichlichen Minerals bzw. Gesteins (vgl. analog motiviertes deu. Speckstein). Als Basistyp für (1)-(5) wird daher lat. *pinguia (petra) 'Speckstein' vorgeschlagen.

Die vielen Formen mit Stammvokal [ ɐ, a] zeigen eine starke und onomasiologisch naheliegende Beeinflussung durch das etymologisch zu trennende panna 'Rahm'. Nicht zu diesem Typ gehört dagegen

(6) lombardisch pench, bündnerrom. paintg 'Butter', 
die besser direkt auf pĭnguis 'fett' zurückgeführt wird (HR. Bei

(7) bündnerrom. penn 'Buttermilch'

könnte es sich immerhin um eine Rückbildung auf Basis von pigna 'Butterfass' handeln. Die Buttermilch wird ja daraus abgelassen.

Das folgende Schema zeigt die Wortfamilie (grüne Pfeile) sowie die belegten Bedeutungen (rote Pfeile).




Im Hinblick auf die metonymische Motivation der Polysemie lässt sich also die Übertragung der Bezeichnungen vom natürlichen Rohstoff auf daraus hergestellte Artefakte zunehmender Komplexität (einfaches Gefäß -> mechanisches Gerät) und schließlich auf die damit verbundene Funktion feststellen.
(auct. Thomas Krefeld)

*pinia (* = rekonstruiert) - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser Basistyp ist vorläufig. Es handelt sich hierbei um einen fiktiven Typus. Er hält die morpho-lexikalischen Typen pigna (rom. f.), pinja (sla. f.) zusammen. Lautgeschichtlich lassen sich die genannten morp.-lexikalischen Typen dem Etymon PINGUEM nicht zuschreiben.

(auct. Aleksander Wiatr)

*pīsiāre (* = rekonstruiert) - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser Basistyp geht auf vulgärlat. *pi(n)siāre ‘zerstampfen’ zurück, das im klat. als pī(n)sāre vorlag. Aus dem Partizip Perfekt pīnsum von lat. *pi(n)siāre entwickelte sich it. pigiare ‘pressen, stampfen’ (vgl. FEW 8: 540-541; REW 6518). Das Wort ist Teil des gastronomischen und landwirtschaftlichen Fachvokabulars, das von konservativen Mundarten bewahrt wurde (vgl. EWD 5: 296). Im Alpengebiet ging daraus pischada ‘Butter’ hervor, was aus onomasiologischer Sicht einfach zu erklären ist. Dieses Wort ist über das Herstellungsverfahren von Butter motiviert, denn Rahm wird zu Butter verarbeitet, indem man ihn stampft bzw. in einem Butterfass stößt (vgl. Frehner 1919: 103).

(auct. Myriam Abenthum)

popīna - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

popīna

Dieser Basistyp basiert auf lat. popīna ‘Garküche’ bzw. ist metonymisch davon ‘Speisen aus der Garküche’ abgeleitet (vgl. Georges 2: 1778). Nun findet sich dieser Basistyp in den Mundarten des oberitalienischen Gebietes auch als Ausgangspunkt für die Bezeichnungen des Zigers. Dies lässt sich folgendermaßen erklären: Der Ziger bzw. Quark ist ein Abfallprodukt der Käseproduktion, welcher größtenteils nur der Eigenversorgung der Alpenbewohner diente und auf den Märkten nur wenig ertrag brachte (vgl. Weiss 1992: 242-243). In einer Garküche gibt es typischerweise nur einfache Speisen minderer Qualität. Die Bedeutung von lat. popīna ‘Speisen aus der Garküche’ wurde nun auf das in den Alpen als minderwertig geltendes Lebensmittel, nämlich den Quark bzw. Ziger übertragen, woraus sich dann die morpho-lexikalische Form puina entwickelte.

