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Bibliothek und Forschung Hand in Hand (Zitieren)

Alexander Berg-Weiß | Stephan Lücke


(1335 Wörter)

 

 

Tandem Talk, gehalten von Alexander Berg-Weiß (ABW; Universitätbibliothek der LMU) und Stephan Lücke (SL; IT-Gruppe Geisteswissenschaften [ITG] der LMU) auf dem 111. deutschen Bibliothekartag (BiblioCon) in Hannover am 25.5.2023 (Ankündigung)

Leitfragen

Zeitplan: 20 Minuten pro Tandem (Vorstellung 12 Minuten; 8 Minuten Zeit für Fragen).

  1. Einführung: Worum geht es bei unserem Projekt, wer war beteiligt? (sehr kurz, nur zwei, drei Sätze)
  2. Wo liegt (oder lag) der Mehrwert in der Kooperation (aus beiden Perspektiven)?
  3. Warum ist die Kooperation gelungen (aus beiden Perspektiven)?
  4. Was war schwierig, herausfordernd? Welche Erwartungen werden noch nicht erfüllt?
  5. Wünsche: Was wäre das ideale Tandem für eine gelingende Kooperation?

Antworten auf die Leitfragen

1. Einführung: Worum geht es bei unserem Projekt, wer war beteiligt? (sehr kurz, nur zwei, drei Sätze)

  • Beteiligt: UB der LMU und die IT-Gruppe Geisteswissenschaften der LMU, eine die Geisteswissenschaften an der LMU unterstützende Einrichtung mit IT-Kompetenz (Digital Humanities).
  • Streng genommen handelt es sich nicht um ein Projekt, sondern um eine langfristige Kooperation. Die Kooperation hat sich aus dem konkreten Bedarf eines vollständig digital konzipierten Forschungsprojekts ergeben. Aus dem entsprechenden Pilotprojekt ist dann die langfristige Kooperation erwachsen, die auch institutionalisiert wurde (Einrichtung einer gemeinsam betriebenen FDM-Servicestelle für die Digital Humanities).

2. Wo liegt (oder lag) der Mehrwert in der Kooperation (aus beiden Perspektiven)?

  • Mehrwert aus Perspektive der ITG: UB ist verlässlicher, kompetenter Ansprechpartner für laufende und künftige DH-Projekte. Ganz wesentlich: dauerhafter Bestand der UB
  • Mehrwert aus der Perspektive der UB: ITG arbeitet direkt in Forschungs-Projekten mit und hat einen sehr guten Überblick über das was passiert. Sie fängt auch schon eine Reihe von Fragen ab und wirkt "normierend" auf die Projekte ein.  

3. Warum ist die Kooperation gelungen (aus beiden Perspektiven)?

  • Kurze Wege, persönlicher Kontakt; Vorhandensein technischer, personeller und infrastruktureller Kapazitäten; regelmäßiger Austausch
  • Dieselben Ziele und ein ähnliches Wertesystem. Kein "Kompetenzgerangel" da beide Seiten einen klaren Auftrag haben und dieser sich nicht überschneidet. 

4. Was war schwierig, herausfordernd? Welche Erwartungen werden noch nicht erfüllt?

  • Es gab/gibt keine grundsätzlichen Probleme. Operativ ist die Übertragung von Projektdaten samt Metadaten in die Repositorien der UB die größte Herausforderung gewesen.
  • Probleme gab es keine. Dennoch lösen sich die generellen Herausforderungen eines FAIREN Datenmanagements nicht in Luft auf. Begrenzend wirkt hier vor allem die sehr limitierten Ressourcen. Durch die Kooperation sind wir trotzdem in der Lage einen guten Service anzubieten. 

5. Wünsche: Was wäre das ideale Tandem für eine gelingende Kooperation?

  • Das ideale Tandem ist das jetzt existierende – ITG als Mittler zwischen Wissenschaftlern und UB; UB als Bewahrungs- und Metadatenspezialist; stetige Weiterentwicklung der Kooperation durch regelmäßigen Austausch
  • Es wäre wünschenswert wenn es mehr solche Tandems geben würde. Als weiterer Entwicklungschritt wird in kürze eine zentrale FDM-Plattform online gehen und die Formalisierung der Kooperation angestrebt.

Kurzvorstellung

Alexander Berg-Weiß: Leitung der Abteilung "Digitale Dienste" an der UB der LMU

Stephan Lücke: Stellvertretender Leiter der ITG der LMU und einer der beiden Leiter des DFG-Langfristvorhabens VerbaAlpina.


SL:

  • Die ITG: Was ist das?

UB und ITG im Kontext der Organisationsstruktur an der LMU (CC BY-SA Stephan Lücke 2023)

  • ITG:
    • fakultätsübergreifende Einrichtung mit unbefristeter Existenzperspektive
    • dem wissenschaftlichen Bereich zugeordnet, getragen und finanziert von den 6 geisteswissenschaftlichen Fakultäten
    • Mai 2023: 7 unbefristete Stellen, davon 5 Wissenschaftler und 2 Techniker
    • wechselnde Anzahl drittmittelfinanzierter Projektmitarbeiter (derzeit 10, anteilig in mehreren Drittmittelprojekten beschäftigt)
    • Gesamtpersonalkapazität Mai 2023: 15,5 Vollzeit-Aequivalente.
    • Eine der zentralen Aufgaben der ITG: Konzeptionelle und praktische Unterstützung bei Planung und Durchführung von Forschungsprojekten, die mit digitalen Methoden durchgeführt werden.
  • Projekt VerbaAlpina
    • DFG-Langfristvorhaben (2014-2023)
    • Interdisziplinäres Projekt der Digital Humanities (DH)
    • VOLLSTÄNDIG DIGITAL KONZIPIERT – kein Papier

Grundkonzept von VerbaAlpina

    • Projektziel: Letztlich ein großes, elektronisches, interaktives Lexikon mit Fokus auf dem Alpenraum und die spezifische dortige Lebenswelt. Sehr großer, stark strukturierter Datenbestand, hochgranular

Forschungsdatenmanagement im Projekt VerbaAlpina (CC BY-SA Stephan Lücke 2022)

ABW:

  • Bib: Digitale Dienste

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ABW: Ein Bild von der Abschlussvorlesung von Thomas Krefeld

CC BY-SA Thomas Krefeld 2022

  • Früher wurden die Forschungsergebnisse automatisch in Form eines Buches in die Bibliothek gebracht
  • Heute wird Forschung und deren Ergebnisse ins Internet gestellt

SL: Nicht monolateral

  • Rolle der ITG: Ansprechpartner für Wissenschaftler aus den Geisteswissenschaften, die digitale Methoden in ihrer Forschung einsetzen wollen
  • Kompetenzbündelung: Stabiler Personalstamm sammelt seit Jahrzehnten Erfahrungen => Best practice Empfehlungen
  • Filterfunktion: Wissenschaftler wenden sich nicht direkt an die UB, sondern zunächst an die ITG => 
    • Nicht bei null beginnen
    • Entwicklung von Standardprozeduren
    • Einheitlichkeit

ABW: Sonderrolle mit ITG an der LMU

  • Einzelfall an der LMU, sollte allerdings Schule machen
  • Hilft der UB ungemein

ABW: Wie fand der erste Kontakt statt?

  • Punktuell auf verschiedenen Ebenen
  • Gemeinsame Förderprojekte

SL:

  • Sehr organische Entwicklung, Konsequenz aus den FAIR-Prinzipien
  • Aufgabe, nachhaltig zu bewahren, verfügbar und nachnutzbar zu machen => logisch
  • Vorteilhaft und naheliegend: Lokale, kompetente und verlässliche Ansprechpartner mit unbefristeter Existenzperspektive => UB

SL: Neue Herausforderung in den DH:

  • Paradigmenwechsel durch Digitalisierung und Vernetzung => Paradigma des Buches nur bedingt anwendbar. Echte Herausforderung: Vernetzung und elektronisch/digital
  • Projekte und Daten können nicht mehr isoliert betrachtet werden, da sie auch im technischen Sinn Teil eines größeren Ganzen werden
  • Teil eines größeren Ganzen => Parallel zur inhaltlichen Vernetzung Entstehung und Etablierung einer institutionellen Vernetzung: Von UB und ITG gemeinsam betriebene "Servicestelle FDM-DH"

Teil 1 des Workflows im Rahmen des FDM-Beratungsprozesses durchgeführt durch die Servicestelle FDM-DH an der LMU (für eine vollständige Dokumentation des Workflows s. https://zenodo.org/record/5031603)

Ticketsystem der Servicestelle FDM-DH der LMU für individuelle Beratungen zum Forschungsdatenmanagement (Stand Frühjahr 2022)

SL: Liefern Lösungen, die wie wir für "gut" halten. "Gut" ist letztlich alles, was möglichst einfach, effizient und verlässlich die Einhaltung der FAIR-Kriterien garantiert. –

Ganz wesentlich auch: Nutzung/Bedienung projektübergreifend bestehender bzw. sich entwickelnder Standards! Hier ist eine Beobachtung der gesamten "Landschaft" unerlässlich! Metadaten spielen in diesem Kontext eine sehr große Rolle. In puncto Metadaten wiederum hat die UB einen sehr guten Überblick, gerade auf Projektseite bestehen bisweilen diesbezüglich Defizite (und ggf. auch Vorbehalte, da mit Metadaten notwendig der Zwang zur Einhaltung von Standards einhergeht, die mit den spezifischen Forschungs- und Erkenntnisinteressen eines Projekts nur bedingt kompatibel sind. Die Lösung in solchen Fällen sind meist Schnittstellen/Mappings). 

ABW: Gemeinsame gute Lösungen finden

  • einfach
  • pragmatisch
  • skalierbar

SL: Eher gemischte Erfahrungen mit FDM-Drittmittelprojekten

  • VerbaAlpina war bzw. ist aktiv, teils als Pilotprojekt, an verschiedenen drittmittelgeförderten Forschungsprojekten im Bereich des Forschungsdatenmanagements beteiligt
  • FDM im Projektformat erscheint widersinnig => Dauerhaftigkeit zentral und unerlässlich
  • Wichtig: Persönlicher Kontakt, der stabil und langfristig ist (selten wechselnde Ansprechpartner!)
  • Aus Sicht der ITG: Nicht nur ein Projekt sondern 80+ Projekte => Dauerhafte Aufgabe

ABW: Konkrete Produkte

  • Servicestelle mit Lifecyclemanagement
  • Etablierte Workflows (dokumentiert und veröffentlicht) orientiert am LifeCycle der Forschung
  • DH Datenzentrum
  • Policies für DH
  • Was ist unterstütze Software?
  • Gemeinsame Anträge

Mögliche weitere Punkte

  • Wie sieht ein Erstberatungsgespräch aus?
  • Welche Themen werden zwischen UB und ITG besprochen?
  • Welche Erfahrungen machen die Mitarbeiter*innen der beteiligten Bibliotheken?
  • Welche Erfahrungen machen die beteiligten Wissenschaftler*innen?
  • Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit diese Zusammenarbeit erfolgreich wird?
  • Wie sehen gelingende Kooperationen konkret aus?


Zusatzinformationen

Aktuell von der ITG im Rahmen von Drittmittelfinanzierungen unterstützte Projekte

Sprachwissenschaften (5)

  • IDK Philologie (Internationales Doktorandenkolleg (IDK) Philologie: Praktiken vormoderner Kulturen, globale Perspektiven und Zukunftskonzepte im Elitenetzwerk Bayern)
  • ORDA16 (Online-Repertorium Deutsche Antikenübersetzung 1501–1620)
  • VerbaAlpina (Der alpine Kulturraum im Spiegel seiner Mehrsprachigkeit)
  • DPEWA – Digitales Philologisch-Etymologisches Wörterbuch des Altalbanischen“ (15.-18. Jh.)
  • Strandasögur – Erzählen am Ende der Zivilisation (Kartierung, Kontextualisierung und Analyse von landschaftsbezogenen Erzähltraditionen in den isländischen Westfjorden, Nordistik)

Theaterwissenschaften (4)

  • Theamed – (relational database listing performing arts recordings and related fields)
  • T-Migrants – Crossing Borders: The Agency of Nineteenth-Century European Theatre Migrants
  • Amateur Theatre Wiki
  • Krisengefüge der Künste (Institutionelle Transformationsdynamiken in den darstellenden Künsten der Gegenwart)

Infrastruktur/DH (3)

  • eHumanities – interdisziplinär (Erarbeitung von Best-Practice-Empfehlungen zum Forschungsdatenmanagement für die digitalen Geisteswissenschaften, gefördert vom Bayerischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst)
  • DHVLab (Digitale Lehr- und Forschungsinfrastruktur für die Geisteswissenschaften; LMUExcellent)
  • Studi.DH (Service- und Beratungsstelle für studentische Forschungsprojekte in den Digital Humanities [DH]; Infoseite)

Theologie (2)

  • Paratexts of the Bible (Informationen über Texte und Paratexte in griechischen Bibelhandschriften)
  • Rota romana (Online-Suche für die Judikatur der Römischen Rota)

Geschichte (1)

  • Mira 2.0 – "Mapping" des Kulturerbes: Deutsche emigrierte Rabbiner und ihr Vermächtnis (DFG-SPP "Jüdisches Kulturerbe")

Kunstgeschichte (1)

  • PLAFOND-3D: Eine Verflechtungsgeschichte der Deckenmalerei in Frankreich und Deutschland 1600-1800 (Deutsch-Französisches DFG-ANR Projekt)

Gesamtanzahl laufender Projekt: 16


Forschungsdatenmanagement – Beispiele

GeldKunstNetz. Rechnungsbücher der Stettin-Danziger Kaufmannbankiersfamilie Loitz: Live System => OpenData LMU => UB Discover

VerbaAlpina: Live System => UB Discover

VA-Abschlusskolloquium (Zitieren)

Christina Mutter | Stephan Lücke | Thomas Krefeld


(470 Wörter)

"Publish and perish? Zur Persistenz webbasierter Forschung – Abschlusstagung des Projekts VerbaAlpina"

24. – 25. Oktober 2023, Kloster Benediktbeuern,  https://www.kloster-benediktbeuern.de/

Mit dem Slogan publish or perish wurde die Haltung karikiert, es sei notwendig, möglichst viel zu publizieren, um in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit sichtbar zu sein. Der Slogan ist jedoch in seiner Entstehung ebenso wie in seiner Semantik an die Gutenberg-Galaxis, d.h. an Printveröffentlichungen gebunden. Inzwischen ist der Druck zwar für die Veröffentlichung durchaus überflüssig geworden, aber nicht wenige Wissenschaftler*innen meinen, wer das Web konsequent nutze, bleibe trotz dieser Veröffentlichungen unsichtbar, sei also gewissermaßen dem Verdikt  publish and perish ausgesetzt. Dem ganz realen Risiko zu verschwinden unterliegen im Übrigen nicht nur die Autor*innen, sondern in gesteigertem Maße auch die Texte selbst. Immerhin kann bereits auf zahlreiche, gut entwickelte Strategien und funktionierende Optionen, diesem Risiko zu begegnen, hingewiesen werden. Aber dennoch ist die reine Webpublikation noch immer nicht vollkommen verlässlich. Wir wollen uns auf der Abschlusstagung darüber austauschen, welche Wege von den unterschiedlichen Projekten eingeschlagen werden können (oder sollen), damit Forschungsdaten und -ergebnisse möglichst langfristig verfügbar bleiben.

