Wikidata ist eine freie Wissensdatenbank, die Daten ihrer Wikimedia-Schwesterprojekte (Wikipedia, Wikivoyage, Wikisource) als eine Art zentraler Speicher in strukturierter Form bereitstellt. Die Daten auf Wikidata werden unter einer freien Lizenz zur Verfügung gestellt (Creative Commons Public Domain Dedication 1.0) und können in bis zu 111 verschiedenen Einzelsprachen und Dialekten erstellt, verwendet und durchsucht werden. Im Unterschied zu Wikipedia sind auf Wikidata keine vollständigen Artikel, sondern lediglich einzelne Konzepte gelistet, die alle über eine eigene Q-ID verfügen. So hat das Konzept MOLKE z.B. die Q-ID 185009 (vgl.Wikidata). Wenngleich die Nachhaltigkeit dieses Katalogs nicht im strengen Sinn garantiert wird, ist damit aus sprachwissenschaftlicher Sicht de facto die Grundlage eines sehr nützlichen onomasiologischen Referenzsystems entstanden.
Den Konzepten von VerbaAlpina werden die entsprechenden Q-IDs von Wikidata zugewiesen. Dies ist für VerbaAlpina vor allem hinsichtlich der Kooperation mit dem Projekt GeRDI von Relevanz. So wird Wikidata von GeRDI als Wissensdatenbank (knowledge base) verwendet, um eine disziplinübergreifende Suche in unterschiedlichen Sprachen gewährleisten zu können. Auf diese Weise wird ermöglicht, dass z.B. bei Eingabe eines Suchbegriffs auf Italienisch zugleich auch Ergebnisse in anderen Sprachen gefunden werden.
Konzepte, die auf Wikidata noch nicht erfasst sind, werden von VerbaAlpina dort neu angelegt. Zu diesem Zweck wurde auf Wikidata ein Projektaccount für VerbaAlpina eingerichtet. Als Default-Sprache gilt Englisch. Es können jedoch Übersetzungen des jeweiligen Konzepts in allen auf Wikidata verfügbaren Sprachen eingegeben werden.
VerbaAlpina kann als eine webbasierte raumorientierte Forschungsumgebung beschrieben werden. Dieses Format wird bestimmt durch die aktuellen Rahmenbedingungen, die sich ganz erheblich von der traditionellen Wissenschaftskommunikation unterscheiden. In allen Disziplinen, die in ‚klassischer‘ Weise mit empirischen Daten arbeiten, lassen sich drei einander folgende Phasen unterscheiden:
Der Wissenschaftler sucht Informanten.
Die Informanten liefern dem Wissenschaftler Rohdaten.
Der Wissenschaftler gibt eine bestimmte Menge der erhobenen Daten, die im Lichte theoretischer Annahmen selektiert und modelliert wurde, an ein im Wesentlichen wissenschaftliches Publikum weiter.
Wissenschaftskommunikation unter den Bedingungen des Internet
In diesem Sinn wurde VerbaAlpina als Forschungsumgebung mit unterschiedlichen, aber eng miteinander verflochtenen Bereichen angelegt. Bei der Operationalisierung der FAIR-Prinzipien ist VerbaAlpina weiterhin auf institutionelle Absicherung angewiesen; Projektarbeit ist ja grundsätzlich befristet und insofern prekär. Das Forschungsdatenmanagement erfolgt deshalb auf der Grundlage von Prozeduren, die gemeinsam mit der Universitätsbibliothek der LMU entwickelt werden.
Dieses Portal informiert in drei unterschiedlichen Dimensionen:
(1) über außersprachliche Realität (‘Sachen’),
(2) über Konzepte, oder: inhaltliche, bzw. onomasiologische Kategorien, die nicht an einzelne Sprachen oder Dialekte gebunden sind,
(3) über sprachliche Ausdrücke der untersuchten Sprachen und Dialekte.
Die getrennte Behandlung von (2) und (3) ist grundlegend, da ja die relevanten Konzepte durchaus nicht immer im gesamten Untersuchungsgebiet mit spezifischen Bezeichnungen belegt (‘lexikalisiert’) sind; so gibt es z. B. in weiten Teilen des bairischen Gebiets kein Wort für den aus Molke hergestellten so genannten Käse (vgl. dafür gsw. (alemannisch) Ziger, ita.ricotta, fra.sérac), während es z.B. für die frische, noch ungeformte Käsemasse (bar.Topfen, deu.Quark) in den romanischen Dialekten oft, so wie auch im Standarditalienischen, keine Bezeichnung gibt. Das Verhältnis von (1) auf der einen Seite und (2) und (3) auf der anderen ist gelegentlich auch problematischer als es auf den ersten Blick erscheint; so finden sich manchmal sprachliche Ausdrücke mit unklarem semiotischen Status, weil aus den Belegen nicht hervorgeht, ob es sich um Bezeichnungen von Konzepten oder aber womöglich um Namen für Dinge handelt; das ist z. B. der Fall, wenn ein Sprecher eine ganz bestimmte Alm, etwa diejenige, die er selbst nutzt, mit einem generischen Wort als munt wörtlich ‘Berg‘ oder als pastüra ‘Weide‘ tituliert.