(auct. Myriam Abenthum)

Schmalz - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser Basistyp ist germanischen Ursprungs und gehört zum Verb schmelzen (vgl. Kluge 2012: 9942). Das Verb schmelzen geht zurück auf ger. *smelt-a-. Daneben steht *melt-a-, worauf ae. meltan beruht. Die Form ohne s- ist außerhalb des Germanischen vertreten, so etwa in gr. méldomai ‛ich schmelze, koche weich’. Es kann aber trotzdem auf den indogermanischen Stamm *sem- ‛gießen’ zurückgeführt werden (vgl. ibd.: 9955). Schmalz beschreibt einerseits ‘ausgelassenes Tierfett’, andererseits aber auch in vielen Mundarten die ‘zerlassene Butter’, die in dieser Form besser konserviert werden kann (vgl. DWB 15: 927). Die Bedeutung von Schmalz hat sich auf ‘frische und gesottene Butter’ spezialisiert, da in Regionen, in denen viel Milchwirtschaft betrieben wird, Butter das hauptsächlich verwendete Fett in der Küche war (vgl. Id. IX: 939948). Es wurde teils durch Anke zurückgedrängt, als Butter nicht mehr das einzig verwendete Fett zum Kochen war. So wurde bald zwischen ‘frischer Butter’ und ‘gesottener Butter’ unterschieden. Anke bezeichnete dann die ‘frische Butter’, Schmalz die ‘gesottene Butter’ (vgl. ibd.: 948-949). Im Sinne von ‘Butter’ lebt es aber nicht nur auf dem germanischsprachigen, sondern auch auf dem romanischsprachigen Gebiet. Aus mhd. smalz wurde lad. smàlz entlehnt (vgl. EWD VI: 273-274).

(auct. Myriam Abenthum)

SENN - Konzept (Auf Karte visualisieren)

seracium - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser Basistyp geht auf eine spätlt. Ableitung zur Bezeichnung des Zigers von lt. sěrum ‘Molke’ mit -aceus zurück, die in Oberitalien, Savoyen und in der Schweiz zu verorten ist. Erhalten ist der Basistyp vor allem im Frankoprovenzalischen und Okzitanischen. Aus *sēraceum ging frprov. seraz hervor, was als sérac ins Französische einging. Die französische Schreibweise bewahrt das -c von *sēraceum einfach nur aus graphischen Gründen. Vom Französischen der Westschweiz wurde Rescherack ‘gesalzener Ziger’ ins Schweizerdeutsche entlehnt (vgl. FEW 11: 495; vgl. Id. VI: 1642; vgl. TLFi: s.v. “sérac”).

(auct. Myriam Abenthum)

*skūm (* = rekonstruiert) - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

*skūm

Dieser Basistyp mit der Bedeutung ‘Schaum’ ist germanischen Ursprungs. Seine weitläufige Verbreitung weist auf Entlehnung aus dem Germanischen vor der Völkerwanderung hin. Ursprünglich bezeichnete das Wort die flüssige Seife, die die Römer von den Germanen kauften und von den Römern als spuma bezeichnet wurde. Durch diesen Kontakt mit lat. spuma wurde das ger. *skūm zu skuma und übernahm auch das feminine Genus. Daraus wurden dann fr. écume und it. schiuma entlehnt. Das afr.,mfr. escume ist für das 12. Jahrhundert mit der Bedeutung ‘Schaum, der sich auf Flüssigkeiten bildet, wenn man sie schüttelt, erhitzt oder wenn sie gären’ belegt (vgl. FEW 17: 137-140). In unserem Gebiet nun ging dieser Basistyp durch metaphorische Übertragung vereinzelt in Bezeichnungen für den Rahm ein.

(auct. Myriam Abenthum)