Zusagen:

  • Tobias Roth/Lorenz Küchler (ortsnamen.ch)
  • Francesco Avolio/Giovanni de Gasperis (Atlante Linguistico ed Etnografico Informatizzato della Conca Aquilana – ALEICA)
  • Eckehart Arnold (Bayerische Akademie der Wissenschaften – BAdW)
  • Markus Kunzmann (LIÖ)/Markus Pluschkovits (DIÖ)
  • Graziano Tisato (AIS Reloaded)
  • Stefan Rabanus/Anne Kruijt (Alpilink)
  • Nicolas Quint (Les parlers du Croissant) --> nur Online-Teilnahme möglich
  • Hans Goebl (ALD)
  • Antonio Romano (Atlas sonore des langues/dialectes de France, Italie et Monaco)
  • Adrian Leemann (sdats) --> nur Online-Teilnahme möglich

Absagen:

  • Giovanni Ruffino (ALS)

ein paar verworfene Themenvorschläge

(1) "Jenseits der Projekte (leben die Daten).
Tagung zum Abschluss von VerbaAlpina"

(2) "Uber das Weiterleben (der Daten) nach dem Tode (der Projekte).
Tagung zum Abschluss von VerbaAlpina"

(3) "Jenseitsvorstellungen – in der Methodologie der Digital Humanities.
Tagung zum Abschluss von VerbaAlpina"

(4) "Leib und Seele eines Projekts – Was bleibt?
Tagung zum Abschluss von VerbaAlpina"

(5) "Publish and perish? – Wie verleiht man Projektdaten das ewige Leben?" (SL)

(5.1) den Vorschlag (5) finde ich sehr gut; evtll die 2. Frage als Frage tilgen, z.B.  ""Publish and perish? -  Auf der Suche nach dem ewigen Leben von Projektdaten" (SL )

oder:

(5.2) "Publish and perish? -  Projektdaten suchen das ewige Leben" (SL )

(5.3) "Publish and perish? Digitale Projekte auf der Suche nach dem ewigen Leben"

(5.4) "Publish and perish? Persistenz webbasierter Forschung"

6) Abschlusskolloquium des Projekts VerbaAlpina: "Publish and perish? – Wie man Projektdaten ein ewiges Leben verleiht" (CM)

7) Kombination aus (5.1) und (6): "Abschlusskolloquium des Projekts VerbaAlpina: "Publish and perish? – Auf der Suche nach dem ewigen Leben von Projektdaten" (MA)

8) Who wants to live forever? Persistenzstrategien digitaler Forschungsprojekte (DE)

8.1) How to live forever: Persistenz... (DE)

8.2) The show must go on: Persistenz... (DE)

Bitte schlagt weitere Formulierungen / Modifikationen vor!

Außerdem möchte ich Nicolas Quint vom Projekt "Les parlers du Croissant" (<https://parlersducroissant.huma-num.fr/index.html>) als weiteren Gast vorschlagen.

 

Strategie di resa grafica delle consonanti palatali nei contributi crowd del database VerbaAlpina (Zitieren)

Stefano Fiori
Schlagwörter: crowdsourcing , Phonetik

(5401 Wörter)

1.     Introduzione

La scrittura, secondo l’espressione di Walter J. Ong, è un mezzo per «tecnologizzare la parola» (Ong 2014, 133). Questa definizione può richiamare alla mente l’immagine di uno strumento neutro, ma lo stesso Ong si affretta ad aggiungere che la scrittura non è una «semplice appendice del discorso orale» (2014, 138); al contrario, essa tende a scavalcare l’oralità nella normale gerarchia onto- e filogenetica e a sostituirsi ad essa, introducendo nella «popular, common-sense theory of language» (Linell 2009, 11) un pregiudizio per cui la ‘vera’ lingua è solo quella che è scritta[1]. Questo rovesciamento di prospettiva è alla base del concetto di ortografia, sviluppatosi in seno alla scuola grammaticale greca bizantina e definito da Banfi come la «fissazione di norme grafematiche ancorate al passato, programmaticamente insensibili all’idea di indicare nella scrittura il divenire e i mutamenti del sistema» (Banfi 2015, 129). Ora, tutto ciò ha conseguenze di grande importanza per le politiche linguistiche, poiché, da un punto di vista «fatto proprio in genere dal parlante» (Iannàccaro/Dell'Aquila 2008, 311), mettere una lingua per iscritto costituisce «un'ufficializzazione del parlato, una sua nobilitazione, un passaggio alla posterità potenziale» (ibid.), equivale, cioè, a promuoverla allo status effettivo di lingua sia all’interno di una comunità linguistica che al di fuori di essa, rendendola nel contempo concretamente visibile e migliorando le sue prospettive di sopravvivenza. La scelta dell’ortografia è perciò un passaggio fondamentale della pianificazione linguistica, e in particolare della prima fase, quella di corpus planning (Coluzzi et al. 2018, 493). Esistono varie tipologie di ortografie, alcune programmaticamente più fedeli alla rappresentazione del livello fonetico/fonologico di altre[2], tutte accomunate, però, dalla fondamentale assenza di un legame necessario con la realtà del parlato, la quale è caratteristica, invece delle trascrizioni; la differenza è così riassunta da Iannàccaro/Dell’Aquila:

«Trascrivere una lingua e darle un’ortografia, in effetti, sono due operazioni distinte, che soggiacciono a esigenze e criteri ben diversi: nel primo caso si scrive per registrare, ossia semplicemente per cambiare mezzo di trasmissione, da acustico a visivo, pur rimanendo nel campo dell’oralità […]. Per scrivere davvero, cioè per cambiare medium comunicativo da orale a scritto, ci vuole un’ortografia, ossia un sistema di scrittura «normale», che, al limite non rispecchiando le particolarità foniche della lingua, consenta però di capirne le articolazioni anche morfologiche e semantiche e sia leggibile anche al non specialista.» (2008, 313-314, corsivo originale)

In sintesi, un’ortografia deve assolvere a due tipologie di compiti: da un lato, essa è progettata per servire da norma di riferimento per una determinata comunità linguistica, alla quale deve fornire risposte pratiche alla domanda «come si scrive?» (Iannàccaro/Dell’Aquila 2008, 316). Perciò, a differenza di un sistema di trascrizione, che deve teoricamente essere in grado di rendere univocamente ogni suono umano indifferentemente dalla lingua in questione, un’ortografia risulta di rado adeguata per scrivere varietà linguistiche diverse da quella per la quale è stata ideata; questo fatto, combinato alla identificazione tra lingua e scrittura cui si è accennato, crea una forte associazione simbolica tra una varietà linguistica e la sua ortografia, la quale finisce dunque per rispondere a un’altra serie di bisogni della comunità, riassumibili nelle domande «che forma vorremmo che avesse la nostra lingua o il nostro dialetto? A cosa vorremmo che assomigliasse e da cosa vorremmo che si distinguesse?» (Iannàccaro/Dell’Aquila 2008, 313). Un ottimo esempio di questo sviluppo è offerto ancora dal greco di epoca bizantina: quando la koiné assunse una forte valenza ideologica in quanto lingua ufficiale dell’Impero d’Oriente, si trattava di una varietà unitaria solo ai livelli più alti della produzione scritta, e perciò «la ‘rappresentazione’ stessa della lingua, le modalità della sua resa grafematica furono considerate come investite da un’aura sacrale» (Banfi 2015, 133). L’identificazione tra lingua e ortografia divenne talmente stretta che

«il fissare per iscritto il greco utilizzando le tradizionali forme, rese canoniche in età ellenistica, oppure servendosi di notazioni grafematiche ‘altre’ […] sarà via via prezioso indizio di mutata percezione […] di ‘stati’ di lingua diversi, di condizioni sociolinguistiche veicolanti, di fatto, qualcosa di linguisticamente ‘altro’ rispetto al greco della tradizione ellenistico-romana (e, poi, del greco bizantino o medievale).» (Banfi 2015, 127)

Considerare la percezione, da parte di chi scrive, delle norme ortografiche e del loro legame con la lingua apre la prospettiva di un’analisi dello scrivere come pratica sociale: i sistemi di scrittura, lungi dal presentarsi ai loro utenti come strumenti neutri, sono invece, come scrive Mark Sebba, «particularly powerful identity markers» (Sebba 2009, 39). L’aspetto identitario è specialmente rilevante nel caso di lingue minoritarie che abbiano cominciato a venire messe per iscritto solo di recente o che dispongano di più convenzioni ortografiche in concorrenza tra loro. Queste comunità linguistiche necessitano di un’ortografia che sia facilmente comprensibile dai propri parlanti, presumibilmente alfabetizzati secondo le norme della lingua standard, ma allo stesso tempo capace di ‘smarcarsi’ da essa[3] e proporre la lingua in questione come un sistema ben distinto, anche a livello visivo, da quello maggioritario. Entro questi limiti, gli scriventi possono servirsi dell’ortografia «as a tool of ‘Abstandsprache’» (Jaffe 2000, 502)[4], manipolandola per rimarcare la peculiarità della propria lingua; tuttavia, la totale originalità non è né realizzabile né desiderabile, e le scelte finiranno inevitabilmente per essere influenzate da modelli già esistenti. In questo senso, l’analisi delle strategie grafiche utilizzate, e di come esse avvicinano o allontanano la lingua da certi sistemi ortografici (e quindi, per traslato, linguistici), può aprire uno spiraglio sulla «coscienza linguistica di chi le elabora» (Iannàccaro/Dell’Aquila 2008, 311).

2.     Obiettivo di ricerca

In questo contributo verrà trattata la questione delle abitudini grafiche dei parlanti di lingue minoritarie in ampito alpino, tramite all’osservatorio privilegiato offerto dal progetto di geolinguistica digitale VerbaAlpina (Krefeld/Lücke 2014b): grazie all’esistenza, al suo interno, di una piattaforma di crowdsourcing, gli utenti (crowders) possono contribuire alla documentazione, inserendo, per ogni concetto, la forma linguistica propria della loro varietà. Le Alpi sono fortemente caratterizzate dal multilinguismo: vi si incontrano infatti tre famiglie linguistiche (romanza, germanica, slava) rappresentate non solo da lingue ufficiali (francese, italiano, tedesco, sloveno) ma da un gran numero di lingue più ‘piccole’ per numero di parlanti[5]. In questa sede l’attenzione sarà ristretta ai contributi crowd di aree romanzofone, e dunque occitane, francoprovenzali, ladine, romance e friulane: per ognuna di queste comunità è stata proposta almeno una norma ortografica, ma normalmente ve ne sono diverse in concorrenza tra di loro, e tutte si devono confrontare con gli standard ortografici delle lingue ufficiali presenti, spesso contemporaneamente, sul territorio. L’obiettivo principale è dunque analizzare le principali soluzioni grafiche utilizzate dai crowder, valutando in che misura queste si adeguano alle norme proposte o ad altre consuetudini radicate nel territorio, anche tenendo conto dell’insegnamento scolastico della lingua minoritaria, dove questo è previsto. Invece di considerare la totalità dei sistemi ortografici, che richiederebbe ben altro spazio, si è scelto di concentrarsi sulla resa delle consonanti palatali, che si adattano bene agli obiettivi di ricerca, per diversi motivi: in primo luogo, esse sono espresse in modi fortemente connotati con le ortografie delle lingue ufficiali: per esempio, la fricativa palatale sorda /ʃ/ è notata <ch> in francese, <sch> in tedesco, <sc> davanti a <i/e> in italiano, <š> in sloveno (senza dimenticare il modello dell’inglese <sh>). Si può ricavare da questo esempio, ma altri se ne potrebbero mostrare, che la notazione ortografica di tratti palatali viene spesso affidata alla combinazione di più grafemi o a segni diacritici apposti a un carattere di base, ciò che sembra indicare una certa marcatezza di questo tipo di fonemi rispetto alle consonanti ‘normali’, riflessa in un dibattito esistente in fonetica sulla loro natura di segmenti complessi (che prevedono, cioè, l’esecuzione di più di un gesto articolatorio, cf. Recasens 1990, 277-278). Non stupisce, dunque, che le consonanti palatali siano espresse in maniera variabile anche nelle ortografie di lingue minoritarie, per le quali sono spesso un punto dolente: Turello scrive esplicitamente che, nel caso del friulano, «la grafia per /ʧ/ e /ʤ/ e quella per rendere i suoni /c/ e /ɟ/ (non presenti in italiano) hanno costituito per secoli un problema» (2015, 511-512), e alle palatali è dedicato un paragrafo del capitolo di Rasom 2020 sulla storia della normazione ortografica del ladino, mentre le differenze tra le convenzioni grafiche dei dialetti francoprovenzali è illustrata in Russo/Stich 2019 tramite esempi contenenti in maggioranza parole con segmenti fonetici palatali. Da ultimo, il riflesso palatale di alcune sequenze fonetiche latine come CA-/GA- in posizione iniziale è un’evoluzione caratteristica delle varietà romanze alpine occitane, francoprovenzali e retoromanze (romancio, ladino, friulano) rispetto a quelle di pianura (Recasens/Espinosa 2009, 190-191), il che potrebbe suscitare il desiderio, da parte dei parlanti, di sottolineare questa particolarità ricorrendo a grafie più elaborate per rendere con precisione i dettagli fonetici.

3.     Metodologia

I dati sono stati raccolti all’interno del database di VerbaAlpina tramite una query SQL appositamente costruita[6], che ha estratto, in un primo momento, le attestazioni (tokens) provenienti dagli atlanti (ASLEF, ALJA, ALF, AIS, ALD-I, ALD-II, ALEPO, ALP) e dai dizionari (APV, ALTR, LSI) rilevanti per l’area romanzofona che contenessero almeno uno tra i simboli IPA [c, ç, ɕ, ʥ, ʤ, ʝ, ɟ, ʒ, ɲ, ʎ, ʃ, ʧ, ʨ, ʑ][7]. I risultati sono stati raggruppati in base al tipo morfolessicale, che rappresenta, all’interno di VerbaAlpina, «the central category in the management of linguistic data» (Colcuc/Zacherl 2022, 61). Per ogni attestazione, sono state recuperate le informazioni relative al numero identificativo ('id_morph_typ'), la sua forma standardizzata ('Orth'), il comune di provenienza e il corrispondente numero identificativo ('Ortsname', 'Id_Gemeinde'). La ricerca è stata poi ripetuta, questa volta sui soli contributi crowd e limitatamente ai tipi morfolessicali presenti nei risultati della prima query, aggiungendo questa volta l’informazione ‘Georeferenz’, che contiene le coordinate geografiche dei comuni corrispondenti. I dati sono stati quindi raggruppati per tipo morfolessicale e per comune

Figura 1. Distribuzione delle grafie palatalizzate del tipo morfolessicale ‘chevre/capra’.

4.     Risultati

La ricerca finale ha restituito attestazioni crowd relative a 471 tipi morfolessicali corrispondenti ai simboli IPA specificati, distribuiti su 236 comuni dell’area alpina. Tuttavia, poiché la maggior parte di essi è rappresentata da un numero molto esiguo di contributi, spesso anche da una sola attestazione, in questa sede verranno mostrati solo alcuni esempi da tipi morfolessicali che continuano le basi latine CA-/GA-, che costituiscono il gruppo numericamente più consistente e geograficamente meglio distribuito all’interno del corpus. In questo modo sarà possibile trarre delle conclusioni più solide riguardo all’uso delle strategie attestate nei diversi contesti linguistici. La cartina interattiva in fondo all’articolo offre una visione d’insieme dei tipi morfolessicali considerati.

In Figura 1 sono rappresentate le grafie crowd per il morfotipo meglio attestato nel corpus, ovvero ‘chevre/capra’[8], che fornisce un’ottima base per l’esposizione globale dei risultati della ricerca, poiché vi si trovano rappresentate tutte le principali strategie grafiche rilevate. Si notano quattro raggruppamenti compatti formati dalle grafie <cj>, <ci>, <tch> e <ch>, corrispondenti ai territori di lingua friulana, ladina dolomitica, francoprovenzale e occitana. Ognuna di queste grafie è riconducibile a una qualche proposta normativa, avanzata di solito da istituti culturali votati alla tutela delle lingue locali, ma nel caso del ladino essa è adottata anche nell’insegnamento scolastico. L’uso di <cj> è previsto nell’ortografia ufficiale del friulano per esprimere l’occlusiva palatale sorda /c/, distinta dall’affricata /ʧ/, a sua volta espressa con <ç>[9]. L’area ladina dolomitica presenta compattamente <ci>, che rappresenta, nella grafia standard del ladin dolomitan, sia l’occlusiva palatale /c/ e che l’affricata alveopalatale /ʧ/; nella grafia unificata del 1987, invece, questi fonemi erano tenuti distinti e rappresentati, rispettivamente, da <ć> e <c(i)> (Rasom 2020). La grafia <ci> viene però a coincidere con la convenzione italiana, dove rappresenta /ʧ/ prima di <a/o/u>, e infatti essa ricorre anche altrove in territorio italiano (in Val Chiavenna, in provincia di Savona e in due località della Val di Non). Nelle valli occitane del Piemonte e a Chambéry, nella Savoia francese, area francoprovenzale, si trova <ch>, che coincide con l’uso francese per scrivere la fricativa aleveopalatale /ʃ/, mentre qui è più probabile che nasconda una consonante affricata, il cui luogo di articolazione varia da postalveolare ad alveolare a seconda delle varietà; è questo il valore che assume in entrambe le proposte ortografiche maggioritarie per le parlate occitane, quella “classica” e quella “concordata” (Regis/Rivoira 2019, §17). Le valli francoprovenzali del Piemonte, tuttavia, restituiscono solo <tch>, coerentemente con quanto propone lo sportello linguistico francoprovenzale della Valle d’Aosta[10]. Questa grafia è riportata da Russo/Stich (2019, §28) come la soluzione per le consonanti palatali provenienti da CA- latino in varie ortografie locali francoprovenzali, specialmente
quelle della Svizzera franese e della Savoia del Sud[11]. Inoltre, <tch> compare anche nell’ortografia francese con il valore /ʧ/, in alcune rare parole come <Tchèquie> ‘Repubblica Ceca’.

Le altre grafie sono meno diffuse e si limitano a singole attestazioni: a La Giettaz, nella Savoia francese, si trova <sty>, soluzione apparentemente idiosincratica, ma identica alla forma <styévra> riportata da Russo/Stich (2019) come esempio della grafia della varietà francoprovenzale di Beaufort, a meno di un’ora di macchina da La Giettaz. Spostandoci, invece, nel settore centro-orientale delle Alpi, troviamo <c’> e <tg>, entrambe in territorio svizzero: la prima da Biasca, nel Canton Ticino, dove si parla un dialetto di tipo lombardo alpino, e la seconda da Tujetsch, nel Cantone Grigioni, area di parlata romancia sursilvana[12]. Riguardo a <c'>, si tratta di una soluzione conosciuta dalla lessicografia ticinese per notare l'affricata palatale sorda (mentre <g'> rende la sonora), ma unicamente quando precede una consonante in corpo di parola, mentre in posizione iniziale assoluta di parola l'ortografia è la medesima italiana, ovvero <c(i/e)> ( LSI I: 21); l'uso di <c'> all'inizio di parola è dunque un adattamento personale che tende a una maggiore distanziazione dall'ortografia italiana. Il carattere intuitivo ("spontaneo", appunto) di questa strategia sembra confermato dalla sua presenza nell'«alfabeto italiano piegato», come lo descrivono Iannàccaro/Dell’Aquila (2008, 324, corsivo originale), del Vocabolario del dialetto di Barni, peraltro sul lago di Como, non lontano dal Cantone Ticino, la cui grafia è stata definita in sostanziale autonomia dagli stessi dialettofoni, che componevano il gruppo di redazione, assistiti dai linguisti Iannàccaro e Dell'Aquila. Il digramma <tg> è invece impiegato per scrivere l’occlusiva palatale /c/ nelle varietà surmirane, sursilvane e sutsilvane del romancio, mentre quelle engadinesi usano <ch>. L’ortografia standard del rumantsch grischun (RG), la norma sovralocale artificiale per le varietà di romancio ideata da Heinrich Schmid nel 1982, prevede invece un compromesso per cui all’inizio di parola, davanti alle vocali <a> e <o>, si usa <ch>, in tutti gli altri casi <tg> (per l’ortografia del romancio grigionese, v. Caduff et al. 2006). Ora, è noto che l’introduzione del RG ha incontrato aspra resistenza, anche per quanto riguarda la sua introduzione come lingua d’insegnamento a scuola, da parte di molte comunità romance,  alcune delle quali hanno deciso di attenersi, o di ritornare, all’uso della varietà locale. Tra queste c’è la comunità sursilvana di cui fa parte proprio Tujetsch, da dove abbiamo il contributo <tgaura> ‘capra’ invece della forma RG <chaura>, che rimane fedele a una grafia fortemente legata alla varietà locale[13]. Le rimanenti grafie per il morfotipo ‘chévre/capra’, <chj> e <chji>, provengono, rispettivamente, da Rabbi e Castelfondo, entrambe località della Val di Non, a nord di Trento, e sembrano ricombinare elementi di altre strategie già esaminate, ovvero <ch>, <ci> e <cj>, anch’esse presenti nei contributi crowd provenienti dai comuni circostanti. In Val di Non si parla un dialetto di tipo trentino conservativo, il noneso, che presenta diversi tratti in comune con il ladino, tra i quali proprio la palatalizzazione di CA- latino, ma non gode di tutela giuridica speciale (ma cf. quanto si dirà nella Discussione), né possiede un’ortografia ufficiale. Tuttavia, è stato possibile reperire esempi di <chj> in due contesti esterni: nella pagina Wikipedia dedicata al dialetto noneso[14], dove compare unicamente nella trascrizione nella varietà di Rabbi della favola esopica “La volpe e il corvo”, (in <chje> ‘che’ e <chjantar> ‘cantare’), e nella pagina di presentazione del sito dell’Associazione Storico Culturale Linguistica “El Brenz”[15], (in <politichja> ‘politica’ e <chjör> 'cuore'). La grafia <chji> può essere interpretata come una variante personale. Nessuna di queste soluzioni sembra però godere di grande popolarità nell’ambito di scritture spontanee, come suggerisce un rapido scorrimento della pagina Facebook “Una parola nonesa al giorno”[16], dedicata alla divulgazione del «dialetto della bassa Val di Non» (dalle informazioni della pagina): nei suoi post la grafia <chj> non compare mai, mentre si trova una maggioranza quasi assoluta di <ci> con qualche occorrenza di <cj> e del corrispettivo sonoro <gj>.

Figura 2. Distribuzione delle grafie palatalizzate del tipo morfolessicale ‘chien/cane'.

Figura 3. Distribuzione delle grafie palatalizzate del tipo morfolessicale ‘caciare/chaschar’.

Figura 4. Distribuzione delle grafie palatalizzate del tipo morfolessicale ‘champo/campo’.

Questa esposizione esaurisce le principali grafie presenti nel corpus per i tipi morfolessicali derivanti da CA-/GA- latini. Un confronto con altri tipi (ad esempio 'chien/cane', 'champ/campo', 'caciare', nelle Figure da 2 a 4) conferma <ch>, <ci> e  <cj> come le soluzioni più comuni, la prima utilizzata in diverse aree dell’area alpina, le altre diffuse principalmente nelle Dolomiti ladine e friulane. <Chj> e <chji> si dimostrano strategie idiosincratiche della Val di Non. L’unica aggiunta al repertorio delle grafie è offerta dal tipo morfolessicale ‘champ/campo’ con la forma <čémp>, da Selva di Cadore (BL), che impiega lo haček o “pipa”, un diacritico introdotto per la prima volta nel XV° secolo con la riforma hussita dell’ortografia della lingua ceca, nella quale ancora oggi rappresenta /ʧ/; il suo uso è conosciuto anche da diverse ortografie friulane non ufficiali e precedenti alla standardizzazione degli anni ’80 (Turello 2015).

Figura 5. Distribuzione delle grafie palatalizzate del tipo morfolessicale ‘chat/gatto’.

Il morfotipo ‘chat/gatto’ (Figura 5) mostra alcuni analoghi sonori delle grafie finora esaminate, che si riferivano a fonemi sordi[17]: per la maggior parte, l’unica differenza è la sostituzione dell’elemento occlusivo <c> con <g>, mentre a Cortina d’Ampezzo (BL) si ha <jato>, in contrasto con il resto della Ladinia che ha <gi>. L’effettivo valore fonetico del grafema <j> è difficile da specificare, dal momento che GA- latino ha dato negli idiomi ladini una serie di esiti diversi come /ʤ/, /ɉ/, /j/ (Salvi 2020, 74): in questo caso, un interpretazione semivocalica o fricativa di <j> si può spiegare con l’assenza, in ampezzano, dell’affricata palatale sonora (Rasom 2020, 329). Nelle aree alpine dove la sonorizzazione della velare iniziale di CATTU non è avvenuta, ritroviamo le stesse grafie già incontrate, con l’eccezione di <satte> a La Thuile (AO), che testimonia l’avanzamento del fenomeno della palatalizzazione dei nessi CA-/GA- fino allo stadio alveolare, tipico dell’area francoprovenzale (Russo/Stich 2019, §39).

5.     Discussione e conclusioni

Il nostro esame delle strategie grafiche adottate dai crowder di VerbaAlpina per scrivere consonanti palatali ha messo in luce diversi aspetti importanti: in primo luogo, riguardo alla loro distribuzione nello spazio, si può distinguere tra le grafie a circolazione sovraterritoriale, impiegate in diversi punti dell’area romanza alpina, e quelle concentrate in una sola area, corrispondente all’estensione territoriale di una certa varietà linguistica. Tra le prime, <ch> e <ci> sono soluzioni ortografiche proprie di due importanti lingue veicolari ben note nelle Alpi, il francese e l’italiano, e hanno dalla loro parte la semplicità di esecuzione; quest’ultima potrebbe anche spiegare la presenza di <cj> nella provincia di Trento, poiché non è chiaro se questa sia dovuta a un’ispirazione al modello friulano, nel quale il digramma fa parte dell’ortografia ufficiale. Nel secondo gruppo troviamo grafie eterogenee e anche piuttosto complicate, come <sty>, per le quali è però sempre possibile individuare un modello preesistente tra le ortografie proposte per le varietà linguistiche alle quali sono legate. Tuttavia, i crowder non si limitano alla passiva accettazione di queste proposte ma possono adattarle in modo più personale, come nel caso del <c'> ticinese, che a Biasca viene utilizzato in posizioni non previste dall'ortografia del LSI. Le uniche strategie per le quali non è stato trovato un parallelo "ufficiale"  sono <chj> e <chji> in Val di Non/Val di Sole, ma anche in questo caso, almeno per la prima esistono testimonianze di un suo limitato uso in rete, e la seconda può ben essere interpretata come una sua variante. Il discorso sui contributi crowd di questa parte della provincia di Trento merita un commento ulteriore, poiché si tratta dell’unica area per la quale si osserva una costante mancanza di accordo nelle scelte grafiche per lo stesso morfotipo: non a caso, la varietà linguistica locale è una delle poche, all’interno del nostro corpus, a non conoscere una vera e propria standardizzazione ortografica e a non godere di tutela ufficiale; ciò ha alimentato una crescente richiesta, da parte della comunità locale, di riconoscimento di una “ladinità anaunica” parallela a quella sellana, e di conseguente estensione ad essa delle tutele in materia di politica linguistica previste dalla legge 482/99, che la regione Trentino-Alto Adige, però, a tutt’oggi non ha concesso (per tutta la questione, si veda Toso 2008). Ciononostante, il sentimento di appartenenza al ceppo ladino continua a venire sostenuto da associazioni culturali come la già citata “El Brenz”, che usa sul suo sito la grafia <chj>, e il fatto che questa non corrisponda a nessun’altra strategia in uso nell’area non sembra casuale, anzi risponde molto bene al bisogno di Abstand del quale si è parlato nell’introduzione. Tuttavia, i dati in nostro possesso mostrano come, in mancanza di un’adeguata politica linguistica, i crowder anaunici, in contesti quali una pagina umoristica in rete, dove il bisogno di sottolineare la differenziazione linguistica è minore, adottano tranquillamente soluzioni più semplici e sostenute da modelli consolidati, come <ch>, <ci> e <cj>. La situazione appare molto diversa là dove l’esistenza di una minoranza linguistica non solo è radicata nella coscienza comune, ma è anche ufficialmente riconosciuta e tutelata: i crowder provenienti da queste regioni sono coerenti, nella resa delle consonanti palatali, non solo con sé stessi e con la maggior parte dei crowder della medesima area linguistica (v. cartina interattiva), ma anche con le proposte ortografiche elaborate sul territorio. I migliori esempi in questo senso sono la Ladinia dolomitica, il Friuli e il Cantone Grigioni, dove la compattezza delle strategie grafiche rispecchia la buona circolazione dei modelli standard, aiutata, nel caso del ladino e del romancio, dalla loro presenza nelle scuole come lingua d’insegnamento. Anche là dove quest’ultima possibilità, di chiara importanza, non è prevista, la diffusione di modelli ortografici può seguire altri canali: le grafie rilevate in ambito francoprovenzale, per esempio, si lasciano ricondurre sia a convenzioni ideate da enti dedicati, come il già citato sportello linguistico francoprovenzale della Valle d’Aosta, che a tradizioni fortemente locali che godono di supporto ‘dal basso’.