*sponga (* = rekonstruiert) - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieser Basistyp geht auf lat. spŏngia ‘Schwamm’ zurück, was aus gr. σπογγιά entlehnt wurde. Die jüngere Form *sponga ergab sich aus dem Einfluss von gr. σπόγγος. Dadurch wurde das Suffix -ia zu -a vereinfacht, das feminine Genus blieb erhalten. Aus *sponga wurden fr. éponge und it. spongia entlehnt. In Italien hat sich das Wort an der Ostküste von Süden nach Norden verbreitet, hat in der Poebene lat. spongia verdrängt. Auch an der Westküste hat es sich gen Norden verbreitet, konnte aber tosk. spugna spŏngia nicht beiseite drängen. Auf Kosten von spŏngia hat es sich auch im gesamten galloromanischen Gebiet verbreitet. Hier wird Mar-seille als Zentrum der Verbreitung vorgeschlagen, da das Wort mit der Sache aus Griechenland über den Handel mit Schwämmen kam und Marseille Hauptort für diesen Handel war (vgl. FEW 12: 208-209). Aus dem Veneto oder Trentino wurde das Wort ins Dolomitenladinische entlehnt (vgl. EWD VI: 395). Im Friaul wird mit diesem Typ in metaphorischer Verwendung auch die Butter bezeichnet (vgl. AIS 1207, 1208; vgl. ASLEF 3397), was damit erklärt werden könnte, dass sie in Form und Farbe einem Naturschwamm ähnelt. Beim Buttern trennt sich das Fett in Form von Butterkörnern von der Buttermilch ab. Nach dem Ablassen der Buttermilch wird das Butterkorn gewaschen und anschließend wird durch Kneten die restliche Flüssigkeit ausgedrückt (vgl. Mohr 1937: 379-380).

(auct. Myriam Abenthum)

Staffel (gem.) - Morpho-lexikalischer Typ (Auf Karte visualisieren)

Vgl. Idiotikon 1394-1407

tēla - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Tēla

Seinen Ursprung hat dieser Basistyp im klat. tēla, welches mehrere Bedeutungen trägt: ‘Gewebe, Zettel, Webstuhl’. In diesen Bedeutungen existiert es weiterhin im gesamten romanischsprachigen Gebiet, so rum. teară ‘Leinwand am Webstuhl’, it. tela ‘Gewebe’, piem. teila, frz. toile, engad. taila, friaul. tele, sp. tela oder pg. teia. Neben seinen ursprünglichen Bedeutungen hat tēla noch einige speziellere entwickelt, wie ‘Haut, Hülle’. Eine Ableitung aus dieser Bedeutung findet sich zum Beispiel im apr. teleta ‘peau qui se forme sur le lait cuit’. Diese metaphorische Bedeutung ist auch außerhalb der Galloromania in Bezeichnungen für den Rahm bzw. die dünne Schicht, die sich auf der gekochten Milch bildet, vorhanden: mazed. teară ‘Haut auf der Milch’, im Trentino tela ‘Rahm’, im Tessin terela ‘Rahm’ (vgl. FEW 13/1: 158-162; vgl. REW 8620; vgl. AIS VI: 1204). Im Trentinischen, dem Nonsbergischen und dem Sulzbergischen überwiegt tela (da lat) als Bezeichnung für ‘Rahm, Sahne’ (vgl. EWD I: 338).

(auct. Myriam Abenthum)

tomme / toma (roa.) - Morpho-lexikalischer Typ (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