 

Note

[1] In The Written Language Bias in Linguistics, Per Linell scrive che, secondo questa concezione, «talk and spoken languages are not real language; they are incoherent and incomplete, often faulty, impoverished, unclear, impure and illogical, sometimes even improper, foul or uncivilised, whereas writing and written language are (or can be) really fully fledged language; they are (or should be) proper, correct, clear, logical and coherent.» (2009: 11-12)

[2] Una proposta di classificazione molto seguita si trova in Iannàccaro/Dell’Aquila 2008.

[3] Pafrasando l’espressione «creating distance» di Sebba (2009, 42).

[4] Il riferimento è alla fortunata classificazione proposta da Heinz Kloss (Kloss 1967) in ‘lingue per elaborazione’ (Ausbausprachen) e ‘lingue per distanziazione’ (Abstandsprachen).

[5] Almeno una di esse, il romancio, è però una delle lingue ufficiali della Svizzera.

[6] I miei ringraziamenti per il loro aiuto in questa fase vanno a Beatrice Colcuc e Florian Zacherl.

[7] Gli unici segmenti consonantici a essere definiti come esclusivamente palatali nell’IPA sono [c, ç, ʝ, ɟ, ɲ, ʎ]; tuttavia, Recasens 2014 ha osservato che questi hanno spesso un’articolazione in parte alveolare, tanto da proporre una scissione della categoria in “palatale” e “alveopalatale”. La ricerca è stata perciò estesa anche ai segmenti tradizionalmente indicati come “palatoalveolari” e “alveopalatali”.

[8] La cartina non riporta le forme senza palatalizzazione, per le quali si rimanda alla mappa interattiva.

[9] I corrispettivi sonori sono <gj> per /ɉ/ e <z> per /ʤ/.

[10] https://www.patoisvda.org/site/allegati/1-tavola-delle-corrispondenze-tra-suoni-e-grafemi_1851.pdf.

[11] Le parlate francoprovenzali, diffuse nelle zone confinanti tra Svizzera, Italia e Francia, ancora non hanno conosciuto una unificazione ortografica, nonostane l’esistenza della Orthographie de référence B proposta da Dominique Stich.

[12] Il romancio è tradizionalmente diviso in almeno cinque sottovarietà, da una parte quelle engadinesi, a est (putèr e vallader), dall’altra quelle centro-occidentali (surmirano, sursilvano, sutsilvano).

[13] Per quanto non sia estranea a certe tradizioni ladine, v. Rasom 2020, 331).

[14] https://it.wikipedia.org/wiki/Dialetto_noneso.

[15] http://www.elbrenz.eu/lassociazione-2/.

[16] https://www.facebook.com/naparolaldi/.

[17] La base latina CATTU ha conosciuto, in quasi tutta l’Italia settentrionale, una sonorizzazione della velare iniziale in *GATTU, analoga a quella che ha portato a PALLA > *BALLA > bala.

Cartina interattiva


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La digitalizzazione dei dati geolinguistici: AIS → NavigAIS → AISreloaded → AIS in VerbaAlpina (Zitieren)

Thomas Krefeld


(797 Wörter)

L'Aquila, 1-2/12/2022

Geolinguistica, etnolinguistica, sociolinguistica a un secolo dall’AIS e dall’ALI

la sfida degli ultimi 20 anni: trasferire la geolinguistica all'umanistica digitale (cf. Krefeld/Lücke 2014, Krefeld/Lücke 2021, Krefeld/Lücke (submitted), Weiland/Quijada van den Berghe/Pustka (submitted));

l'esempio dell'AIS → tre forme di digitalizzazione diverse (cf. Lücke 2019)

(1) NavigAIS

AIS 366 – piovere

  • comprende tutto il materiale
  • presenta foto delle cartine con la possibilità di selezionare punti e di focalizzare la mappa
  • non offre dati digitali

(2) AISreloaded

AISr → selezionare 366 PIOVERE; PIOVE?

  • comprende la metà della cartine (880)
  • offre la possibilità di scaricare elenchi dei dati strutturali
  • visualizzazione cartografica simile all'originale (mappe analitiche)
  • nessuna possibilità di collegare i dati

(3) Dati AIS in VerbaAlpina

piovere

  • dati dell'AIS integrati con dati di altre fonti l'insieme degli informanti (in teoria) accessibili su [[VerbaAlpina
  • inserimento di servizi informativi disponibili sul web, ad esempio 'geonames.org', vd. il punto AIS 360 Torri del Benaco  https://www.verba-alpina.gwi.uni-muenchen.de?page_id=133&db=221&tk=4632
  • possibilità di commentare i dati dell'AIS (ogni utente)
  • tipi lessicali collegati nel database a categorie onomasiologiche indipendenti dal progetto (Wikidata QIDs,  RAIN) e disponibili nel web semantico (leggibili dai motori di ricerca)
  • dati conformi ai principi FAIR (cf. Krefeld/Lücke 2020)
      • Findable
          • dati stabili e citabili (versioni fisse)
          • dati rintracciabili e scaricabili sul sito della biblioteca universitaria dell'univ. di Monaco (= LMU)
            ogni tipo less. corrisponde a un oggetto digitale, ad es. REGEN 'pioggia'
      • Accessible
          • licenze Creative Commons (CC BY-SA)
      • Interoperable
          • software standard, con codice aperto (non proprietario)
      • Reusable
          • disponibile su server di istituzioni pubbliche (non commerciali)
            → cf. il riutilizzo della tecnologia di VerbaAlpina in ALSonline
  • dati inseriti in un sistema della gestione dei dati di ricerca, trasparente e controllato (cf. Kümmet/Lücke/Schulz/Zacherl 2021)

ricerca stampata (galassia Gutenberg):
risultati pubblicati (libri) ⇒ nelle biblioteche

ricerca con tecnologia web (al di là della galassia Gutenberg McLuhan 1962):
biblioteche ⇒ nei risutati pubblicati online (portali)

portali web FAIR = corpus comune (per dati / testi / software)


Bibliographie

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  • Kümmet/Lücke/Schulz/Zacherl 2021 = Kümmet, Sonja / Lücke, Stephan / Schulz, Julian / Zacherl, Florian (2021): Gestione dei dati di ricerca, München, in: VerbaAlpina-it 22/1, Metodologia. Link
  • Lücke 2019 = Lücke, Stephan (2019): Digitalizzazione, München, in: VerbaAlpina-it 22/1, Metodologia. Link
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  • VerbaAlpina = Krefeld, Thomas / Lücke, Stephan (2014-): VerbaAlpina. Der alpine Kulturraum im Spiegel seiner Mehrsprachigkeit, München. Link
  • Weiland/Quijada van den Berghe/Pustka (submitted) = Weiland, Verena / Quijada van den Berghe, Carmen / Pustka, Elissa (submitted): Corpus Dialectology: from methods to theory (French, Italian, Spanish), Amsterdam

Mit Sklaven, Göttern, Munterkeit – Wie man sich (auf Italienisch) so verabschieden kann (Präsentation) (Zitieren)

Thomas Krefeld
Schlagwörter: Dialektologie , DH , Digital Humanities , Philologie , Pragmatik

(1581 Wörter)

LMU München, 2.11.2022

Dieser Präsentation liegt eine ausformulierte Version zu Grunde (Link).

  • Dank
  • Hommage: priv., Koll., 26 Docs
  • Erinnerung an:
    Andreas Blank, Fred Boller, Viviana Cessi, Uli Detges, Gabriele Iannaccaro, Evi & Peter Koch, Peter Linder, Marianne Oesterreicher-Mollwo & Wulf Oesterreicher, Wolfgang Schulze, Roberto Sottile
  • Spielregel: Lectio ultima brevis sit!

 

1. Sozialisation und Interesse

Maximes? Minima Moralia?1 → moralistische Maxima  der Neuen Frankfurter Schule!

(Textquelle F.W. Bernstein, Hintergrundbild)

 

"Ihr macht doch immer nur dasselbe!"

 

 

"dasselbe" = Dialektologie (Geolinguistik)

  • konstantes Forschungsinteresse (neben etlichen anderen), durch dreifache wissenschaftliche Sozialisation gekräftigt:
  1. während des Studiums und bis zur Promotion in Freiburg
  2. während der Lehre und bis zur Habilitation in Mainz
  3. durch Projektkooperation (seit 2005) und bis heute hier in München

 

Übergang 2. ( Johannes Gutenberg-Universität) → 3. (für mich Tim Berners-Lee-Universität, vulgo: Ludwig-Maximilians-Universität), Landeplatz jenseits der Gutenberg-Galaxis (vgl. McLuhan 1962)

„Because something is happening here,
but you don’t know what it is,
do you, Mr Jones?“ (Dylan 1965)

 

 

"It was just one of those things
[...]
Just one of those fabulous flights" (Cole Porter; interpr. von Sarah Vaughan)

 

 

2. Abschiedsgrüße aus der italienischen  und rätoromanischen Dialektlandschaft2

Quelle: der prototypische Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz (AIS, digital als NavigAIS) 

  • 1681 Karten, 20 Konjugationstabellen, lokale Dialekte von 416 Orten
  • mit einem Fragebuch erhoben, Anspruch: gesprochene Alltagssprache
  • Wortschatz, einigen grammatische Formen (der Morphologie)
  • ganz wenige ritualisierte Verwendungen aus der Pragmatik
    • der GRUSS (AIS 738 BUON GIORNO!)
    • der ABSCHIEDSGRUSS (AIS 739 ADDIO!)
      • in der Verwendung asymmetrisch, gesprochene Alltagssprache (zum geschriebenen, stilisierten Gruß vgl. Lebsanft 1988)
      • formal auch symmetrisch, gelegentlich identische Formen für GRUSS und ABSCHIEDSGRUSS (z.B. ciao, P 173)

 

AIS 738, Legende

ABSCHIEDSGRUSS

AIS 739 ADDIO! – nordwestlicher Ausschnitt

Daten → relationale Datenbank

  • ergänzbar
  • analysierbar
  • gruppierbar (Typenbildung) usw.
  • konform mit den FAIR-Prinzipien (vgl. Krefeld/Lücke 2020a: Findable – Accessible – Interoperable – Reusable

 

auf interaktiven Sprachkarten dokumentiert

  • schnelle Erfassung der Verbreitung

AIS 739 ADDIO! – nordwestlicher Ausschnitt in der interaktiven Version von VerbaAlpina (interaktives Original)

 

hochgradig konventionalisierte Ausdrücke, aber deutlich mehr Variation beim ABSCHIEDSGRUSS als beim GRUSS

  • warum?
  • mehr (sprachlich implizite) Emotion (vgl. Pustka 2015, Kap. 2) hinter den konventionellen Ausdrücken

unterschiedliche Ausdrucksmöglichkeiten oft semantisch differenziert (Mehrfachbelegungen)

  • Datenlage: verlässlich, aber unvollständig

dokumentierte Parameter der Differenzierung (meine Hervorhebung; Th.K.):

    • die Vertrautheit der Person, von der man sich verabschiedet; vgl. den Kommentar zu
      P 159 (Isola Sant'Antonio) "1 bei Personen die man duzt, 2 bei Personen, die man mit Sie anredet";
      P 942 (Santo Lussurgiu) "Auch reγalaδíkke bei Personen, die man duzt, regalaδeɔkke bei Personen, die man mit Sie anredet";
    • das Alter der Person, die sich verabschiedet und der sprachlichen Form, die er benutzt; vgl. den Kommentar zu
      P 328 (Tramonti di Sotto) "nur Suj. braucht noch 2, er übersetzt ihn mit ‘con Dio’";
    • der soziale Status der implizierten Personen; vgl. den Kommentar zu
      P 246 (Bergamo) "2 zum Freund, 3 zum Vorgesetzten, sozial Höhergestellten";"
    • die (In)Formalität und Bedeutung der Situation; vgl. den Kommentar zu
      P 29 (Santa Maria, GR) "2 im Gespräch"
      P 542 (Montecatini) und P 550 (Castagneto Carducci) "2 wenn der Abschied für längere Zeit oder definitiv gilt";
      P 310 (Piazzola), wo neben den anscheinend synonymen Formen addio, ciao, allegri noch evviva ("wenn zwei aneinander vorübergehen" ) und zwei weitere Formen belegt sind  salute ("beim Begegnen") gebraucht werden.

2.1. Verbreitung

unterschiedlich weit verbreitet

    • manche grosso modo im gesamten Alpengebiet (so vor allem addio, ciao, salutare)
    • andere nur kleinräumig (so raccomandare, sani, tanquier (Germanismus, vgl. ahd. thankôn), vossignoria u.a.)
    • historische Karten hinterlegt, zugänglich auf der interaktiven Karte  über das Icon:

vgl. z.B. die Typen, sani, mandi ausschließlich in der Kirchenprovinz Aquileia 

 

2.2. Motivation

  • primäre Funktion: Ausdruck des Abschieds
  • sekundär: gute Wünsche, Ergebenheits- und Unterwerfungserklärungen

in historischer Perspektive drei Gruppen unterscheiden:

(1) christliche Tradition: die verabschiedete Person wird Gottes Schutz anempfohlen; der Karte am stärksten belegte Typ adieu / addio

  • eine Verkürzung des Ausdrucks vi raccomando / vi affido) a Dio 'ich empfehle Euch / ich vertraue Euch Gott an'; vgl. DELI, 19
  • alternative Kürzung im friaulischen Abschiedsgruß mandi aus (vi) raccomando (a Dio) vorliegen (friaulisch 1. Person Sg.  auf -i)
zugrunde liegender Ausdruck gebrauchte Kurzform
vi raccomando a Dio >mandi (Link)
> addio
  • vgl. bündnerromanische Verb pertgirar 'behüten, beschützen' (aus lat. percurare) in der ähnlichen Verbindung 'behüte Dich Gott!'
  • in zwei Orten Graubündens piatigot (vgl. bairisch pfüati 'behüte Dich Gott!'
    • Entlehnung Schweizerdeutsch → Romanisch
    • Abschiedsgrüße – Grüße überhaupt – schnell in andere Sprachen entlehnt
      • einer der beiden Orte mit dieser Entlehnung, Sils im Domleschg, inzwischen ganz zum Deutschen übergegangen
  • unabhängig von Sprachgrenzkonstellationen häufig Entlehnung von Grußformen
    • deu. hallo, eng. hello, span. hola usw.
    • südwestdeutsch/alemannisch sali (< fra. salut)
    • norddeutsch tschüs(s) bzw. rheinisch tschö (< fra. aus adieu ; vgl. DWDS, Link)
    • deu. ciao (vgl. DWDS, Link) aus ita. ciao

 

(2) ciao:  zweite Klasse, sozial motivierten Formen; ciao, venezianische Variante von ita. schiavo 'Sklave' (vgl. Canobbio 2011)

  • kulturgeschichtlich interessanten Entlehnungsweg, aus  byzantinisch-griechischen Σκλάβος 'Kriegsgefangener, Sklave', Rückbildung aus Σκλαβηνός (sklavinós) 'Slawe', Selbstbezeichnung der Slawen, mit denen die Byzantiner in fortwährende militärische Auseinandersetzungen verwickelt waren (vgl. FEW s.v. *slovēninŭ), daraus mittellateinische sclavus, in andere romanische und nicht romanische Sprachen vermittelt (vgl. zum Deu. DWDS, Link)
  • Unterwürfigkeitserklärung mit Sprecherreferenz
  • parallelel zu ciao süddeutsch / österreichisch servus, aus lateinisch servus 'Sklave' (vgl. Georges s.v. servus ; mit der habsburgischen Verwaltung in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie verbreitet (vgl. ungar. szervusz, rum. servus)
  • ähnlich motiviert wie ciao, aber appellativ an den Angesprochenen adressiert: piem. ceréa / seréya, wohl Kurzformen des Typs vossignoria (vostra signoria) 'Euere Herrschaft' (vgl. Nuovo De Mauro s.v. vossignoria)

 

(3) essentiell zwischenmenschliche Grüße, jenseits von Religion und gesellschaftlicher Hierarchie

  • der verabschiedeten Person etwas Gutes, vor allem Gesundheit wünschen
    • state bene ‘gehabt Euch wohl’
    • sani ‘(bleibt) gesund’, usw.
    • Hoffnung auf ein gemeinsames Wiedersehen: au revoir ‘bis zum Wiedersehen’,  arrivederci bis wir uns wiedersehen’
    • nicht belegt der Wunsch nach Frieden (vgl. hebr. schalom, arab. salām ‘Frieden, Wohlergehen, Unversehrtheit’)

elementaren Form: rein performativer Abschiedsgruß: ein Wort ohne andere Bedeutung

  • fra. saluer / it. salutare 'grüßen' usw.,  sowohl für den Begegnungs- als auch für den Abschiedsgruß

salutare2 v. tr. [lat. salūtare «augurare salute», der. di salus -utis «salute»]. – 1. a. Rivolgere a una persona, nell’incontrarla o nell’accomiatarsi da lei, gesti o parole di saluto [...] (Treccani)

  • aus lateinisch lat. salutare), delokutive Ableitung  aus lat. salus; 'Wohlbefinden'
    • Bezeichnung des Grüßens aus dem Inhalt des Wunsches ('Wohlbefinden'), der als Gruß geäußert wurde
    • jemandem Wohlbefinden zu wünschen = protypischer Abschiedsgruß
    • deu. grüßen  ausschließlich für den Begegnungsgruß; für den Abschiedsgruß kein performatives deu. Verb

 

nicht sprachliche Ausdrucksmittel des Grußes (Winken, Umarmen, Küssen usw.), die die den Sprechakt begleiten oder auch ersetzen können, auf der hier ausgewerteten Karte (AIS 739) nicht thematisiert

aber: selbstverständlich, vgl. rum. a săruta ‘küssen’ aus lat. salutare ‘grüßen’

 

3. Performative Aneignung

Fremdspracherwerb = eine Art von Aneignung (engl. appropriation), positive Teilnahme an einer Kulturtechnik und den damit verbundenen Werten

in diesem Sinn Klasse (3) performativ zum Abschied: portez-vous bien 'halten Sie sich gut (auf den Beinen)' und bleiben Sie allegri 'munter'!

"Every time we say goodby..." (Cole Porter; interpr. von Sarah Vaughan)


  1. Vgl. das Kapitelchen Les Adieux in Adorno 2003, 290 f.: "Der Abschied ist veraltet, [...] »O Abschied, Brunnen aller Worte«, aber er ist versiegt, und nichts kommt heraus als bye, bye oder ta, ta." 

  2. Für die Diskussion einiger Grußtypen danke ich Beatrice Colcuc. 


Bibliographie

  • AIS = Jaberg, Karl / Jud, Jakob (1928-1940): Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz, Zofingen, vol. 1-7
  • Adorno 2003 = Adorno, Theodor W. (2003 [1951]): Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben, Frankfurt am Main, Suhrkamp
  • Canobbio 2011 = Canobbio, Sabina (2011): Formule di saluto, in: Enciclopedia dell'Italiano. Link
  • DELI = Cortelazzo, Manlio/ Zolli, Paolo (1979): Dizionario etimologico della lingua italiana, Bologna, Zanichelli
  • DWDS = Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.) (2004-): Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin. Link
  • FEW = Wartburg, Walter (1922-1967): Französisches etymologisches Wörterbuch. Eine Darstellung des galloromanischen Sprachschatzes , Basel, vol. 20, Zbinden. Link
  • Georges = Georges, Heinrich (1913-1918): Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. Aus den Quellen zusammengetragen und mit besonderer Bezugnahme auf Synonymik und Antiquitäten unter Berücksichtigung der besten Hilfsmittel ausgearbeitet, Hannover, Hahnsche Buchhandlung. Link
  • Krefeld/Lücke 2020a = Krefeld, Thomas & Lücke, Stephan (2020): VerbaAlpina going FAIR – Was ein Projekt zu seiner Nachhaltigkeit beitragen kann (und was nicht), München. Link
  • Lebsanft 1988 = Lebsanft, Franz (1988): Studien zu einer Linguistik des Grusses - Sprache und Funktion der altfranzösischen Grussformeln, Tübingen, Niemeyer
  • McLuhan 1962 = McLuhan, Marshall: The Gutenberg Galaxy, London, Routledge & Kegan Paul
  • NavigAIS = Tisato, Graziano : NavigAIS. AIS Digital Atlas and Navigation Software, Padova, Istituto di Scienze e Tecnologie della Cognizione (ISTC) - Consiglio Nazionale delle ricerche (CNR). Link
  • Nuovo De Mauro = De Mauro, Tullio (2016): Il Nuovo de Mauro . Link
  • Pustka 2015 = Pustka, Elissa (2015): Expressivität. Eine kognitive Theorie angewandt auf romanische Quantitätsausdrücke, Berlin, Erich Schmidt

VerbaAlpina – Geolinguistica digitale della zona alpina (Zitieren)

Beatrice Colcuc


(2192 Wörter)

Presentazione di VerbaAlpina all'Università degli Studi di Udine, 31 ottobre 2022.


1. Il progetto VerbaAlpina

  • VerbaAlpina. Der alpine Kulturraum im Spiegel seiner Mehrsprachigkeit ('VerbaAlpina. L'area culturale alpina riflessa nel suo multilinguismo)
  • Atlante linguistico del territorio alpino
  • Finanziamento della Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG, Fondazione tedesca per la ricerca) dal 2014 come progetto a lungo termine (prospettiva fino al 2026)
  • Combinazione di linguistica e informatica nel quadro delle Digital Humanities
  • Cooperazione tra l'Istituto di Filologia Romanza e il Gruppo IT per le scienze umane (ITG) della LMU (Team)

2. VerbaAlpina: Studiare la complessità alpina

Studio del lessico dialettale delle tre famiglie linguistiche della regione alpina: romanza, germanica, slava (Romania alpina, Germania alpina, Slavia alpina). (Mappa interattiva)

2.1 Area di studio: la regione alpina

Area di ricerca di VerbaAlpina

  • Limitazione dell'area di studio: Perimetro della Convenzione delle Alpi
  • Convenzione delle Alpi: accordo internazionale (1995) tra gli 8 paesi alpini e l'UE per lo sviluppo sostenibile e la protezione delle Alpi
  • Superficie di 190.600 km2
  • include parti di 6 paesi diversi (D, A, CH, I, F, SLO) e 2 paesi completi (FL, MC)

2.2. Generalità dell'area alpina

  • 3 famiglie linguistiche rappresentate da continua dialettali
  • Gradi di frammentazione dialettale:
    • Romanza: molto frammentata
    • Germanica: abbastanza frammentata
    • Slava: poco frammentata
  • Le zone di distribuzione delle 3 famiglie linguistiche non possono essere limitate a stati specifici
  • Romanzo: varietà del continuum assegnabili a diverse lingue (francese, italiano, occitano, francoprovenzale, romancio, ladino e friulano)
  • Germanico: varietà alemanne e bavaresi, con alcune isole linguistiche walser e bavaresi antiche (cimbri) sul lato meridionale
  • Slavo: dialetti sloveni, usati anche nelle comunità italiane e austriache

I dialetti alpini sono:

  • storicamente primari, cioè originati nelle zone in cui sono parlati, solo successivamente sono stati coperti da lingue storicamente secondarie (poi standard)
  • usati localmente e all'orale

Lingue standard:

  • Uso a livello regionale / statale
  • Campo della scrittura, nei mass media
  • alfabetizzazione, comunicazione dei cittadini con l'amministrazione, produzione di testi letterari, ecc.
  • italiano, francese, tedesco, sloveno

Inoltre, presenza di lingue minori:

  • occitano
  • francoprovenzale/arpitano
  • romancio
  • ladino
  • friulano

cfr. minoranze linguistiche d'Italia

  • due livelli in scambio osmotico: i dialetti assorbono elementi dalle lingue standard e viceversa
  • i parlanti di alcune zone alpine parlano non solo una, ma due o tre lingue standard (e altrettanti dialetti)

2.3. Obiettivi di VerbaAlpina

  1. documentare aree di parole che spesso attraversano i confini di una delle tre famiglie linguistiche (geolinguistica interlinguistica)
  2. identificare le caratteristiche (soprattutto lessicali) comuni al di là dei confini individuali dei dialetti e delle lingue
  3. evidenziare i punti etnolinguistici in comune e le divergenze
  4. Superare la tradizionale limitazione degli stati-nazione

Esempi: lat. *excocta / butyrum

Cosa rende la regione alpina così interessante come area di studio?

  • ampia omogeneità etnografica e topografica (somiglianze geologiche, limitazione a singole forme economiche tradizionali)
  • forte eterogeneità linguistica (3 famiglie linguistiche, diverse lingue, grande diversità di dialetti)
  • zona di confine di diversi stati
  • rete relativamente densa di atlanti linguistici e dizionari

2.4. Domini concettuali

Lessico di:

Fase I: 10/14 -10/17, alpicoltura e lavorazione del latte

Fase II: 11/17-10/20, natura (formazioni paesaggistiche/meteorologia/fauna/flora)

Fase III: 11/20-10/23, vita moderna (ecologia/turismo)

Schema riassuntivo delle fasi progettuali di VerbaAlpina

  • I domini concettuali sono selezionati in base alla tradizione dell'etnolinguistica romanza
  • etnolinguistica = studio linguistico delle culture europee e non europee
  • La ricerca dialettologica nel senso di Cardona (Cardona 1995) è etnolinguistica quando i dati linguistici sono raccolti e analizzati in stretta connessione con la cultura quotidiana dei parlanti
  • nella tradizione romanza, la ricerca etnolinguistica è stata istituita dall'AIS (Atlante linguistico e tematico dell'Italia e della Svizzera meridionale)

Accesso ai domini concettuali attraverso:

Accesso ai tre domini concettuali attraverso la cartina interattiva

L'accesso ai domini concettuali attraveso la piattaforma di crowdsourcing

3. Dati

3.1. Atlanti e dizionari della regione alpina

La seguente cartina mostra le zone di rilevamento dei singoli atlanti e dizionari che coprono parti dell'area alpina:

Sprachatlanten und Wörterbücher im Alpenraum

Atlanti linguistici e dizionari nell'area alpina

Atlanti linguistici e dizionari nell'area alpina

3.1.1. Tipologia delle fonti

Gli atlanti linguistici utilizzati da VA come fonti di dati sono caratterizzati dalle seguenti caratteristiche:

  1. I dati ivi contenuti sono georeferenziabili: i comuni sono considerati come l'unità più piccola di riferimento
  2. Diverse famiglie linguistiche: romanza, germanica, slava
  3. Diverse tradizioni di ricerca (romanistica, germanistica, slavistica)

Atlanti linguistici romanzi

  • Mappe analitiche: le espressioni sono rese in maniera completa
  • Importanza della documentazione
  • Creazione di relazioni spaziali tra le fonti è lasciata al lettore
  • Sistema di trascrizione: Böhmer-Ascoli

Esempi: AIS map 1401, il fienile; ALF map 1, abeille

Atlanti linguistici germanici

  • Mappe sintetiche: le espressioni vengono sintetizzate e rese attraverso dei simboli
  • Le relazioni spaziali sono riprodotte sulla mappa
  • Sistema di trascrizione: Theutonista

Esempi:

VALTS IV, 36 1, Molke (Käsewasser)

VALTS IV, 36 1, Molke (Käsewasser) ('siero')

TSA, Karte 16, das Wetter

TSA, Karte 16, das Wetter (il meteo)

SLA: Atlante linguistico sloveno

vedi atlanti germanici

SLA, Karte 55, hlev za krave 'der Stall'

SLA, Karte 55, hlev za krave 'la stalla'

4. Diverse focus di interesse

  • BSA (Bayerischer Sprachatlas) / ALD-I e ALD-II (Atlant linguistich dl ladin dolomitich y di dialec vejins; Atlante linguistico del ladino dolomitico e dei dialetti adiacenti) non contengono nessuna mappa (o pochissime) relative a concetti fondamentali come CASARO, MUNGERE, CAGLIO, PASTORE ecc.
  • L'AIS (Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz), invece, contiene molte carte su concetti etnografici e anche disegni di oggetti tipici alpini come la cartina1206, la zangola.