In den Westalpen ist der morpholexikalische Typ tomme verbreitet; er geht etymologisch auf gall. toma (vgl. FEW 13, 20 f.) zurück. Als generische Bezeichnung des Konzepts KÄSE ist er weitgehend synonym mit dem Typ fra. fromage/ita. formaggio. Die transparente Etymologie von fromage/formaggio aus dem lateinischen Partizip formaticu(m) 'geformt' zeigt, dass bei diesem Typ eine sekundäre taxonomische Bedeutungserweiterung von 'geformter fester Käse' --> 'Käse, allgemein' vorliegt. Weniger offensichtlich ist, dass sich die generische Bedeutung auch im Fall von tomme erst sekundär entwickelt zu haben scheint. Den Beweis liefert Sizilien, wo beide Typen mit komplementären Bedeutungen gut belegt sind: siz. tuma, das offensichtlich mit den galloitalischen Kolonisten im Gefolge der normannischen Eroberung gekommen ist, bezeichnete den ungeformten Frischkäse, während siz. fromaggiu ausschließlich und ganz im Sinne der Etymologie den geformten Käse bezeichnet, genauer: die in Formgefäßen gepresste Käsemasse unteschiedlicher Reifungsgrade:
"tuma GA ['tuma], GE → etn., AL → etn., CA → etn., IS. → etn., PO → etn. ['tuma],['tumwa] f. prodotto caseoso che si ottiene rompendo la cagliata. 2. formaggio fresco non sottoposto a sterilizzazione nella scotta. 3. formaggio fresco, immerso direttamente nella scotta senza essere pressato nelle fiscelle.
Rotta la cagliata (→ quagghiata) nella → tina, la massa caseosa che precipita sul fondo e che viene raccolta (→ accampari, → arricampari) e sistemata a scolare nel → tavulìeri è ormai detta tuma. La tuma, poi, facoltativamente tagliata a cubetti, viene sistemata in fiscelle (→ ntumari, → ntumalora) perché possa scolare ulteriormente. Tuma è, inoltre, chiamato il formaggio che non viene sottoposta a sterilizzazione nella scotta (cfr. GE) e che generalmente viene consumato subito [...]
Etn[otesto]. GE [a Geraci; TK] a tuma un ci â d'èssiri misa nâ → vasceɖɖa, si ssi parra di tuma.
Trad. «la 'tuma' non va messa [raccolta] nelle fiscelle, se parliamo della 'tuma' ». [...]
Etn. IS [a Isnello, TK] a tuma jeni u prodottu che si ffa ppoi u → formàggiu
Trad. «La 'tuma' è il prodotto [la pasta caseosa] che [con cui] si fa il formaggio». [...]" (Sottile 2002, 168)
In Sizilien haben sich also beide Typen in ihren ursprünglichen und spezifischen Bedeutungen erhalten, die im Fall von fromaggiu sogar noch motiviert ist. Ebenfalls noch motiviert ist der siz. Diminutiv tumazzu (vgl. Sottile 2002, 168) der für zwar fest und geformte, aber daher auch reduzierte, eher kleine Käselaibe steht, wie die Produkte, die heute in Frankreich und in der Westschweiz als tomme vermarktet werden (vgl. die entsprechenden 'tipi morfo-lessicali' im Atlante linguistico della Sicilia – online).

(auct. Thomas Krefeld)

ŬNCTU(M) - Basistyp (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Ŭnctum

Dieser Basistyp beruht auf lat. ŭnctum ‘Fett, Salbe’, welches das Partizip Perfekt des lat. Verbs ŭngere ‘schmieren’ ist und mittels Substantivierung die Bedeutung ‘das Fette’ erhielt. Gleichzeitig bedeutete es ab dem 2. Jahrhundert auch noch ‘Salbe’. Beide Bedeutungen finden sich noch heute. ‘Salbe’ ist in it. unto, piem. oit ‘Salbe’ erhalten. Zu dieser Basis gehören aber auch rum. unt oder frl. ont mit der Bedeutung ‘Butter’ (vgl. FEW 14: 29-30; vgl. REW: 9057). Der Basistyp ancho dürfte laut Kluge (2012: 437) über die idg. *ongw en- ‛Salbe, Fett, Butter’ mit dem Basistypen ŭnctum urverwandt sein.

(auct. Myriam Abenthum)


Zu Grunde liegt lat. ŭnctum 'Fett', eine Ableitung vom Verb lat. ŭngere 'schmieren'. Zu dieser Basis, vgl. REW, 2075 gehört auch rum. unt 'Butter'. Der Basistyp ancho dürfte urverwandt sein; alpine Entlehnung scheint die beiden Typen jedoch nicht zu verbinden.

ZIGER - Konzept (Zitieren) (Auf Karte visualisieren)

Dieses Konzept meint das käseähnliche Milchprodukt, das durch eine zweite Gerinnung aus der bei der ersten Gerinnung entstehenden Flüssigkeit (MOLKE) gewonnen wird. Die ital. Bezeichnung dafür ist ricotta, alem. Ziger. Im Deutschen wird es manchmal ein wenig irrefühend als 'Molkenkäse' bezeichnet: Im Unterschied zum eigentlichen Käse enthält der ZIGER jedoch kein Kasein, sondern ein anderes Eiweiß (Albumin).
(auct. Thomas Krefeld)