3.2. Crowdsourcing

Definizione:

"Crowdsourcing ist eine interaktive Form der Leistungserbringung, die kollaborativ oder wettbewerbsorientiert organisiert ist und eine große Anzahl extrinsisch oder intrinsisch motivierter Akteure unterschiedlichen Wissensstands unter Verwendung moderner IuK-Systeme auf Basis des Web 2.0 einbezieht." (Traduzione italiana: Il crowdsourcing è una forma interattiva di fornitura di servizi organizzata in modo collaborativo o competitivo che coinvolge un gran numero di attori motivati estrinsecamente o intrinsecamente di diversi livelli di conoscenza che utilizzano i moderni sistemi informatici basati sul Web 2.0) Martin/Lessmann/Voß 2008

  • Crowdsourcing di VerbaAlpina: i parlanti di un dialetto alpino vengono contattati direttamente e chiamati a fornire parole dialettali
  • Parallelamente alle fonti di dati stampati o digitali (vedi sopra), VerbaAlpina raccoglie nuovi dati provenienti dai parlanti di un dialetto alpino attraverso lo strumento di crowdsourcing

Obiettivi del crowdsourcing (Link alla piattaforma):

  1. bilanciare le incoerenze tra le fonti già disponibili
  2. eliminare le lacune o le imprecisioni
  3. marcare termini obsoleti come tali

Visualizzazione dei contributi crowd

  • simboli rotondi blu: luoghi dai quali VerbaAlpina ha registrato parole dialettali provenienti da crowd, la cifra indica il numero delle parole ricevute
  • Statistica Live 

3.3. Riassunto

  • Eterogeneità dei dati
  • Scopo: struttura
  • Principio: semplificare il confronto tra i dati e le fonti

4. Elaborazione dei dati

Tre fasi principali, ma:

Problema: acquisizione di dati specificamente da atlanti linguistici

Sistemi di trascrizione usati negli atlanti linguistici (per esempio AIS: Böhmer-Ascoli) non sono sempre codificati in Unicode (quindi non è sempre possibile rilevare con OCR)

Soluzione:

4.1. Trascrizione

  • Prima fase dell'omogeneizzazione dei dati
  • VerbaAlpina utilizza il BetaCode (sistema di trascrizione elaborato dal Thesaurus Linguae Graecae).
  • Regole di trascrizione: ad ogni carattere specifico di ogni atlante corrisponde uno o più caratteri ASCII

Tool

Sistema di trascrizione di VerbaAlpina

  • Dati crowd non vengono trascritti

La tabella seguente mostra i dati nella tabella Aeusserungen (espressioni, parole grezze)

4.2. Tokenizzazione

  • I dati linguistici trascritti (oppure i dati dal crowd) vengono segmentati in token
  • I token vengono convertiti in IPA

Il processo di tokenizzazione funziona come segue:

Forma in Beta Code Forma in IPA CONCETTO
una1 mu:g/a1 da1 va/c)/ unɑ myʤɑ dɑ vˡaʨ MANDRIA DI MUCCHE
Tokenizzazione
una1 unɑ ARTICOLO
mu:g/a1 myʤɑ MANDRIA
da1 PREPOSIZIONE
va/c)/ v ˡaʨ MUCCA
  • Tool per la tokenizzazione (Id_stimulus 1550)

4.3. Tipizzazione

  • Uno dei compiti centrali di VerbaAlpina
  • Raggruppamento di attestazioni linguistiche secondo le caratteristiche linguistiche
  • Scopo della tipizzazione: strutturare la varietà delle varianti linguistiche in modo gestibile
  • Definizione di "tipo morfo-lessicale": classe di espressioni linguistiche / rappresentante di un gruppo di varianti fonetiche
  • Le attestazioni linguistiche che condividono le seguenti proprietà, sono raggruppate sotto lo stesso tipo morfo-lessicale:
    1. Famiglia linguistica
    2. Categoria grammaticale
    3. Affissazione
    4. Genere
    5. Tipo di base lessicale
Token kˈaːvra kabrˈuŋ kavrˈɛt kawrˈɛt
Famiglia linguistica roa roa roa roa
Categoria grammaticale sub sub sub sub
Affisso - + + +
Genere f m m m
Tipo morfo-lessicale capra caprone capretto capretto
Tipo di base lat. capra lat. capra lat. capra lat. capra
  • La forma di un tipo morfo-lessicale è rappresentata dai lemmi dei dizionari di riferimento:
    • Gruppo germanico/slavo: solo una lingua standardizzata (tedesco e sloveno)
    • Gruppo romanzo: tutti i tipi morfo-lessicale sono rappresentati dalle forme standard francesi e italiane, se disponibili (beurre/burro; lait/latte ecc.); altrimenti, si prende solo una delle due forme (italiano O francese), come nel caso di ricotta; se non esiste una variante del tipo in nessuna delle due lingue romanze di riferimento, si usa la voce di un dizionario dialettale (BLad, LSI ecc.);
    • Nel caso non siano disponibili voci adatte nei dizionari di riferimento, VerbaAlpina propone un tipo morfo-lessicale proprio.
  • Tipo di base: la prima forma storicamente attestata di quel tipo ((≅ etimo, ma l'etimo si riferisce allo strato linguistico immediatamente precedente)

5. Accesso ai dati

5.1. Mappa interattiva

5.2. LexiconAlpinum

Link

  • Elenco in ordine alfabetico di tipi morfo-lessicali, tipi di base e concetti raccolti da VerbaAlpina
  • Commenti linguistici: in caso di informazioni insufficienti nei dizionari di riferimento o per concetti centrali come FORMAGGIO, BURRO, CASCINA DI MONTAGNA, ecc.
  • Varie opzioni tramite icone:
    • Visualizzare i dati sulla mappa interattiva
    • Citare la voce (attraverso il link diretto)
    • Cliccando su "dati" si accede a tutte le informazioni raccolte nella finestra informativa della mappa interattiva (link agli articoli corrispondenti nei dizionari di riferimento, link all'elemento Wikidata, ecc.)
  • Obiettivo: contestualizzare lessicograficamente ed enciclopedicamente il materiale VA
  • Esempio: Anke (gem m.)

5.3. API

  • API: "application programming interface" ‚interfaccia di programmazione di un'applicazione'
  • API di VerbaAlpina

6. I principi FAIR

Dati di ricerca devono essere FAIR:

  • F_indable (ritrovabile)
  • A_ccessible (accessibile)
  • I_nteroperable (interoperabile)
  • R_eusable (riutilizzabile)

--> principi postulati da Wilkinson 2016 come principi guida per la gestione di dati scientifici

Dati di ricerca sono...

F_indable --> tramite cataloghi di biblioteche e aggregatori di dati

A_ccessible --> tramite licenze open access

I_nteroperable --> attraverso la compatibilità dei database e la loro interconnessione

R_eusable --> risulta da F, A, I

6.1. Cosa fa il progetto VerbaAlpina per rendere i suoi dati FAIR

F_indable

Cooperazione con la Biblioteca Universitaria dell'Università di Monaco (i dati di VerbaAlpina sono disponibili su UB Discover, versione 19/1 + 19/2) e i due progetti che si occupano della gestione dei dati di ricerca "e-humanities-interdisziplinär" (fino al 2021) e "GeRDI" (Generic Research Data Infrastructure) (fino al 2019)

A_ccessible

Licenza Creative Commons (compatibile con open access e open source) per tutti i dati gestiti da VerbaAlpina (fino alla versione 18/1: CC BY SA 3.0, dalla versione 18/2: CC BY SA 4.0)

I_nteroperable

  • attraverso una granulazione fine dei dati tramite
    - elaborazione strutturata dei dati (trascrizione, tokenizzazione, tipizzazione)
    - assegnazione di dati normativi (Q-ID, L-ID, GND, GeoNames ecc.)
    - arricchimento con metadati in formato DataCite e CIDOC CRM
    - assegnazione di identificatori persistenti (per esempio DOI, Digital Object Identifiers)
  • accesso a dati primari e metadati (tramite mappa interattiva, Lexicon Alpinum, API)

R_eusable

risulta da F, A, I

  • i requisiti di F, A, R mirano a essere sia human readable (leggibili dall'uomo) che machine readable (leggibili dalla macchina) --> si applicano alla comunicazione uomo-macchina-uomo e alla comunicazione macchina-macchina
  • I --> si applica solo alla comunicazione macchina-macchina, MA: è fondamentale per il progresso della ricerca

6.1.1. Interoperabilità: Assegnazione di dati normativi

Dati normativi creati da VerbaAlpina

Per le 3 entità principali

- tipi morfo-lessicali: L
- concetti: C
- comuni: A

Per esempio:

L1435, „babeurre (m.) (roa.)“
C612, „ALMHÜTTE“ (baita)
A60171, „Sils in Engadin/Segl“

Identificatori persistenti di istituzioni esterne (basi di conoscenza (knowledge bases), banche dati che contengono dati normativi, dizionari di riferimento)

  • Q-IDs di Wikidata (per concetti), in parte anche L-IDs di Wikidata (per tipi morfo-lessicali)
  • in parte i cosiddetti GND della Biblioteca Nazionale Tedesca (per i concetti) (Gemeinsame Normdatei, file standard comune)
  • GeoNames di www.geonames.org (per comuni)
  • Codici ISO 639-3 (per lingue)
  • Identificatori di dizionari di riferimento (per tipi morfo-lessicali + tipi di base)
  • DOIs (Digital Object Identifiers, assegnato ad ogni singolo dato)

 


Bibliographie

  • AIS = Jaberg, Karl / Jud, Jakob (1928-1940): Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz, Zofingen, vol. 1-7
  • Cardona 1995 = Cardona, Giorgio Raimondo (1995): La foresta di piume. Manuale di etnoscienza, Roma, Bari, Laterza
  • Martin/Lessmann/Voß 2008 = Martin, Nicole/ Lessmann, Stefan/ Voß, Stefan (2008): Crowdsourcing: Systematisierung praktischer Ausprägungen und verwandter Konzepte, Berlin, in: Bichler, Martin: Multikonferenz Wirtschaftsinformatik 2008, GITO-Verlag. Link
  • Wilkinson 2016 = Wilkinson, M. D. et al. (2016): The FAIR Guiding Principles for scientific data management and stewardship, in: Scientific Data 3:160018. Link

Mit Sklaven, Göttern, Munterkeit – Wie man sich (auf Italienisch) so verabschieden kann (Zitieren)

Thomas Krefeld
Schlagwörter: AIS , Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz , DH , Digital Humanities , Geolinguistik , Grußwort , Philologie , Pragmatik

(2650 Wörter)

 

Dieser Beitrag wurde anlässlich der Abschiedsvorlesung des Verfassers geschrieben (LMU München, 2.11.2022).

1. Sozialisation und Interesse

Nach 27 Jahren darf man in die Kiste der Moralisten greifen; allerdings möchte ich nicht gleich die französische Klassik bemühen – bei François de La Rochefoucauld findet sich ja bekanntlich eine Maxime für jeden Zweck – , sondern zu den Frankfurtern gehen, nicht zu Adorno und den Minima moralia 1, sondern zu den Maxima  der Neuen Frankfurter Schule, genauer zu F.W. Bernstein, der uns den folgenden Sinnspruch mitgegeben hat:

(Textquelle <F.W. Bernstein, Hintergrundbild)

Meine größte Kritikerin ist meine Frau Nora, denn sie hat auch Romanistik und Germanistik studiert und weiß, wovon sie spricht. Ihre Fundamentalkritik lautet: Ihr macht doch immer nur dasselbe. Das stimmt natürlich. Gemeint ist damit  in meinem Fall speziell die Dialektologie, die mich in der Tat seit je sehr stark interessiert hat. Aber die ganze Wahrheit  steckt in der Kritik nun doch nicht, da ich dreimal wissenschaftlich sozialisiert worden bin:

  1. während des Studium und bis zur Promotion in Freiburg;
  2. während der Lehre und bis zur Habilitation in Mainz;
  3. durch Projektkooperation und bis heute hier in München.

Ich bin also von der Johannes Gutenberg-Universität  zur Universität München gewechselt, die zwar nicht Tim Berners-Lee-Universität heißt, die aber im Hinblick auf die Entwicklung, die ich hier genommen habe, eigentlich genauso heißen sollte. Denn inzwischen bin ich zutiefst davon überzeugt, dass für die Publikation und Analyse des Wissens das Internet genutzt werden sollte – und nicht mehr Gutenbergs Druck papierener Bücher. Früher wurden die Ergebnisse der Forschung als Objekt in die Bibliothek gestellt; heute holen wir die Bibliotheken in die  Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung (durch virtuelle Einbindung).

Vor diesem Hintergrund hat sich nun auch die Art und Weise, wie man sich mit Dialekten und empirischen sprachlichen Daten überhaupt befassen muss, grundsätzlich und wirklich radikal geändert.  Die Sprachwissenschaften bewegen sich in die Digital Humanities, und genau dort – jenseits der Gutenberg-Galaxis (vgl. McLuhan 1962) – sind wir mit unseren Münchner Projekten seit wenigen Jahren angekommen.  Daher, so lautet die zum Anlass passende Botschaft, kann ich mich hier und heute entspannt  aus der Lehre verabschieden. Was das bedeutet zeigt sich im Folgenden, ohne dass ich ins Detail zu gehen brauche.

2. Abschiedsgrüße aus der italienischen  und rätoromanischen Dialektlandschaft2

Eine bedeutende und alles andere als vollständig ausgewertete Quelle der traditionellen Dialektforschung sind die so genannten Sprachatlanten; der Prototyp, der Sprach- und Sachatlas Italiens (AIS, digital als NavigAIS) ist dem Italienischen und Rätoromanischen gewidmet. Er umfasst 1681 Karten und 20 Konjugationstabellen aus den lokalen Dialekte von 416 Orten. Die Karten sind überwiegend dem Wortschatz und einigen grammatischen Formen (der Morphologie) gewidmet. Einzelne dokumentieren aber auch ritualisierte Verwendungen aus dem Bereich der Pragmatik, wie zum Beispiel den GRUSS (AIS 738 BUON GIORNO!) und insbesondere den ABSCHIEDSGRUSS (AIS 739 ADDIO!). Obwohl die Daten mit einem Fragebuch erhoben wurden, repräsentieren sie die gesprochene Alltagssprache; sie unterscheiden sich daher grundsätzlich von den Grüßen der geschriebenen Sprache (vgl. dazu Lebsanft 1988), die in weitaus stärkerem Maße einer bewusster Stilisierung unterliegen.3

Zwischen dem gesprochenen GRUSS und ABSCHIEDSGRUSS besteht in mehrfacher Hinsicht eine deutliche Asymmetrie, wie bereits aus der Legende zu AIS 738 hervorgeht: Pragmatisch gesehen wird der GRUSS keineswegs überall explizit formuliert und darüber hinaus finden sich viel weniger Varianten in der Formulierung. Die Asymmetrie wurde den Autoren des Atlas offensichtlich erst durch die Erhebung bewusst. In rein formaler Hinsicht deutet sich allerdings insofern auch Symmetrie an, als gelegentlich identische Formen für beide Funktionen verwendet werden (z.B. ciao, P 173).

AIS 738, Legende

Hier beschäftigt uns jedoch der deutlich interessantere ABSCHIEDSGRUSS. Auf der eigentlichen Karte sieht man das Netz der Erhebungsorte (rote Ziffern) und daneben den jeweils erhobenen Sprachbeleg.

AIS 739 ADDIO! – nordwestlicher Ausschnitt

Eine digitale Version derselben Karte existiert im NavigAIS; sie wird im folgenden eingeblendet. Wie man sieht leistet sie jedoch keine strukturierte Erfassung der sprachlichen Daten:

Im Gegensatz zum NavigAIS wurden im Projekt VerbaAlpina die sprachlichen Daten einer Auswahl von Karten in tiefenstrukturierter Weise in eine relationale Datenbank überführt, so dass sie durch neue Daten ergänzt, weitergehend analysiert und erschlossen werden können: Die von uns retrodigitalisierten Daten entsprechen – mit anderen Worten – den FAIR-Kriterien (vgl. Krefeld/Lücke 2020a). Nach der Digitalisierung, die im Fall dieser Art von Sprachkarten weitestgehend manuell erfolgen muss, präsentiert sich etwa der nordwestliche Ausschnitte aus AIS 739 nun so, dass die Verbreitung zusammengehöriger Formen vom Nutzer schnell erfasst werden kann:

AIS 739 ADDIO! – nordwestlicher Ausschnitt in der interaktiven Version von VerbaAlpina (interaktives Original)

Hier eine direkte Einblendung derselben Karte:

Sowohl für den GRUSS  wie für den ABSCHIEDSGRUSS werden in aller Regel hochgradig konventionalisierte Ausdrücke gebraucht, es handelt sich ja ebenso frequente wie stereotype Situationen. Warum also zeigt sich im Fall des  ABSCHIEDSGRUSSES soviel mehr Variation? Vorbehaltlich einer genaueren Untersuchung lässt sich vermuten, dass die ganz konventionelle Formulierung im Fall des Abschieds mit eine stärkeren (sprachlich impliziten) Emotion (vgl. Pustka 2015, Kap. 2) verbunden ist.

Die vom AIS gelieferten Daten sind zweifellos verlässlich, aber unvollständig. Es ist damit zu rechnen, dass zwischen den unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten (den Varianten) semantische Unterschiede bestehen; sie wurden jedoch nicht systematisch abgefragt und nur gelegentlich spontan von den Informant:innen geäußert und notiert, wie aus der Legende hervorgeht. Diese Orte mit entsprechenden Kommentaren liegen zwar nicht alle im Alpengebiet, aber die Bemerkungen sind durchaus verallgemeinerungsfähig. Folgende Parameter zur eventuellen Differenzierung des Abschiedsgrußes lassen sich ableiten:

    • die Vertrautheit der Person, von der man sich verabschiedet; vgl. den Kommentar zu
      P 159 (Isola Sant'Antonio) "1 bei Personen die man duzt, 2 bei Personen, die man mit Sie anredet";
      P 942 (Santo Lussurgiu) "Auch reγalaδíkke bei Personen, die man duzt, regalaδeɔkke bei Personen, die man mit Sie anredet";
    • das Alter der Person, die sich verabschiedet und der sprachlichen Form, die er benutzt; vgl. den Kommentar zu
      P 328 (Tramonti di Sotto) "nur Suj. braucht noch 2, er übersetzt ihn mit ‘con Dio’";
    • der soziale Status der implizierten Personen; vgl. den Kommentar zu
      P 246 (Bergamo) "2 zum Freund, 3 zum Vorgesetzten, sozial Höhergestellten";"
    • die (In)Formalität und Bedeutung der Situation; vgl. den Kommentar zu
      P 29 (Santa Maria, GR) "2 im Gespräch"
      P 542 (Montecatini) und P 550 (Castagneto Carducci) "2 wenn der Abschied für längere Zeit oder definitiv gilt";
      P 310 (Piazzola), wo neben den anscheinend synonymen Formen addio, ciao, allegri noch evviva ("wenn zwei aneinander vorübergehen" ) und zwei weitere Formen belegt sind  salute ("beim Begegnen") gebraucht werden.2.1. Verbreitung

Die dokumentierten Typen sind in ganz unterschiedlicher Ausdehnung verbreitet; manche finden sich grosso modo im gesamten Gebiet (so vor allem addio, ciao, salutare), andere sind dagegen nur kleinräumig anzutreffen (so raccomandare, sani, tanquier4, vossignoria u.a.). Nützlich für das Verständnis der verbreitung eines Form kann es sein, als Layer eine historische Karte zu unterlegen; diese Option bietet VerbaAlpina ebenfalls; dazu muss der auf der interaktiven Kafrte das folgende Icon angeklickt werden:

Die Verbreitung soll jedoch hier nicht weiter kommentiert werden. Wir wollen uns vielmehr auf die Motivation der Formeln konzentrieren.

2.2. Motivation

Die dokumentierten Grußformeln haben zwar alle die Funktion den Abschied auszudrücken, aber viele von ihnen übermitteln zudem andere Informationen, meistens gute Wünsche, die man der Person, von der man sich verabschiedet, mit auf den Weg gibt, oder aber Ergebenheits- und Unterwerfungserklärungen. Diese  Motivation der Grußformeln lässt sich oft nur noch mit ein wenig Recherche rekonstruieren: Für die Sprecher:innen selbst sind sie wohl oft ganz oder teilweise unmotiviert geworden und auf den Vollzug des Abschiedsrituals reduziert. Aber in historischer Perspektive lassen sich drei Motivationsgruppen unterscheiden.

(1) Eine erste Klasse ist aus der christlichen Tradition des Untersuchungsraums hervorgegangen; in diesen Abschiedsgrüßen wird die verabschiedete Person Gottes Schutz anempfohlen. Zu dieser Gruppe gehört der auf der Karte am stärksten belegte Typ adieu / addio. Der DELI, 19 weist darauf hin, dass es sich um eine Verkürzung des Ausdrucks (vi raccomando / vi affido) a Dio 'ich empfehle Euch / ich vertraue Euch Gott an') handelt. Eine alternative Kürzung um den zweiten Teil könnte im friaulischen Abschiedsgruß mandi aus (vi) raccomando (a Dio) vorliegen, denn im Friaulischen endet die erste Person auf -i.

zugrunde liegender Ausdruck gebrauchte Kurzform
vi raccomando a Dio > mandi
> addio

Auch das bündnerromanische Verb pertgirar 'behüten, beschützen' ist in der ähnlichen Verbindung 'behüte Dich Gott!' belegt. Semantisch genauso motiviert ist ferner der nur in zwei Orten Graubündens belegte Typ piatigot, in dem jemand aus Bayern oder Österreich leicht das bairische pfüati ('behüte Dich Gott!') wiedererkennt. Es handelt sich in Graubünden jedoch um eine Entlehnung aus dem Schweizerdeutschen ins Romanische; überhaupt darf man sagen, dass Abschiedsgrüße – wie im Übrigen Grüße überhaupt – schnell in andere Sprachen entlehnt werden. Man beachte, dass einer der beiden Orte, wo diese Entlehnung belegt ist, Sils im Domleschg, inzwischen den Sprachwechsel zum Deutschen vollzogen hat.

Aber auch unabhängig von dergleichen Sprachgrenzkonstellationen ist die Entlehnung von Grußformen weit verbreitet; man denke an den in vielen Sprachen verbreitetetn Typ von deu. hallo (en. hello, span. hola usw.; DWDS, Link), südwestdeutsch/alemannisch sali (< fra. salut), norddeutsch tschüs(s) bzw. rheinisch tschö (< fra. aus adieu ; vgl. DWDS, [[Link) oder aber an das rezente ciao (vgl. DWDS, [[Link), das sich aus dem Italienischen heraus verbreitet.

(2) Mit diesem italienischen Abschiedsgruß sind wir in der zweiten Klasse, der Gruppe der sozial motivierten Formen, angelangt. Der Typ ciao geht wohl auf eine venezianische Variante von ita. schiavo 'Sklave' zurück (vgl. Canobbio 2011). Das Wort hat einen kulturgeschichtlich interessanten Entlehnungsweg hinter sich, der unmittelbar zum byzantinisch-griechischen Σκλάβος 'Kriegsgefangener, Sklave' führt. Das Wort wird als Rückbildung aus Σκλαβηνός (sklavinós) 'Slawe' interpretiert, der Selbstbezeichnung der Slawen, mit denen die Byzantiner in fortwährende militärische Auseinandersetzungen verwickelt waren (vgl. FEW s.v. *slovēninŭ). Über die mittellateinische Form sclavus ist es auch in andere romanische und nicht romanische Sprachen vermittelt worden (vgl. zum Deu. DWDS, [[Link).

Die sich verabschiedende Person versichert also die Person, von der sie sich verabschiedet, ihrer Unterwürfigkeit, jedenfalls solange, wie die Ausgangsbedeutung 'Sklave' noch existierte. Damit entspricht ciao! semantisch genau dem süddeutschen / österreichischen servus!, das ja in der lateinischen Grundform ebenfalls soviel wie 'Sklave' bedeutet (vgl. Georges s.v. servus). Mit der habsburgischen Verwaltung hat sich dieser Gruß weithin im Gebiet der Österreichisch-Ungarischen Monarchie verbreitet und wurde in andere Sprache entlehnt (vgl. ungar. szervusz, rum. servus).

Ähnlich motiviert sind die beiden Belege von piem. ceréa / seréya, die wohl als Kurzformen des Typs vossignoria (vostra signoria) 'Euere Herrschaft' (vgl. Nuovo De Mauro s.v. vossignoria) zu verstehen sind.5

(3) Ferner gibt es als dritte Klasse die essentiell zwischenmenschlichen Grüße, jenseits von Religion und gesellschaftlicher Hierarchie. Sie bestehen oft ebenfalls darin, der verabschiedeten Person etwas Gutes, vor allem Gesundheit zu wünschen state bene 'gehabt Euch wohl', sani '(bleibt) gesund', usw. Die sich verabschiedende Person kann sich jedoch auch in den Wunsch einschließen indem man die Hoffnung auf ein gemeinsames Wiedersehen ausdrückt (au revoir 'bis zum Wiedersehen',  arrivederci 'bis wir uns wiedersehen') oder indem das Verb salutare in der ersten Person Plural gebraucht wird ('wir grüßen'; P 846, 875, 896).

In ihrer elementaren Form vollzieht man den Abschiedsgruß jedoch rein performativ, indem man ein Wort ausspricht, das keinerlei andere Bedeutung hat.  Dies leistet in den rom. Sprachen der Typ fra. saluer / it. salutare 'grüßen' usw., der übrigens sowohl für den Begegnungs- als auch für den Abschiedsgruß steht:

salutare2 v. tr. [lat. salūtare «augurare salute», der. di salus -utis «salute»]. – 1. a. Rivolgere a una persona, nell'incontrarla o nell'accomiatarsi da lei, gesti o parole di saluto [...] (Treccani)

Auch das lateinisches Ursprungsverb des Typs fra. saluer / it. salutare hatte bereits beide Bedeutungen (vgl. lat. salutare). Dieses Verb ist eine delokutive Ableitung  aus lat. salus; 'Wohlbefinden': Offensichtlich wurde die Bezeichnung des Grüßens aus dem Inhalt des Wunsches ('Wohlbefinden') abgeleitet, der als Gruß geäußert wurde. Jemandem Wohlbefinden zu wünschen erweist also gewissermaßen  als protypischer Abschiedsgruß.

Im Unterschied zum rom. Typ kann deu. grüßen  dagegen ausschließlich für den Begegnungsgruß gebraucht werden; für den Abschiedsgruß gibt es gar kein performatives Verb.

Man beachte schließlich, dass die nicht sprachlichen Ausdrucksmittel des Grußes (Winken, Umarmen, Küssen usw.), die den Sprechakt begleiten oder auch ersetzen können, auf der hier ausgewerteten Karte (AIS 739) nicht thematisiert werden; ihre Selbstverständlichkeit zeigt sich sprachlich zum Beispiel in der Tatsache, dass die rum. Entwicklung von lat. salutare, rum. a [[săruta
|https://dexonline.ro/definitie/s%C4%83ruta]] nicht mehr ‘grüßen’, sondern ‘küssen’ bedeutet.

3. Performative Aneignung

Jeder Fremdspracherwerb, den wir alle vollkommen zu Recht für einen großen Wert halten, ist eine Art von intellektueller und kultureller Aneignung (engl. appropriation), die aber gerade nicht im ideologisch verengten Sinne einer destruktiven Enteignung zu sehen ist, sondern als positive Teilnahme an einer Kulturtechnik und den damit verbundenen Werten. Genau in diesem Sinn möchte ich mir nun abschließend die in Klasse (3) präsentierten Grüße und Wünsche zu eigen machen und ihnen performativ mitgeben: portez-vous bien 'halten Sie sich gut (auf den Beinen)' und bleiben Sie allegri 'munter'!


  1. Vgl. das Kapitelchen Les Adieux in Adorno 2003, 290 f.: "Der Abschied ist veraltet, [...] »O Abschied, Brunnen aller Worte«, aber er ist versiegt, und nichts kommt heraus als bye, bye oder ta, ta." – Diese kulturpessimistisch verengte Sicht wird der anthropologischen und interkulturell weithin selbstverständlichen Bedeutung des Abschieds nicht gerecht. 

  2. Für die Diskussion einiger Grußtypen danke ich Beatrice Colcuc und Noemi Piredda. 

  3. Einen Überblick über die italienischen Grußformeln gibt Canobbio 2011

  4. Bei diesem Wort scheint es sich um einen Germanismus zu handeln, der etymologisch zu deu. danken, eng. to thank usw. gehört; die Bedeutung ‘Abschiedsgruß’ passt zur Bedeutung  'sich gegen jmdn. freundlich erzeigen, jmdm. Wohlwollen erweisen, jmdm. willfahren', die vom AWB an erster Stelle für ahd. thankôn genannt wird; Link

  5. Für diesen Hinweis danke ich Gianmario Raimondi. 


Bibliographie

  • AIS = Jaberg, Karl / Jud, Jakob (1928-1940): Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz, Zofingen, vol. 1-7
  • AWB = Karg-Gasterstädt, Elisabeth / Frings, Theodor (1952-): Althochdeutsches Wörterbuch. Auf Grund der von Elias v. Steinmeyer hinterlassenen Sammlungen im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Lepzig. Link
  • Adorno 2003 = Adorno, Theodor W. (2003 [1951]): Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben, Frankfurt am Main, Suhrkamp
  • Canobbio 2011 = Canobbio, Sabina (2011): Formule di saluto, in: Enciclopedia dell'Italiano. Link
  • DWDS = Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.) (2004-): Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin. Link
  • FEW = Wartburg, Walter (1922-1967): Französisches etymologisches Wörterbuch. Eine Darstellung des galloromanischen Sprachschatzes , Basel, vol. 20, Zbinden. Link
  • Georges = Georges, Heinrich (1913-1918): Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. Aus den Quellen zusammengetragen und mit besonderer Bezugnahme auf Synonymik und Antiquitäten unter Berücksichtigung der besten Hilfsmittel ausgearbeitet, Hannover, Hahnsche Buchhandlung. Link
  • Krefeld/Lücke 2020a = Krefeld, Thomas & Lücke, Stephan (2020): VerbaAlpina going FAIR – Was ein Projekt zu seiner Nachhaltigkeit beitragen kann (und was nicht), München. Link
  • Lebsanft 1988 = Lebsanft, Franz (1988): Studien zu einer Linguistik des Grusses - Sprache und Funktion der altfranzösischen Grussformeln, Tübingen, Niemeyer
  • McLuhan 1962 = McLuhan, Marshall: The Gutenberg Galaxy, London, Routledge & Kegan Paul
  • NavigAIS = Tisato, Graziano : NavigAIS. AIS Digital Atlas and Navigation Software, Padova, Istituto di Scienze e Tecnologie della Cognizione (ISTC) - Consiglio Nazionale delle ricerche (CNR). Link
  • Nuovo De Mauro = De Mauro, Tullio (2016): Il Nuovo de Mauro . Link
  • Pustka 2015 = Pustka, Elissa (2015): Expressivität. Eine kognitive Theorie angewandt auf romanische Quantitätsausdrücke, Berlin, Erich Schmidt

Partielle Transkription des Vortrags „Offene Lizenzen – ein Werkstattbericht zu den rechtlichen Herausforderungen im Jahr 2015“ von Thomas Hartmann (Zitieren)

Stephan Lücke


(1155 Wörter)

Transkription von Hartmann 2015

Rot = fehlende […] oder womöglich falsche (?) Transkriptionspassagen

>> Minute 13:06
Das Problem besteht mit diesen beiden Lizenzbedingungen, die insbesondere im geisteswissenschaftlichen Bereich – aber auch sonst – von allen Beteiligten aus verschiedenen Motiven heraus […]. Nämlich: Intuitiv sagen viele „wir wollen eine wirtschaftliche Nachnutzung erlauben“ und zweitens „wir wollen auch eine Bearbeitung erlauben“. Erstens: Sie sehen, es ist nicht compliant zu Open Access im Rahmen der Berlin Declaration. Das heißt, wenn Sie Förderplätze, Fördergeber, Publikationsfonds, was auch immer haben und ich wäre derjenige, der das juristische Assessment zu machen hat, ob Sie sich an die Vorgabe halten Relativ einfache […]: Nein, sie halten sich nicht daran. Also kein Open Access. Weder Open Access mehr als Zugang, sondern Zugang und umfassende Nachnutzungsmöglichkeiten. Das ist die eine Regelung. Jetzt mag’s da trotzdem Zusammenhänge geben, wo Sie aus hoffentlich guten Gründen diese NC/ND-Klausel wählen und dann wär‘s ja mein Job zu sagen „die funktionieren“ und ich kann Ihnen sagen, es ist in der Juristerei ein ganz großes Problem und ich habe Ihnen dazu einen sehr aktuellen und spannenden Fall mitgebracht: Da geht es darum, dass das Deutschlandradio, ich wiederhole, das Deutschlandradio, von Flickr ein Foto genommen hat, um damit einen Textbeitrag auf deutschlandradio.de zu illustrieren. Dieses Foto war lizenziert unter CC BY NC (Non Commercial, NC). Vielleicht können wir auch gleich eine Abstimmungs-Probe machen? Das Deutschlandradio, macht das eine kommerzielle Nutzung? Wer meint „ja“, den bitte ich, sich jetzt zu melden. Das Deutschlandradio. Wer sagt „nein, das Deutschlandradio macht keine kommerzielle Nutzung?“ […] Um es kurz zu machen: Ich weiß es auch nicht, ja. Und jetzt kommt’s noch schlimmer: Im Universitätsalltag und selbst bei Max Planck – die ja […] 100% öffentlich finanziert sind, wir sind laufend in Partnerschaften, Fördervereinen usw. und ich kann Ihnen nicht sagen „wo beginnen kommerzielle Nutzungen, wo enden die?“ Wo ich aus Verlagssicht – und das hört man, wenn man bei Anhörung des deutschen Bundestags ist – ausgesprochen und unausgesprochen immer wieder: Wovor haben Rechteinhaber/Verleger regelmäßig Sorge? In Wahrheit nicht vor den Fördervereinen, sondern vor…Den Internetgiganten! Ja, also Google und Co. als kommerzielle Nutzungen. Das ist die Sorge von auch Verlagsverbänden/Rechteinhabern, aber die Be..duldungen?, die hier gebracht werden, die sind kaum beantwortbar. Nun ist es so: Ich kann Ihnen hier eine Antwort eines Gerichtes mitteilen, denn der Fotograf hat tatsächlich geklagt und – Achtung! Das sollten Sie sich auf der Zunge zergehen lassen – das Landgericht Köln hat zunächst die geantwortet auf die Frage „Was ist eine kommerzielle Nutzung im Sinne von CC?“: „Es ist darunter eine rein private Nutzung zu verstehen“. Sie können sich jetzt selbst ausdenken, was das für wissenschaftliche Nutzungen heißt. Nur eine rein private Nutzung. Das Deutschlandradio hat dann dankenswerterweise das zur nächsten Instanz gebracht. Das Oberlandesgericht, das hat dann etwas differenzierter geschaut, aber auch hier zunächst die klare Aussage „Nur, weil das Deutschlandradio nicht gewinnorientiert arbeitet oder arbeiten muss, heißt das nicht, dass es schon nicht kommerziell ist. Man muss eine Gesamtbewertung machen“ usw. usw. Das ist ganz interessant, und zwar haben wir gestern gehört, Urheberschutz bedeutet ja „im Zweifel zugunsten des Urhebers“, in dubio pro autore, ja. Hier wurde es umgedreht: Die Zweifel gehen zu Lasten des Urhebers und begründet hat man das mit AGB. Ja, dieser CC-Lizenzvertragstext ist AGB-Recht. Ich werde Ihnen gleich noch eine weitere Crux zeigen, warum jetzt das Deutschlandradio trotzdem nicht Recht bekommen hat. Als Zwischenfazit möchte ich nur zu dieser – insbesondere in den Geisteswissenschaften – sehr beliebten Non Commercial-Klausel Ihnen mitgeben, und ich beschäftige mich seit Jahren jeden Tag mit diesen Problemen: Es gibt erhebliche Auslegungs-Probleme und die führen dazu, dass erwünschte Nutzungen nicht stattfinden, weil wir Juristen im Zweifel dann eben davon abraten müssen. Abgesehen davon, Open Access Compliant mit der Berlin Declaration ist es auch nicht.
>> Minute 18:39

So, weiter mit einer Aufgabe für Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren: Sie sehen auf der rechten Seite das Originalbild. Ich weiß auch nicht so recht, was das Original […], aber das ist das Originalbild vom Fotografen, so wie es auch bei Flickr eingestellt war und links sehen Sie das Bild, so wie es auf Deutschlandradio in diesem redaktionellen Zusammenhang veröffentlicht war. Können Sie erkennen, wo nun hier der Vorwurf gemacht werden kann? Jenseits dieser kommerziellen/nicht kommerziellen Verwendung. Was kann man hier als Fotograf noch dem Deutschlandradio vorwerfen? Und das ist tatsächlich das Original, also der originale Sachverhalt.
[Plenum antwortet]
Was könnte denn noch […]? Damit Sie nur mal sehen, woher man kommt und wohin das jetzt geht.
[Plenum antwortet]
Vollkommen richtig. Die Kollegin sagt: „Dieses Ausschneiden bei der Vergrößerung ist eine Bearbeitung“. Das ist richtig. Jetzt haben wir nur, aus Sicht des Deutschlandradios erfreulicherweise die Geschichte, dass die Lizenz ja war „CC BY Non Commercial“. Das heißt aber auch: „Bearbeitungen sind erlaubt“. Ansonsten […] die Bestimmung heißt „CC BY und ND“. Das hätte der Fotograf auch machen können, hat er aber gerade nicht gemacht. Weitere Vorschläge? Sie müssen etwas […] ausholen, aber das geht genau in das, was eben sehr wichtig ist. Gucken Sie nochmal aus der Sicht des Fotografen. Jemand meldet sich. Bitte? Plenum spricht.
Richtig. Also, nochmal zur Wiederholung […]: Es gibt eine sehr strenge Vorgabe, wie ich zu zitieren habe, nämlich genau so, wie es der Urheber möchte und angebracht hat. Und die Auflösung sehen Sie hier unten (zeigt auf das rechte Bild). Hier hatte nämlich der Fotograf, mit dem Copyright-Symbol, sein Urheber-Vermerk angebracht und das Deutschlandradio hat es zu diesem Copyright-Vermerk gemacht (zeigt auf das linke Bild), wie Sie hier unten sehen. Nach meinem unjuristischen Verständnis, meine Damen und Herren, hat das Deutschlandradio den Copyright-Vermerk eher vergrößert und deutlicher gestaltet. Also eigentlich, zunächst mal, vorbildlich […]. Aber, Sie erinnern sich, der Urhebervermerk muss genau so in dieser Form beibehalten werden, wie der Urheber das gemacht hat und möchte. Das heißt, Auflösung tatsächlich: Hier war der Copyright-Vermerk und der ist verändert worden. Das verstößt gegen eben diese Vorgabe, dass man genau so zu zitieren hat, wie der Urheber sein Urhebervermerk angebracht hatte und damit liegt ein Lizenzverstoß vor und jedenfalls bisher, wenn man gegen eine verstößt, gegen eine Vorgabe der CC-Lizenz verstößt, wird die komplette CC-Lizenz unwirksam, es kommt wieder zum Grundprinzip „All rights are reserved“ und das Ergebnis ist das Gleiche, nämlich die Rechtsverletzung liegt vor. Das heißt, viele der Fragen und der Sorgen auch, CC heißt „man muss nicht mehr genannt werden“ – nein, es ist genau andersrum. Ich empfinde es auch persönlich als Autor eine gute Möglichkeit genau anzugeben, wie ich zitiert werden möchte und ich weiß auch, dass ich das genau so durchsetzen kann.
<< Minute 23:56 – Ende

 

transcr. Laura Höpfl


Bibliographie

  • Hartmann 2015 = Hartmann, Thomas (2015): Offene Lizenzen – ein Werkstattbericht zu den rechtlichen Herausforderungen im Jahr 2015 (Vortrag), in: Tagung "Offene Lizenzen in den Digitalen Geisteswissenschaften" (27./28. April 2015 in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften) (Transkription von Minute 13:06 bis Minute 23:56). Link

Präambel (Methodologie) (Zitieren)

Thomas Krefeld


(120 Wörter)

In den Beiträgen der Methodologie artikuliert sich das wissenschaftliche Selbstverständnis des Projekts. Die Auffassung zugrunde liegender Begriffe der Linguistik und der Informationstechnologie wird dargelegt, die Funktionsbereiche des Portals, besser: der virtuellen Forschungsumgebung, werden bestimmt und markante Punkte des außersprachlichen Kontexts werden kommentiert.  Diese Unterfütterung der Nutzeroberfläche mit analytischem Diskurs zielt auf maximale Transparenz der gesamten Unternehmung; mit dieser Konzeption unterscheidet sich VerbaAlpina von den meisten anderen Projekten im Feld der Digital Humanities. Denn die entwickelten Prozeduren der virtuellen Geolinguistik zeigen sich nicht nur in der Funktionalität des Webauftritts, sie werden auch explizit und unmittelbar in der aktuellen Forschung verortet, ohne den mittelbaren Umweg über andere Kanäle der Publikation zu nehmen (die im übrigen in Gestalt externer Publikationen auch genutzt werden).